Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

n0rthern
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Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von n0rthern »

maohecha hat geschrieben:wow selten so einen hochnäsigen und schlechten artikel gelesen. einziger existenzgrund: die autorin kann zurück ins coole berlin fahren und sich weiterhin als was besseres fühlen.

ich mein ich sehe dreads bei weißen hippies und teilweise den umgang mit anderen kulturen auf der fusion auch kritisch aber wenn man als "journalistin" seinen ganzen artikel an diesem einem punkt aufhängt sollte man vielleicht den beruf wechseln...
Dreads sind keine Erfindung der Rastafaris, schaut man sich mal kurz den Lebenslauf der Frau an weiß man woher der Wind weht
MoooJooo
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Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von MoooJooo »

Das arme Mädel fährt zur Fusion, um sich ihre Depression zu beweisen, statt etwas davon loswerden zu wollen?
Tapioka
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Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von Tapioka »

„Hippies Vorläufer*innen u.a. in der Lebensreform in BRD zur Jahrhundertwende, in den 1960er Jahren lose begrifflich gefasst als Jugendbewegungen der Industrienationen, Ziel ist eine klassenlose, befreite, friedliche Gesellschaft ohne Naturzerstörung und das Dekonstruieren unterdrückerischer gesellschaftlicher Strukturen, dazu Hinwendung zu Techniken der Bewusstwerdung der Entfremdung: Interesse für emanzipatorische Gesellschaftskritik ebenso wie für Meditationspraktiken und andere alternative Bewusstseinszustände, „Drop out“: Eskapistische Flucht vor entfremdeter Leistungsgesellschaft: Reisen in andere Kulturräume, besonders Beeinflussung durch transzendente Philosophie und Musik Süd- und Ostasiens und den indigenen Kulturen Amerikas: Einflechtung von verschiedensten Instrumenten in Fusionmusikstilen wie Jazz- , Psychedelic- und Spacerock. Ab den 1970er Jahren Überschneidungen mit Reggaeszene, der Musikstil Psychedelic Dub entstand.
Materieller Ausdruck: Dress soll Naturverbundenheit und friedliche Individualität ausdrücken, in den 1970er Jahren Adaption von Dreadlocks von den indischen Sadvis*Sadhus, ab den 1990er Jahren verstärkt in der Goatranceszene anzutreffen; auch in BRD, typisch ist das eklektische Kombinieren von Kleidung, Musik und Philosophie aus vielen Erdeilen, was dem Konzept des synkretistischen Neotribalism entspricht. So werden traditionelle Norwegerpullover mit indischen Pluderhosen kombiniert, dazu Schmuck von Native Americans getragen und unter der Haut findet sich bspw. eine balinesische Tätowierung. Ebenso wie scheinbare kulturelle Grenzen werden durch diese Dresskonzepte Genderroles aufgeweicht, d. Verf.“

„Es ist die Entfremdung von der trügerischen «Unschuld» der Erscheinungen, die den [älteren Subkulturen] und zweifellos auch zukünftigen Gruppen bisher unvorstellbarer «Abweichler» den Antrieb gibt, sich von der falschen «zweiten Natur» des Menschen fortzubewegen, hin auf eine wirklich ausdrucksvolle Verschlagenheit, einen wahrhaft unterirdisch-subversiven Stil. Als ein symbolischer Verstoss gegen die gesellschaftliche Ordnung zieht eine solche Abweichung immer alle Augen auf sich, provoziert Zensur und fungiert - wie wir sehen werden - in Subkulturen als grundlegender Bedeutungsträger“,
(HEBDIGE 183: 8)

Liebe Fusion, vieleicht haben einige von euch den Artikel „Karneval der Kulturlosen“ gelesen und sich Gedanken gemacht, ob die Fusion wirklich eine „White Supremacy“ - Veranstaltung wäre.

Als Freundin der Fusion und angehende Kulturwissenschaftlerin sehe ich micht genötigt, euer Konzept der Fusion - als Schmelztiegel, als Ferienkommunismus, als größtes Alternativfestival Europas und kleine Utopie einer nichtentfremdeten Gesellschaft, zu verteidigen.

Kultur ist ein soziales Konstrukt - das war sie immer. Die in dem Artikel gäußerte Kritik postuliert geschlossene Kulturkreise, dieses Konzept ist ein rechtes. Anders ausgedrückt, wird es Ethnopluralismus genannt und befindet sich damit in einem genuin rechten Diskurs, der nicht antirassistisch und antikolonial ist, sondern Kultur rassifiziert, essenzialisiert und als festern Block definiert. Mit symbolischen Copyright?

Dabei wird in größter Ignoranz Vestimentarität, (Kleidersprache) und Subkulturgeschichte ausgeblendet.
Die Dreadlocks der Hippieszene stammen, wie oben im Text ersichtlich, direkt von den indischen Sadhvis*us. Sie wurden in den 1970ern Teil der Hippieszene. DJ Goagil, der shivaitischer Geistlicher ist, und den anderen Goahippies der ersten Stunde wurden, sie als Zeichen der geistigen Verbundenheit und authentischer Spiritualität gegeben.

Dreadlocks sind ein Symbol Shivas. Shiva ist eine Methapher der sich wandelnden Natur, Gott der Extase, des Tanzes, der Transformation. Die Sadhus und Sadvis haben alle Hautfarben, und gerade im Neotribalism Konzept des Kerns der Goatransceszene spielen Hautfarbe und Herkunft keine Rolle. Das Konzept ist die Utopie einer internationalen Freakfamily, eine Dekonstruktion von Gender, Hautfarbe und Alter. Die indischen, seit 4000 Jahren existierenden Aussteiger*innen tragen die Dreadlocks auch als Zeichen der Abkehr von irdischen Werten. Sie streifen Klasse, Familie und alle Bindungen ab und geben sich ganz der Überwindung der materiellen Welt hin. Westliche Hippies haben einiges von ihnen übernommen.

Auch mit Postkolonialismus hat dies böswillige, rassifizierende Kritik von Y. nichts zu tun. Der Gründer der Postcolonialstudies, Stuart Hall, beschreibt Hautfarbre als kulturelles Konstrukt, was sie auch ist:

„ ‚[S]chwarz‘ [ist] eine wesentlich politisch und kulturell konstruierte Kategorie [...] die nicht auf einem Ensemble von festen transkulturellen oder transzendentalen ‚rassischen‘ Kategorien gründet und deshalb auch keine Garantien in der Natur findet“
– Hall: Neue Ethnizitäten, S. 18


In jedem Land gelten verschiedene Töne als verschieden. Was in Äthopien „weiß“ ist, wäre in Polen „schwarz“.

Kleidersprachliche Symbole haben Geschichte, und sich über die Hintergründe von Bekleidungskonzepten zu informieren, ist reflektiert. Subkulturelle Symbole zu missverstehen und neorassistischen Blödsinn zu verbreiten, ist alles andere.

Jede Art sich zu kleiden trägt Bedeutung, so wurde auch der Anzug als westlich-männliches Herrschaftssymbol in aller Welt adaptiert.

„Normale“ Kleidung existiert nicht, sie ist immer ein Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse. Bei der Fusion geht es nicht um "Normcord", sondern um eine Ausscherung vom „Normalen“.


FrauY. verallgemeinert eine partikuläre neurechte Meinung, die sie mit postkolonialen Vokabeln tarnt. Sie steht damit außerhalb des postkolonialen Diskurses und reflektiert damit eine Meinung, die historisch in kolonialisierten Ländern nach Ende der Kolonisation entstand. Nach Abzug der Kolonialregimes bildeten sich nationalistische, essenzialisiernde politische Stömungen, wie die des indischen Nationalismus. Die Überheblichkeit der Kolonialherren, die ihre rassistische Unterdrückung mit den Argumenten einer „natürlichen Überlegenheit“ begründeten, wurde nach Ende dieser Epoche von den Kolonisierten gespiegelt . Damit wurde die selbe Naturalisierung einfach umgedreht. So entstanden auch afroamerikanische rassistische Gruppen und der indischer Nationalismus. Diese Ideologie kommt nun in dem Missverständnis der eigentlich sinnvollen Idee der „Critical Whiteness“nach Europa. Dabei bedeutete „Critical Whiteness“ zuerst das Kritisieren der Ungleichbehandlung von Menschen mit anderer Hautfarbe in den USA, selbstverständliche antirassistische linke Praxis.
Theorieimporte funktionieren aber nur, wenn sie in die vorherrschenden Diskurse eingebunden werden. Wenn „Critical Whiteness“ mit einer Rassifizierung von Kultur einhergeht, sind wir wieder beim Ethnopluralismus.

„Aneignung von Kulturgütern“ ist eine typisch menschliche Praxis und kein Zeichen böser Verschlagenheit. Sie findet in jeder Kultur statt, Menschen sitzen auf Sofas (arabisch) und essen Curry. Soll eine vegetarische Currywurstbude nun zumachen, weil sie eine Beleidigung des indischen Curries darstellt? Oder beleidigt sie die deutschen Cuisine?

Bindis werden auch in Indien als Mode getragen, Pluderhosen werden oft von indischen Hippies vertrieben und auch Native Americans sind einzelne Individuen und regen sich nicht zwingend über einen Betrunkenen mit Karnevalfederschmuck auf, auch wenn eine deutsche Bloggerin ihnen wohl einen einzelnen Willen, der der ihre ist, unterstellen möchte.

Das denken in rassifizieten, voneinander getrennte Gruppen von „Weißen“ und PeopleOfC olour führt nicht in eine neue Kultur als Ensemble der besten Dinge aus allen Kulturen, sondern in die Aufrechterhaltung von Fremdheit und Trennung. Dieses Denken ist nicht aufgeklärt, es ist es ahistorisch und hat keine Entsprechung in den Cultural Studies, im Postkolonialismus und auch nicht im sozialkonstruktivistischen Queerfeminismus .
Die Subkulturen um die Fusion sind scheinbar viel weiter als das kleinkarierte, interpretationsunwillige Denken einer vorurteilsbehafteten Person, die keine Ahnung davon hat, dass Kulturen schon immer von der gegenseitige Bereicherung gelebt haben und auch traditionalle Trachten Konstruktionen sind.
Dabei trägt sie selber ein Septum, US- amerikanische Klamotten und schlägt den Fusionist*innen vor, Kleidung zu tragen, die vielleicht die Welt widerspiegeln, der sie entkommen wollen.

Röcke und Konventionskleidung sind Symbole für ein kapitalistisch-angepasstes Alltagsbewusstsein. Dieses Bewusstsein will die Fusion eine andere Vision entgegenhalten.

Lasst euch also nicht von pseudolinker Scharlatanerie in die Irre führen und macht weiter so, lasst euch nicht von kulturalistischem Blödsinn vereinnahmen, auch nicht in pseudoqeerfeministischem Gewand. Historisches Bewusstsein für kleidersprachlichen Ausdruck kann nie schaden, dafür reicht aber auch, einmal Wikipedia zu besuchen.
Viele Grüße, eine alte Ferienkommunistin.

Quellen:
HEBDIGE, Dick (1983): SUBCULTURE – die Bedeutung von Stil. In: DIEDRICHSEN, Diedrich; HEBDIGE, Dick; MARX, Olaph-Dante: SCHOCKER Stile und Moden der Subkultur. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 8-25

https://de.wikipedia.org/wiki/Stuart_Ha ... turalismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturali ... uktivismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Cultural_studies
https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnoplur ... 1845539566
Hoxton
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Registriert: Sa 28. Mai 2016, 19:22

Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von Hoxton »

Grundgütiger, wie unfassbar hart arrogant kann man denn sein? Die Dame geht ja auch kilometerweit am Leben vorbei... Typisches Beispiel für SJW schlimmster Art.
Fusion nicht verstanden, 6, setzen bitte.
Look at this! I'm rich!
livinlarge
Beiträge: 7
Registriert: Sa 11. Jul 2015, 07:25

Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von livinlarge »

@Tapioka danke für diesen schönen und differenzierten Beitrag!
PresluftBBBBBerhard
Beiträge: 89
Registriert: Di 30. Jun 2015, 11:28

Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von PresluftBBBBBerhard »

livinlarge hat geschrieben:@Tapioka danke für diesen schönen und differenzierten Beitrag!
Dem schließe ich mich gern an!
hardyharzen
Beiträge: 13
Registriert: Di 14. Jun 2016, 19:00

Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von hardyharzen »

Die Meldungen des/der alten Fusionhasen sind zwar mit Vorsicht zu genießen, aber es könnte sein, dass wir uns trollen ließen...

https://alterfusionhase.wordpress.com/2 ... -ein-fake/
Synapsengewitter
Beiträge: 6
Registriert: Di 28. Jun 2016, 09:53

Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von Synapsengewitter »

Der Artikel sagt zig mal mehr über die Beziehung zwischen dem Autor und seiner Umwelt aus, als über die Fusion.

Hat für mich deshalb eher dokumentarischen Wert ... ;)
dubman
Beiträge: 49
Registriert: Fr 22. Jun 2012, 20:04

Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von dubman »

Ich glaub, der Fusionhase hat hier getrollt.
Die Dame gibts wirklich, zumindestens laut Google, was zu ihrem Namen einige Artikel und Blogs ausspuckt.
cs3pkt0
Beiträge: 61
Registriert: Mi 20. Jun 2012, 16:30

Re: Fundstück: Missy Mag – Karneval der Kulturlosen

Beitrag von cs3pkt0 »

Synapsengewitter hat geschrieben:Der Artikel sagt zig mal mehr über die Beziehung zwischen dem Autor und seiner Umwelt aus, als über die Fusion.

Hat für mich deshalb eher dokumentarischen Wert ... ;)
alter Fusionhase ist doch selbst eine Trollseite...
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