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Stellungnahme Kulturkosmos Müritz e.V. zu Spannervideos in Duschen auf dem Fusion Festival

Verfasst: Mo 3. Feb 2020, 17:57
von Fusion Crew
+++ Aktualisierte Version / Updated version - 7. FEB 2020 +++
+++ English version below +++

Inhaltswarnung: sexualisierte Gewalt und sexualisierte Übergriffe

Mit Bestürzung haben wir die Veröffentlichung von voyeuristischen Videos, die auf Dixi-Toiletten beim Monis Rache Festival gefilmt wurden, Anfang Januar zur Kenntnis genommen und viel darüber diskutiert. 

Am 27. Januar schließlich erfuhren wir durch anonyme E-Mails, dass diese perfide Form sexualisierter Gewalt auch auf dem Fusion Festival geschehen ist. 
Offenbar wurden Menschen in den Duschen beim Bachstelzen-Floor gefilmt und zunächst sechs Videos unter dem Nutzernamen „Hannes Lange“ (hanneshiddencam) auf der pornografischen Plattform „xhamster“ online gestellt.  

Diese zunächst über die Plattform abrufbaren Videos hatten pro Video zwischen 30 und 150 Aufrufe bei Videos, soweit sie nur von „Freund:innen“ oder mittels Passwort abrufbar waren, aber zwischen knapp 16.000 bis zu 37.000 Aufrufe bei den drei öffentlich abrufbaren Videos.

Die Kamera war offenbar so platziert, dass die Körper der gefilmten Menschen vom Schulterbereich abwärts erkennbar waren und es gab mehrere Nahaufnahmen von weiblichen und männlichen Körperteilen. Gesichter oder Köpfe waren vordergründig nicht zu erkennen. Die Aufnahmen wurden tagsüber und vermutlich in Folge aus einer abgestellten Tasche o.ä. heraus aufgenommen. Auf Intervention unserer Anwaltskanzlei wurden die Videos am 27.Januar innerhalb weniger Minuten gelöscht.

Einige Tage später tauchte auf demselben Profil ein siebentes Video auf. Dieses war als „privat“ markiert und konnte nur von den „Freund:innen“ des Nutzers gesehen werden. Da davon auszugehen war, dass auch dieses Video in unseren Duschen aufgenommen wurde, hat unsere Anwaltskanzlei umgehend auch dessen Unterlassung und Löschung gefordert. Auch dieses Video wurde innerhalb weniger Stunden gelöscht.

Wir sind erschüttert und fassungslos darüber, dass diese Form von sexualisierter Gewalt an Orten stattfindet, in denen wir Antisexismus und Gewaltfreiheit als Grundkonsens verstehen.

Wir möchten allen unmittelbar betroffenen Menschen unsere uneingeschränkte Solidarität ausdrücken und ihnen, sowie auch allen Personen, die sich direkt oder indirekt betroffen fühlen, die Möglichkeit geben, ihre Fragen, Sorgen oder Bedürfnisse an uns zu kommunizieren. Ihr könnt euch unter feedback(at)kulturkosmos.de melden. Bei Bedarf gibt es die Möglichkeit in Berlin ein Vernetzungs-/Unterstützungstreffen für Betroffene zu organisieren, mit anwaltlichem Beistand und der Fusion-Awareness-Crew, um euch in eurem weiteren Vorgehen zu stärken.

Diese Form von psychischem Missbrauch sollte unbedingt zur Anzeige gebracht werden. Wir werden versuchen, den Täter, der sein Nutzerprofil mittlerweile gelöscht hat, zu identifizieren und haben durch unseren Anwalt bereits den Sachverhalt bei den Strafverfolgungsbehörden anzeigen lassen.
Solltest du diese Videos gesehen und dich eindeutig auf einem der Videos erkannt haben, ist es durchaus sinnvoll und ratsam, dass du ebenfalls Strafanzeige erstattest und Strafantrag stellst. Dies ist aber auch dann möglich, wenn du nicht sicher bist, ob du auf den Aufnahmen zu sehen bist, aber die betroffenen Duschen während des Festivals genutzt hast. Die Strafverfolgungsbehörden ermitteln inzwischen sowohl auf eigene Initiative, als auch durch unsere Strafanzeige.

Wir als Kulturkosmos werden uns in den Vorbereitungen des Fusion Festivals 2020 intensiv mit diesen – für uns neuartigen – sexualisierten Übergriffen auseinandersetzen und in Zusammenarbeit mit den einzelnen Gruppen, insbesondere aus dem Sanitär- und Hygienebereich, mögliche Vorsichtsmaßnahmen diskutieren, um zu prüfen, was zum kommenden Festival praktisch und sinnvoll umgesetzt werden kann. 

Wie sich leider immer wieder und besonders in letzter Zeit gezeigt hat, ist das Umfeld, in dem wir uns verorten, nicht davor gefeit, dass Übergriffe geschehen. Dieses Verhalten ist nicht hinnehmbar oder gar entschuldbar, deshalb wollen wir uns gemeinsam mit euch dagegen wehren und dafür kämpfen, dass jegliches übergriffige Verhalten erkannt und verbannt wird.

Welche Konsequenzen wir aus diesen Vorfällen ziehen, werden die Diskussionen der kommenden Wochen ergeben. Wir hoffen, dass diese Form sexistischer Gewalt gesamtgesellschaftlich thematisiert und die Verbreitung von Spannervideos im Netz, egal wo und wie aufgenommen, strafrechtlich verfolgt wird.

---

+++ Update: Am 7.Februar wurde dieses Statement um folgende Informationen ergänzt:

1. schnellere Löschung:
In der ursprünglichen Fassung unseres Statements hatten wir geschrieben, dass die ersten sechs Videos innerhalb von 24 Stunden nach Hinweis an „xhamster“ gelöscht wurden.
Tatsächlich erfolgte die Löschung der Videos sehr viel schneller: Schon wenige Minuten nach Aufforderung durch unsere Anwaltskanzlei waren die Videos offline.

2. Anzahl der Aufrufe
Da wir unser Statement erst nach der durch unsere Anwaltskanzlei veranlassten Löschung formuliert haben, konnten wir zu diesem Zeitpunkt die genauen Zugriffszahlen nicht mehr einsehen. Entsprechend haben wir uns unserer Erinnerung bedient und ursprünglich geschrieben, dass die Videos zwischen 300 und 500 mal aufgerufen wurden.
Der letzte durch unsere Anwaltskanzlei kurz vor der Löschung angefertigte Screenshot zeigt jedoch noch höhere Zugriffszahlen: Die drei öffentlich zugänglichen Videos hatten kurz vor der Löschung durch „xhamster“ ca. 15.880, 26.958 und 36.992 Aufrufe. Die drei nicht öffentlich zugänglichen Videos hatten kurz vor der Löschung durch „xhamster“ ca. 33, 101, und 150 Aufrufe. Darüber hinaus können wir im Nachgang nicht mehr verifizieren, ob die Videos, wie im ursprünglichen Statement geschrieben, nur 5 Tage online waren.

Wir sind schockiert über diese hohen Zugriffszahlen – keinesfalls war es unsere Absicht, diese herunter zu spielen. Deshalb machen wir unseren Fehler an dieser Stelle transparent und bitten euch um Entschuldigung. Für uns war es unvorstellbar, dass derartige Videos auf ein so großes Interesse stoßen. Tatsächlich sind derartige Zugriffszahlen – wie auch die Veröffentlichung derartiger Videos – bei „xhamster“ keine Seltenheit: Es handelt sich hierbei nicht um ein Nischenphänomen, sondern um ein großes gesellschaftliches Problem.

Wer derartige Videos konsumiert, ermutigt die Täter und trägt eine klare Mitschuld.
Gleiches gilt für die Betreiber der einschlägigen Video-Plattformen wie „xhamster“. Sie animieren mit eigens dafür vorgesehenen Kategorien die Straftäter zu weiteren Straftaten und verdienen mit der Verbreitung der Videos Geld. Dieser massive Missbrauch gehört gesellschaftlich geächtet und sollte vom Gesetzgeber stärker und vor allem lückenlos unter Strafe gestellt werden.

3. Aufnahmen
In der ursprünglichen Fassung unseres Statements hatten wir geschrieben, dass in den Videos Nahaufnahmen weiblicher Körperteile erkennbar waren. Wir ergänzen, dass ebenfalls männliche Körperteile gefilmt wurden.

4. Strafanzeige
Die Videos wurden nicht aufgrund unserer Strafanzeige gelöscht, sondern aufgrund der Intervention unserer Anwaltskanzlei. Die Strafanzeige wurde danach (5.2.) in Neubrandenburg und Köln erstattet.

+++ English Version +++

A statement by Kulturkosmos Müritz e.V. on voyeur shower videos at Fusion Festival

Warning: contains references to sexual violence 

We were dismayed to learn about the publication of voyeuristic videos of the portable “Dixi” toilets at the “Monis Rache” Festival in early January and it became the topic of much discussion. 

Then, on January 27, we received anonymous emails which informed us that this perfidious form of sexual offence also happened at Fusion Festival.
As far as we know at this stage, people were filmed in the showers on the 'Bachstelzen' floor and six videos were put online on the pornographic platform „xhamster“ under the username "Hannes Lange" (hanneshiddencam).

As of January 27, these videos were publicly viewable. They had between 30 und 150 clicks for non-publicly shared videos and between 16.000 and 37.000 clicks for publicly available videos. The camera was apparently placed so that the bodies of the filmed people could be seen from the shoulders down, and there were several close-ups of female and male body parts. Faces or heads were not recognizable. We assume that the videos were probably recorded successively from a bag on the floor. Thanks to immediate action by our attorney, the videos were taken offline within hours of the same day.

A few days later, seventh video appeared on the same user profile. This one was marked as "private" and could only be viewed by "friends" of the user. Since it was assumed that this video was also recorded in our showers, our lawyer firm immediately filed an injunction and sought the deletion of the video. As a result, this video was also deleted within hours .

We are shocked and simply stunned that this form of sexual attack can occur in a place in which sexism and violence are absolutely antithetical to our fundamental values. 

We would like to express our full solidarity to all of you who feel indirectly or directly affected. We’d like to also offer the opportunity to communicate your questions, concerns or needs to us.  You can reach us at feedback (at) kulturkosmos.de. If it is of interest, we would also like to offer a support meeting in Berlin with our legal counsel and the Fusion Awareness Crew to help with potential next steps people may want to take.

This form of psychological abuse should be reported to the police. Hence, we are trying to identify the perpetrator who has already deleted his user profile and we have already filed a criminal complaint against him.
If you have seen these videos and recognized yourself, it is advisable that you file a criminal complaint. This is also possible if you are not sure that you are on the recordings but have used the affected showers on the festival. Either way, German law enforcement agencies are already investigating proactively, as well as based on criminal complaint.

Sexual assaults of this covert nature are something new for us at Kulturkosmos. In discussion with the various stakeholders – especially those from the sanitary and hygiene sectors – preventive measures will be discussed and evaluated regarding practicality for this year’s Fusion festival. 

Unfortunately, as has been shown time and time again in the recent past, the environment in which we operate is not immune to violation. This behavior is unacceptable and inexcusable. We want to fight against such acts together with you and ensure that any such act is recognized and banished.

The discussions in the coming weeks will dictate what consequences we draw from these incidents. We hope that this form of sexual attack will be a discussion topic for society as a whole, and that the distribution of voyeur videos online, wherever and however they are recorded, will be prosecuted.

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Update: On February 7th, this statement was amended by the following information:

1. Faster removal:
In the original statement, we wrote that the first six videos were deleted within 24 hours after our attorney's request.
In fact, the videos were removed much faster: they were taken offline within some minutes after our attorney`s office demand.

2. Number of hits
We wrote our statement after the videos had been deleted.
Hence, we could not see the exact number of hits each video had accumulated so far.
Thus, we tried to remember and wrote that the videos hat between 300 and 500 hits.
However, our attorney's office last screenshot before deletion shows much higher access rates:
The three publicly accessible videos hat about 15,880; 26,985 and 36,992 hits.
The three non-public videos hat 33; 101 and 150 hits shortly before they were deleted.
Furthermore we cannot verify retrospectively that the videos have been online only for five days.
We are shocked by these high numbers of hits ourselves. It was not at all our intention to downplay them. This is why we make our mistake transparent and would like to make a formal apology.

For us, it was beyond imagination that videos like these would be met with such an amount of interest. As we learned, such high hit rates – just like the publication of such videos – are not rare to be seen. This is not a niche phenomenon, but a significant problem in our society.

Those who consume these videos are in moral complicity and motivate offenders to produce more. The same is true for those who run the respective platforms like „xhamster“. These platforms offer dedicated categories for such content, motivate offenders, and make good money distributing the illegal content. This massive abuse should be ostracized, and should be outlawed and punished complete by law makers.

3. Images
In the original statement, we wrote that there were images of female body parts. We would like to add that also male body part images have been filmed.

4. Criminal complaint
The videos were taken offline not because of criminal complaint but due to our attorny‘s office injunction. Due to his thorough investigation and meticulous work, criminal complaints were filed on February 5th in the cities of Cologne and Neubrandenburg.

Re: Stellungnahme Kulturkosmos Müritz e.V. zu Spannervideos in Duschen auf dem Fusion Festival

Verfasst: Mi 5. Feb 2020, 12:13
von Noel Tech Nik
es gibt darüber sogar bei bild ein beitrag :(

Re: Stellungnahme Kulturkosmos Müritz e.V. zu Spannervideos in Duschen auf dem Fusion Festival

Verfasst: Mi 5. Feb 2020, 12:36
von smokesalot
ach mensch, erst monis rache und nun auch noch auf der fusion - ich bin total traurig. :(

Re: Stellungnahme Kulturkosmos Müritz e.V. zu Spannervideos in Duschen auf dem Fusion Festival

Verfasst: Mi 5. Feb 2020, 16:25
von Partybombe
Der Username „Hannes Lange“ (fals der Name wirklich der echte Name von diesem User ist:) sollte in den div.
Verzeichnissen / Listen usw vom KuKo gesucht und gänzlich gesperrt werden. Immerhin sind alle Tickets personalisiert.
Dies wird das Problem nicht wirklich lösen aber eventuell hilft es ein klein bichen.

Re: Stellungnahme Kulturkosmos Müritz e.V. zu Spannervideos in Duschen auf dem Fusion Festival

Verfasst: Mi 5. Feb 2020, 16:50
von mysticdragon
Gibt es irgendwie die Möglichkeit,zu überprüfen ob man da drauf war? Wir waren jeden Tag dort duschen und es beschleicht einen schon ein komisches Gefühl dabei. -.-

Mail schicke ich gleich auch noch nach

Re: Stellungnahme Kulturkosmos Müritz e.V. zu Spannervideos in Duschen auf dem Fusion Festival

Verfasst: Mi 5. Feb 2020, 18:20
von iron
Partybombe hat geschrieben: Mi 5. Feb 2020, 16:25 Der Username „Hannes Lange“ (fals der Name wirklich der echte Name von diesem User ist:) sollte in den div.
Verzeichnissen / Listen usw vom KuKo gesucht und gänzlich gesperrt werden. Immerhin sind alle Tickets personalisiert.
Dies wird das Problem nicht wirklich lösen aber eventuell hilft es ein klein bichen.
Das wird dazu führen, dass alle Menschen mit dem Namen Hannes Lange nicht mehr an der Fusion teilnehmen können, ich denke mal der Name wird ein paar Mal in Deutschland vorkommen und dass der User definitiv NICHT seinen echten Namen angegeben hat. Ich finde deinen Handlungsdrang gut, dennoch finde ich die Idee aber total unwirksam und sie hat bestimmt eher negative Auswirkungen.

Re: Stellungnahme Kulturkosmos Müritz e.V. zu Spannervideos in Duschen auf dem Fusion Festival

Verfasst: Fr 7. Feb 2020, 17:49
von Mönchshof2
mysticdragon hat geschrieben: Mi 5. Feb 2020, 16:50 Gibt es irgendwie die Möglichkeit,zu überprüfen ob man da drauf war? Wir waren jeden Tag dort duschen und es beschleicht einen schon ein komisches Gefühl dabei. -.-
ich glaube (leider) kaum dass das möglich ist. immerhin möchte man die videos ja gelöscht und so wenig wie möglich verbeitet haben. ich kann deinen gefühl aber etwas nachvollziehen.

Re: Stellungnahme Kulturkosmos Müritz e.V. zu Spannervideos in Duschen auf dem Fusion Festival

Verfasst: Fr 7. Feb 2020, 22:43
von Fusion Crew
+++ Aktualisierte Version oben eingefügt +++
+++ Updated version inserted above +++

Re: Stellungnahme Kulturkosmos Müritz e.V. zu Spannervideos in Duschen auf dem Fusion Festival

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 12:59
von s0undless
Ich bin leider etwas spät dran da ich die entsprechende Reportage erst eben gesehen habe, habe mich aber jetzt extra angemeldet um meine Erfahrungen zu teilen:
Ich kann mich sehr gut daran erinnern wie mir jemand auf der Fusion 2010 an dem Showertower nahe der Turmbühne aufgefallen ist der ziemlich nahe mit Blickrichtung zu den Duschen hin da saß als ich Samstag vormittag duschen wollte.
Bei genauerem hinsehen konnte man unter einem Handtuch klar eine Kamera erkennen, was ich umgehend der Security gemeldet habe und die Reaktion eures Personals war ziemlich ernüchternd: Kein Herauswurf, nur die Bitte doch die Kamera ein zu packen und sich woanders hin zu setzen. Die Speicherkarte bzw das aufgenommene Material wurde weder gesichtet noch eingezogen.
Selbes Spiel 2 Jahre später bei den Duschen in der nähe unseres Camps, dieses mal haben wir uns für den unbürokratischen weg entschieden, den Typen direkt konfrontiert und die Speicherkarte an Ort und Stelle unbrauchbar gemacht.
Fällt mir ehrlich gesagt ein wenig schwer zu glauben dass ich bzw wir die einzigen waren in über 10 Jahren denen solche Vorfälle aufgefallen sind zumal das ja doch zum Teil recht offensichtlich ist wenn so etwas passiert.
Schade auch dass man sich solchen Situationen selbst annehmen muss statt sich darauf verlassen zu können das solches Verhalten von eurem Personal mit sofortigen Rauswurf und ggf einer Anzeige quittiert wird