Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

th0g3r
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Re: Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

Beitrag von th0g3r »

Ich denke, das der Großteil der Menschheit zu unreflektiert lebt und sich hier über Luxusproblemchen mokiert.
Ach nein, wirklich? :roll: Da fällt mir direkt das Thema Bierdosen in deutschlandfarben ein.
Smoko
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Re: Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

Beitrag von Smoko »

freq hat geschrieben: Mi 4. Jul 2018, 22:47 Ich denke, das der Großteil der Menschheit zu unreflektiert lebt und sich hier über Luxusproblemchen mokiert.
Ich finde, dass Unfähigkeit zur vernünftigen und respektvollen Diskussion und Auseinandersetzung kein Luxusproblem, sondern ein sehr zentrales Problem unserer Welt ist.
swatch20
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Registriert: Mo 4. Jul 2011, 23:43

Re: Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

Beitrag von swatch20 »

Smoko hat geschrieben: Mi 4. Jul 2018, 18:42 Hallo zusammen,

ich bin dieses Jahr und auch die letzten Jahre mal wieder viel im Forum am Lesen und stoße immer wieder auf die gleiche Aussage: "Dann fahr halt nicht auf die Fusion!"

- es ist dir zu viel freier Drogenkonsum? Dann fahr halt nicht auf die Fusion!
- andere Meinung bei "no shirt no service"? Dann fahr halt nicht auf die Fusion!
- andere Meinung bei striktem Verbot jeglicher Gegenstände in Deutschlandfarben? Dann fahr halt nicht auf die Fusion!
- andere Meinung zu irgendwas, was auf der Fusion stattfindet, praktiziert, vermittelt, etc. wird? Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

Und am Besten noch ein "Fahr doch auf die Nature One oder aufs Tomorrowland nächstes Jahr, damit ist allen geholfen." hinterher.

Was ist denn das für eine Diskussionskultur? Gar keine! Die Fusion ist ein Festival für die breite Masse. Auch wenn das manche nicht einsehen wollen, bei jährlich 60.000+ Besuchern kann man das nicht anders sagen. Der Kulturkosmos profitiert auch in erheblichem Maße davon, dass dieses Festival eines für die breite Masse ist. Meint ihr, die würden so viele Tickets verkaufen und so viele nicht extrem Linke einladen, wenn sie nur solche dort haben wollten? Der Kulturkosmos finanziert viele weitere Projekte über die Einnahmen aus der Fusion, so viele linke Gruppierungen aus ganz Deutschland können Projekte finanzieren durch die Einnahmen auf der Fusion.
Macht doch einfach statt dem Losverfahren einen Gesinnungstest und feiert eure 2000 Menschen Exklusivparty. Dann müsst ihr euch auch nicht über diese dumme, unreflektierte, unpolitische, konservative, systemunterstützende, patriachale und sexistische breite Masse, die auf der Nature One viel besser aufgehoben wäre, aufregen.

Das zentrale Element einer freien und demokratischen Gesellschaft ist die Diskussion und Debatte. Und da steckt es in der Definition, dass unterschiedliche Meinungen vertreten werden. Und es ist essentiell, dass man erstmal die Meinung des Anderen respektiert und mit Anstand auf diese eingeht, kritisiert, Gegenargumente liefert, etc..
Jedem, der irgendetwas auf der Fusion kritisiert, einfach nur ein "Dann fahr halt nicht auf die Fusion!" entgegenzuschleudern entspricht so einer "akzeptiert es, oder verpiss dich"-Mentalität. Das hat nichts mit Respekt und Anstand und schon gar nichts mit konstruktiver Diskussionskultur zutun. Das ist dann einfach nur hochgradig ignorant und intolerant und genau daran krankt unsere Gesellschaft und genau dazu trägt man dann bei. Glückwunsch!

Ich würde mich selber als sehr links bezeichnen und finde viele Ansätze und Inhalte auf der Fusion sehr gut. Aber manche Sachen unterschreibe ich eben nicht direkt und müssen für mich erstmal durchdiskutiert werden. Soll ich jetzt nicht mehr kommen deswegen?

Wenn ihr nicht mit Menschen umgehen könnt, die nicht exakt eure Meinung haben und Dinge, von denen ihr überzeugt seid, in Frage stellen, dann habt ihr streng genommen nichts in einer Demokratie zu suchen und ich würde einfach mal sagen:
"Dann fahr halt nicht auf die Fusion!"

Grüße
Danke für diesen konstruktiven Beitrag
aven
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Registriert: Mi 4. Jul 2018, 18:58

Re: Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

Beitrag von aven »

Oder am Besten auch damit klar kommen, das nicht immer alles perfekt ist.

Türlich könnte man auch diskutieren das die Wahl zwischen Vegan und Veggie meine Freiheit als Carnivore einschränkt. Oder ich esse halt Käsespätzle und freue mich lieber über die Musik und den Freiraum zum Ausleben von anderen unterdrückten Freiheiten und hedonistischen Aktivitäten.

Wobei der Hedonismus ja vielleicht noch mehr das Problem ist als das Verstoßen gegen die selbstauferlegenden Normen während der Fusion. Hauptsache Spaß haben, das meiste raus holen und bloß die Realität ausblenden. Kontrolle verlieren.

Für mich ist das Schöne an der Fusion die Erfahrung der gemeinsamen Werte wie Freiheit und Toleranz (und auch wenn es nur 90%) und nicht die die Einigung über normative Verhalten wie "Nur Veggie und Vegan"

Und die Spätzle sind ja sogar noch sau gut...
freq
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Re: Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

Beitrag von freq »

th0g3r hat geschrieben: Mi 4. Jul 2018, 22:51Ach nein, wirklich? :roll: Da fällt mir direkt das Thema Bierdosen in deutschlandfarben ein.

Eine einzelne beschissene Bierdose ist doch nicht das Problem, genauso wenig, wie eine einzelne Schlandflagge das Problem ist. Wenn die Dinger dann in Massen auftauchen, wird es allerdings sehr wohl problematisch. In der normalen Welt und eben auch ganz speziell auf der Fusion.

Wenn man Platz für 3 Paletten Schland-Bier hat, dann hat man auch Platz für 2 Rollen schwarzes Gaffa.
swatch20
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Re: Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

Beitrag von swatch20 »

freq hat geschrieben: Do 5. Jul 2018, 00:10
th0g3r hat geschrieben: Mi 4. Jul 2018, 22:51Ach nein, wirklich? :roll: Da fällt mir direkt das Thema Bierdosen in deutschlandfarben ein.

Eine einzelne beschissene Bierdose ist doch nicht das Problem, genauso wenig, wie eine einzelne Schlandflagge das Problem ist. Wenn die Dinger dann in Massen auftauchen, wird es allerdings sehr wohl problematisch. In der normalen Welt und eben auch ganz speziell auf der Fusion.

Wenn man Platz für 3 Paletten Schland-Bier hat, dann hat man auch Platz für 2 Rollen schwarzes Gaffa.
Und was tut das Gaffa außer allen, die die Dose sehen mitzuteilen, dass da jemand trotzdem das Bier mit der Deutschlandflagge gekauft hat, aber es vor den Leugnern der Realität verstecken muss bzw. dass es Verschwendung und Umweltverschmutzung ist? Ich finde das albern und ein Vorwand nicht in den echten Diskurs mit den Trägern treten zu müssen.
Strichvogel
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Re: Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

Beitrag von Strichvogel »

Smoko hat geschrieben: Mi 4. Jul 2018, 18:42 Hallo zusammen,

ich bin dieses Jahr und auch die letzten Jahre mal wieder viel im Forum am Lesen und stoße immer wieder auf die gleiche Aussage: "Dann fahr halt nicht auf die Fusion!"

- es ist dir zu viel freier Drogenkonsum? Dann fahr halt nicht auf die Fusion!
- andere Meinung bei "no shirt no service"? Dann fahr halt nicht auf die Fusion!
- andere Meinung bei striktem Verbot jeglicher Gegenstände in Deutschlandfarben? Dann fahr halt nicht auf die Fusion!
- andere Meinung zu irgendwas, was auf der Fusion stattfindet, praktiziert, vermittelt, etc. wird? Dann fahr halt nicht auf die Fusion!

Und am Besten noch ein "Fahr doch auf die Nature One oder aufs Tomorrowland nächstes Jahr, damit ist allen geholfen." hinterher.

Was ist denn das für eine Diskussionskultur? Gar keine! Die Fusion ist ein Festival für die breite Masse. Auch wenn das manche nicht einsehen wollen, bei jährlich 60.000+ Besuchern kann man das nicht anders sagen. Der Kulturkosmos profitiert auch in erheblichem Maße davon, dass dieses Festival eines für die breite Masse ist. Meint ihr, die würden so viele Tickets verkaufen und so viele nicht extrem Linke einladen, wenn sie nur solche dort haben wollten? Der Kulturkosmos finanziert viele weitere Projekte über die Einnahmen aus der Fusion, so viele linke Gruppierungen aus ganz Deutschland können Projekte finanzieren durch die Einnahmen auf der Fusion.
Macht doch einfach statt dem Losverfahren einen Gesinnungstest und feiert eure 2000 Menschen Exklusivparty. Dann müsst ihr euch auch nicht über diese dumme, unreflektierte, unpolitische, konservative, systemunterstützende, patriachale und sexistische breite Masse, die auf der Nature One viel besser aufgehoben wäre, aufregen.

Das zentrale Element einer freien und demokratischen Gesellschaft ist die Diskussion und Debatte. Und da steckt es in der Definition, dass unterschiedliche Meinungen vertreten werden. Und es ist essentiell, dass man erstmal die Meinung des Anderen respektiert und mit Anstand auf diese eingeht, kritisiert, Gegenargumente liefert, etc..
Jedem, der irgendetwas auf der Fusion kritisiert, einfach nur ein "Dann fahr halt nicht auf die Fusion!" entgegenzuschleudern entspricht so einer "akzeptiert es, oder verpiss dich"-Mentalität. Das hat nichts mit Respekt und Anstand und schon gar nichts mit konstruktiver Diskussionskultur zutun. Das ist dann einfach nur hochgradig ignorant und intolerant und genau daran krankt unsere Gesellschaft und genau dazu trägt man dann bei. Glückwunsch!

Ich würde mich selber als sehr links bezeichnen und finde viele Ansätze und Inhalte auf der Fusion sehr gut. Aber manche Sachen unterschreibe ich eben nicht direkt und müssen für mich erstmal durchdiskutiert werden. Soll ich jetzt nicht mehr kommen deswegen?

Wenn ihr nicht mit Menschen umgehen könnt, die nicht exakt eure Meinung haben und Dinge, von denen ihr überzeugt seid, in Frage stellen, dann habt ihr streng genommen nichts in einer Demokratie zu suchen und ich würde einfach mal sagen:
"Dann fahr halt nicht auf die Fusion!"

Grüße
Word!

Ich bin auch beim Rumscrollen durch's Forum über die Diskussionskultur von allen Seiten richtig erschrocken. Natürlich gibt es viele Trolle, aber dennoch überwiegt in vielen Themen dieses ablehnende "Geh-doch-woanders-hin". Wisst ihr, woher ich das noch kenne? Von rechten Dumpfbacken die mit irgendeiner Leitkultur herumargumentieren.

In Zeiten eines politischen Rechtsrucks, der seinesgleichen sucht, sind wir auf eine starke Linke angewiesen. Aber wenn das, was hier gezeigt wird, der Rest von linker Diskussionskultur ist, sehe ich ehrlich gesagt schwarz.
Links zu sein ist manchmal sehr anstrengend. Links zu sein, bedeutet manchmal unangenehm zu sein, zu anderen, aber zuallererst immer zu sich selbst! Und dann bedeutet es tolerant zu sein, offen gegenüber anderen Meinungen zu sein. Und nicht diese von sich zu weisen, ohne inhaltlich einmal darauf einzugehen. Häufig erlebe ich aber, dass inhaltliche Abstimmung nur in irgendwelchen elfenbeinturmartigen Asta-Gremien an Berliner Unis oder meinetwegen basisdemokratischen Bootcamps stattfinden darf - aber auf keinen Fall in der Öffentlichkeit, auf keinen Fall mit Argumenten (mit denen man sich angreifbar machen könnte). Andere Meinungen aus bspw. der gesellschaftlichen Mitte werden verlacht und verhöhnt.

Liebe Leute, die ihr diese Verhaltensweise an den Tag legt und euch für links haltet: wenn ihr nicht zuhört, werdet ihr nicht gehört. Und eine Linke, die nicht gehört werden will, die braucht kein Mensch.
Gesperrt