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Re: Kommentar zum KuKo Statement "Problemzone"

Verfasst: Mi 26. Nov 2025, 12:53
von Kermitt
johnnyenriquee hat geschrieben: Di 25. Nov 2025, 09:41 [...]
Ich finde hier hat der KuKo seine Chance vertan den wirklichen Elefant im Raum klar zu benennen und damit langfristig das größere strategische Risiko zu bearbeiten. Durch diese Verwässerung verliert die Fusion meines Erachtens einen Teil ihrer Identität und mir persönlich ist diese Verrohung der „Werteetikette“ insbesondere dieses Jahr auf manchen Floors negativ aufgefallen.

Wie seht ihr das?
Jo, also das "größte strategische Risiko" für die Fusion ist ganz sicher nicht, dass das Publkum zu "szenefremd" wird, blätter mal in diesem Forum 10 Jahre zurück und du wirst exakt die gleiche Debatte finden. Wer soll das überhaupt sein und wie soll man da eine Auswahl treffen? DJ-Quiz (wenn ja von welcher der 98 verschiedenen Musikrichtungen?), Gesinnungstest, Outfit-Check?

Eine viel größere Gefahr sehe ich darin, dass die Fusion ihren Rückhalt in der Region und örltichen Politik verliert und dann an bis ins unendlichen gesteigerten Sicherheitsauflagen zu Grund geht. Überleg mal, was heute für ein Bohei um irgendeinen x-beliebigen Weihnachtsmarkt in irgendeinem x-beliebigen Kaff gemacht wird. Nun muss eine Veranstaltung dieser Größenordnung aber nunmal genehmigt werden und die Anforderungen dafür an die Fusion sind in den letzten Jahren schon sehr weit gestiegen wie das aufmerksame Auge vielleicht mitbekommen hat und 2019 wäre sie daran schon fast gescheitert (Stichwort Hoffmann-Ritterbusch).

Das der damals dann doch einlenken musste wird mit Sicherheit nicht an irgendeiner Unterschriftenliste auf OpenPetition zusammenhängen oder weil irgendwer "Defund the Police" an eine Häuserwand in einer deutschen Großstadt gesprüht hat, sondern lag meines Wissens (ich war nicht dabei aber man konnte es lesen) daran, dass er von seinem Innenminister Caffey (oder so ähnlich) auf den Deckel bekommem hat. Nun war dieser Innenminister aber von der CDU und vorher vor allem dadurch bekannt, dass er eine Sportwaffe von einem Neonazi gekauft hat. Dementsprechend liegt der Verdacht nahe, das er nicht aus Symphatie oder alter Verbundenheit so gehandelt hat sondern weil ihm seine CDU-Kollegen aus der Lokalpolitik gesgat haben, dass die Fusion wichtig für die Region ist, viele lokale Firmen da gutes Geld verdienen und sich die Jugend freut, dass zumindest manchmal was los ist. Und ganz vielleicht (das ist nun wirklich pure Spekulation) war sogar irgendwer aus der Bundespolitk früher selber mal auf der Fusion und hat mal zu Hörer gegriffen. Wenn dies so war kann man nur von Glück reden, das es damals dann noch keinen Sezentes, den hätte sie oder er womöglich nicht bestanden ;-)

Was ich damit sagen will: In der realexistierenden Bundesrepublik braucht man auch politische Verbündete um ein Festival dieser Größenordnung dauerhaft durchzuführen zu können, und da muss man dann eben mal alle darin erinnern, dass illegalisierte Drogen (wie es im Programmheft immer so schön heißt) eben illegal sind und daher mit einer gewissen Diskretion behandelt werden sollten. Wenn ich aber sehe wenn am hellichten Tag an einem immerhin halb öffentlich zugänglichen Badesee Gruppen hemmunglos von einem Riesen Spiegel Lines ziehen muss ich zugeben dass ich das einfach uncool finde, und wenn ich das schon uncool finde, was denkt sich dann der Mitarbeiter vom Bauamt der vielleicht gerade die Abspannleinen von Toto Beach kontrolliert?

Drogenkonsum zur Bewusstseinerweiterung gehört seit jeher zur Technoszene aber wer 24/7 zugekokst, geketat, gespeedet oder was auch immer über das Gelände läuft betreibt meiner Meinung nach eher Bewusstseinsverengung. Die Fusion ist soo viel mehr als ein überdimensionales Ziehhäuschen in irgendeinem Club also bitte behandelt sie mit ein bisschen Rücksicht damit auch unsere Kinder & Enkel noch Spaß auf ihr haben können.

Re: Kommentar zum KuKo Statement "Problemzone"

Verfasst: Do 27. Nov 2025, 13:31
von dinobino
Wutziiiiii hat geschrieben: Mi 26. Nov 2025, 12:25
johnnyenriquee hat geschrieben: Di 25. Nov 2025, 09:41
Ich identifiziere das Problem eher eine Ebene dahinter: Die initiale Zielgruppe/Besucherschaft der Fusion verwässert immer weiter. Elektronische Musik rückt Jahr für Jahr mehr in den Mainstream, womit einhergeht, dass auch Menschen Festivals besuchen, die mit den Werten der bestehenden „Raving Community“ eigentlich nicht übereinstimmen. Dazu kommt noch, dass speziell die Fusion in den letzten Jahren immer mehr zu „Bucket List Errungenschaft“ mutiert ist und dadurch noch mal mehr „Szenenfremde“ anlockt. Es mag sein, dass eine Korrelation zwischen den beiden Themen besteht und der Konsum genau dieser neuen Besucherschaft unangenehmen auffällt.
Ja, das kann natürlich damit zusammenhängen. Aber lässt sich das aufhalten? Elektronische Musik wird weiter in den Mainstream rücken mit Social Media usw.. Das ist ein unaufhaltsamer Prozess meiner Meinung nach... Und die Fusion ist längst kein Geheimtipp mehr, was bei der Größe und somit einhergehenden medialen Berichterstattung nicht aufzuhalten ist. Ich finde das eigentlich an sich nicht "schlimm", man kann es sowieso nicht ändern und es ist ja auch schön, wenn mehr Leute aus anderen Kreisen diese Parallelwelt erfahren dürfen und daraus im besten Falle ein prägendes Erlebnis ziehen, was evtl. etwas an ihrem Weltbild verändert. Und der Kuko kann ja sowieso nicht kontrollieren, wer ein Ticket gewinnt, ob das jetzt eine langjährige Raverin ist oder jmd, der bisher nur auf Mainstreamevents war.
Mir persönlich ist der Konsum auch nicht mehr als sonst aufgefallen, aber ich weiß, dass es ihn gibt und dass er öffentlich gelebt wird auf der Fusion, vielleicht fällt es einem einfach nicht mehr so doll auf, wenn man schon öfters da war bzw. generell die Berliner Clubszene bisschen kennt.

Dennoch kann ich nachvollziehen, dass es für andere Menschen störend empfunden werden kann - und damit meine ich nicht unbedingt Leute, die das sonst nicht so kennen. Ich sehe auch Menschen, die suchtkrank sind, jetzt clean geworden sind und nüchtern auf die Fusion fahren (weil die Fusion eben viel mehr als nur Party und Ballern ist) und sich evtl. durch den offenen und manchmal auch sehr dollen Konsum getriggert fühlen können. Klar, da könnte man argumentieren, dass die dann eben nicht auf ein solches Festival fahren sollten aber das ist bisschen zu einfach gedacht finde ich, denn die Fusion soll ja ein Ort für alle sein und das Thema Abhängigkeit bekommt (zum Glück) auch mehr und mehr Aufmerksamkeit.
Leute, die ballern wollen, können das ja auch einfach in ihren Camps machen oder in den zahlreichen kleinen Ecken, die es auf der Fusion ja durchaus auch gibt und sich eben nicht mitten aufm Dancefloor ein fettes Brett legen.

Bin auf jeden Fall auch gespannt, was sich der Kuko einfallen lassen wird diesbzgl. nächstes Jahr. Und freu mich allgemein schon soooo hihi :D
Wird dann auch das öffentliche trinken von Alkohol oder rauchen von Zigaretten verboten weil die Menschen die diese süchte überwunden haben evtl. getriggert sind? Das kann nicht die Lösung sein.

Re: Kommentar zum KuKo Statement "Problemzone"

Verfasst: Do 27. Nov 2025, 13:51
von Wutziiiiii
dinobino hat geschrieben: Do 27. Nov 2025, 13:31

Wird dann auch das öffentliche trinken von Alkohol oder rauchen von Zigaretten verboten weil die Menschen die diese süchte überwunden haben evtl. getriggert sind? Das kann nicht die Lösung sein.
Natürlich muss jede nüchterne Person, die eine Suchtvergangenheit hat für sich entscheiden, ob sie mit dem Konsum auf Festivals und in der Gesellschaft allgemein klarkommt. Und sicherlich ist es keine Lösung, Zigaretten und Alkohol, die durchaus harte Drogen sind und deren Konsum leider sehr üblich und normal ist in der breiten Öffentlichkeit, zu verbieten.
Ich würde jetzt mal behaupten, dass es jedoch nicht üblich ist, dass Leute sich in der Öffentlichkeit auf der Straße dicke Lines reinziehen und dass die breite Masse das völlig normal findet. Davon spreche ich nämlich und für mich klingt es im NL des KK auch so, als würde eben nicht vom Alkohol- und Zigarettenkonsum die Rede sein, sondern eben vom Konsum anderer Substanzen, die auf Festivals und im Partykontext allgemein gängig sind, und diesen kann man mMn auf einem Festival auch etwas verdeckter machen und nicht der ganzen Welt präsentieren, finde ich, so frei und schön es sich auch anfühlt, einfach (fast) alles überall auf der Fusion machen zu können, was man will.
Es wurde in einem anderen Kommentar schon gut erklärt, aber ich denke, die Politik und die Behörden haben den KK ganz sicher aufm Kieker und das wird sich, vor allem in den heutigen Zeiten, nicht bessern. Und wäre ja schade, dass wir in Zukunft in eine Situation kommen, in denen die blauen Schlümpfe aufm Festival spazieren und Leute kontrollieren dürfen, nur weil der Konsum in der Vergangenheit eben einfach bisschen doll zur Schau gestellt wurde.
Und wer den KK und die Fusion kennt weiß aber auch, dass sie eher nicht mit Verboten und Repression arbeiten, sondern eher auf Themen aufmerksam machen und Awareness schaffen, und genau so lese ich das auch heraus im NL, was dieses Thema angeht. ;)

Re: Kommentar zum KuKo Statement "Problemzone"

Verfasst: Do 27. Nov 2025, 21:45
von dinobino
Ja, das kann ich absolut nachvollziehen. Das war in unserer Gruppe auch recht offen etc...kann man auch dezenter machen.

Re: Kommentar zum KuKo Statement "Problemzone"

Verfasst: Fr 28. Nov 2025, 16:25
von Partybombe
Für die Leute die die Fusion noch nicht so lange kennen:

Das mit frei herumlaufenden Bullen auf dem Gelände war 2019 fast Wirklichkeit.
Der damalige Polizeipräsident wollte diese Forderung durchpaucken.
Nur dank sehr grossem Widerstand, Protesten und Unterschriftensamlung
konnte die "Anlasslose Bestreifung" kurz vor sehr knapp verhindert werden.

Leider ist die politische Situation nicht besser geworden, im Gegenteil.

Daher ist es sicher nicht verkehrt mit dem Konsum von illegalisierten
Substanzen etwas diskreter zu sein.

Und ja, die fliegenden Dealer*Innen auf dem Camp nerven.