Newsletter Israel / Palästina

ulix
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Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von ulix »

Rave2D2 hat geschrieben: Di 28. Mai 2024, 22:58 Wenn es in Israel diese Kräfte nicht gäbe, wie kommst du denn dann zu der Aussage: "Mein Ziel ist (im Rahmen des vorstellbaren) ein demokratischer Staat [....], mit gleichen Rechten für alle Bewohner (Juden, Muslimen, Christen, etc.). "? Ein demokratischer Staat, mit gleichen Rechten für alle Bewohner aber ohne das Mitwirken israelischer Kräfte?
Es gibt die Kräfte nicht in relevanter Zahl und mit irgendeiner Macht. Und ich werde ja wohl träumen dürfen. Die Alternativen sind z.B. eine Zweistaatenlösung, beerdigt durch Israel, oder die Fortsetzung und Verschlimmerung von Apartheid, ethnischer Säuberung, Siedler-Kolonialismus, Militärdiktatur und aktuell Genozid. Das letzte Szenario ist natürlich das realistischste, aber damit kann ja niemand zufrieden sein, der auch nur den Funken linker (oder auch bloß humanistischer) Werte in sich trägt.

Zur Not muss die Weltgemeinschaft Israel halt zu einem Kompromiss zwingen. Darauf läuft es auch hinaus, wenn es so weiter geht wie bisher. Dann wars das mit dem jüdischen Staat. Wer Israel liebt muss es gerade scharf verurteilen.

Israel beerdigt aktuell den Zionismus. Finde ich persönlich ja eher gut, aber wer Fan dieser Art von Nationalismus ist sollte Israel eigentlich auch gerade nicht mit Samthandschuhen anfassen, während es seinen Ruf komplett ruiniert - übrigens auch unter vielen Juden vor allem außerhalb Israels.
Rave2D2 hat geschrieben: Di 28. Mai 2024, 22:58 weil es dort eh keine progressiven Kräfte gibt (das ist das, was deine Worte sagen - womit du aber eine rote Linie überschreitest und dich immer wieder im Kreis drehst).
Das ist nicht das was ich gesagt habe, ich sprach von keinen politisch relevanten Kräften. Die (großzügig geschätzt!) vielleicht 5% echten Linken dort (auf die ihr euch weigert zu hören!) bringen uns nicht viel, im Angesicht von 70% jüdischer Israelis, die das Aushungern Gazas befürworten - was vorsichtig ausgedrückt mindestens faschistoid ist.

Trotzdem sollten die linken Israelis natürlich so oft wie möglich zu Wort kommen und ihnen eine Plattform geboten werden... auch in Deutschland, ohne dass eine Allianz aus Antideutschen und so genannten Liberalen die Veranstaltungen mit Hilfe der Staatsmacht cancelt.

Wobei die noch eher dürfen als Palästinenser*innen.
F.D.I.O.
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Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von F.D.I.O. »

ulix hat geschrieben: Di 28. Mai 2024, 23:53 Trotzdem sollten die linken Israelis natürlich so oft wie möglich zu Wort kommen und ihnen eine Plattform geboten werden... auch in Deutschland, ohne dass eine Allianz aus Antideutschen und so genannten Liberalen die Veranstaltungen mit Hilfe der Staatsmacht cancelt.

Wobei die noch eher dürfen als Palästinenser*innen.
Was ist denn das für ein Quatsch? In Deutschland kann jeder seine Meinung (rechts, links, pro Palästina, pro Israel, Querdenker usw.) auf Demos, Veranstaltungen, in der Presse, in einem Forum oder sonst wo kundtun, solange diese in unserem demokratischen Rahmen zum Ausdruck gebracht wird.
Wenn die Hamas verherrlicht wird oder "from the River ..." dann ist es auch richtig so, dies nicht zuzulassen.
Hast du schonmal in einem Land gelebt, wo man seine Meinung nicht frei äußern konnte? Ich habe schon in so einem Land gelebt, dass ist was anderes als hier!
Jana161
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Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von Jana161 »

Darf ich hier dazu einen Text von ittyminchesta aus Instagram an die Fusion posten? Das ist so gut geschrieben und zusammen gefasst.
1.Es gibt nur ein Existenzrecht Israels - völlig unabhängig von 'deutschen Befindlichkeiten' oder 'deutscher Perspektive'. Es ist kein Zufall, dass ihr hier die Wortwahl von Leuten, von rechts wie von links, die den Holocaust relativieren benutzt: die Shoah zu 'einem Verbrechen unter vielen' zu erklären, ist fester Bestandteils des Repertoires der Feinde Israels, um den einzigen jüdischen Staat zu delegitimieren - immer noch ein Zufluchtsort für Jüd:innen weltweit. Und jetzt mehr denn je bleiben sollte.
2. Wer nach dem 7.10 eine 'Ein-Staaten-Lösung' als Möglichkeit in Betracht zieht, ist ignorant bis böswillig der jüdischen Bevölkerung Israels gegenüber, denn wir leben in realen Verhältnissen und nicht in einer Soap-Opera mit Happy End.
3. Der 7.10 war der grösste Angriff auf einen Rave jemals - siehe euer Statement vom November.
Die Gruppe 'Palästina Spricht' und andere ‘Linke’ haben das Massaker am 8.10. gefeiert - seid ihr ganz sicher, dass alle eure Kollaborationspartner sich von Gruppen wie dieser distanzieren?
Möchte z.B. 'Arab Underground' dieses Jahr mit jüdischen und israelischen Allies zusammenarbeiten, die das Existenzrecht Israels* nicht in Frage stellen, oder diese weiterhin ausschliessen und statt dessen wie gehabt BDS weiter vorantreiben?
4. 'from the river to the sea' ist eine nationalistische Parole mit 99% genozidaler Intention. Möchtet ihr jetzt auch noch über 'Intifada' verhandeln?
5. Was ist mit eurem Nationalflaggenverbot? Steht das noch? Ich lese nämlich aus 'wir fühlen uns daher grundsätzlich solidarisch mit denen, die in der Welt ihren Protest gegen den Krieg in Gaza und ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk auf die Straße bringen und dies auch auf der Fusion zum Ausdruck bringen wollen, selbst wenn wir nicht immer dieselben Positionen haben' etwas Anderes heraus.
Ihr hättet einfach schreiben können:
'Wir sind hilflos und überfordert, wir werden unter Druck gesetzt, aber wir sind keine Nahost-Experten.
Wir möchten uns daher dieses Jahr um besonders gute Awareness gegenüber antisemitischen und rassistischen, antimuslimischen, antiarabischen, antiisralischen, antipalästinensichen Diskriminierungen kümmern
Ich habe meinen vorherigen Kommentar zu eurem Statement mit den Worten 'ihr habt es verkackt' beendet. Inwiefern ihr inhaltlich / diskursiv / politisch gegen die Wand gefahren seid, habe ich bereits versucht zu formulieren und auf den Punkt zu bringen.
Es gibt aber noch andere Dimensionen, ich benenne sie jetzt mal 'perspektivisch / organisatorisch / zwischenmenschlich', auf die ich eingehen möchte und die die ursprüngliche Ausrichtung der Fusion betreffen:
Die Fusion ist als ein Projekt gestartet, dass jenseits von Musik und Feierei Menschen aus verschiedenen Zusammenhängen zusammenbringen wollte und das Potential hatte, nicht nur alte (DiY- und Subkultur-) Netzwerke zu verstärken, sondern auch neue zu erzeugen. Vielen Akteuren der Fusion ging es immer auch um Dialog, um Streitbarkeit, um Findung von Konsens trotz Widersprüchlichkeiten – um ein Miteinander statt ein Gegeneinander: um Solidarität.
Diese Solidarität wischt ihr jetzt zutiefst undemokratisch und autoritär vom Tisch. Betroffen sind:
1. Die Crews
etwa 250 Crews (z.B.verschiedene Tresen, Küchen etc.) ‘wuppen’ zum Teil seit Jahrzehnten mit ihrem ehrenamtlichen Engagement die Fusion. Das sind tausende von Leuten, die sich 'für die gute Sache und den Spaß' den Arsch aufreissen, denn vielmals spenden sie ihr erwirtschaftetes Geld für Gruppen und Initiativen, für subkulturelle Räume, für politische Arbeit – und ermöglichen diese damit auch.
ihr habt euer Statement veröffentlicht, ohne diese Crews am Entstehungsprozess zu beteiligen, weder inhaltlich noch formell.
ihr habt sie vor vollendete Tatsachen gestellt, obwohl ihr wisst, dass sie automatisch mit der Fusion assoziiert werden und insofern auch mit den Inhalten eures Statements.
ihr habt die Prämissen, unter denen sie bereit waren, sich auf der Fusion einzubringen, vier Wochen vor dem Festival in ihr Gegenteil verkehrt.
ihr lasst ihnen keinen Spielraum: entweder gehen sie 'ok' mit euren Aussagen – und falls nicht – ja was? Sollen sie ihre (politische) Haltung, inklusive 'roter Linien', einfach über Bord werfen und vergessen?

ihr könnt vielleicht auf diejenigen eurer Helfer:innen - z.B. Köch:innen, Müllsammler:innen, Fahrer:innen - verzichten, denen euer Statement so grosse Bauchschmerzen bereitet, dass sie ggf. ihr Amt niederlegen; ihr könnt sie sicherlich durch unkritischere Menschen ersetzen.
ihr vergesst, ignoriert oder setzt aber darauf, dass viele der Crews nicht auf euch verzichten können - denn sie wollen ja ihre jeweiligen Initiativen unterstützen und würden oftmals deren Existenz gefährden.
ihr schadet damit letztendlich unabhängigen Strukturen, ihr schadet politischer Arbeit, ihr schadet emanzipatorischen Organisationen.
2. Die Künstler:innen
etwa 1200 Acts, insgesamt etwa an die 5000 Künstler:innen treten auf der Fusion auf
ihr zwingt all diese Künstler:innen ebenfalls, euer Statement entweder zu fressen und sich unwohl zu fühlen oder ihren Auftritt abzusagen und sich ebenso unwohl zu fühlen
unter den Acts sind (hoffentlich) auch Israelis und es ist anzunehmen, dass ein Großteil von ihnen entsetzt ist über eure Anmaßung, den 'nationalistischen israelischen Staat' (eure Worte) nicht anzuerkennen, d.h. Israel das Existenzrecht abzusprechen.
ihr entsolidarisiert euch zugleich mit dem Teil der israelischen Zivilgesellschaft (Muslim:innen, Christ:innen, Araber:innen, Jüd:innen, Palästinenser:innen, Bahais, Beduin:innen, Drus:innen etc.), der bereits wieder seit Monaten zu zehntausenden gegen ihre Regierung auf die Straße geht: diese Menschen wollen, dass die Geiseln zurückkommen, sie wollen keinen Krieg mehr, sie wollen einen Neustart und sie wollen eine Perspektive - eine friedliche Perspektive für Palästinenser:innen wie Israelis gleichermassen. Ihr aber macht sie unsichtbar und vergesst, dass, hätte es den 7.10. nicht gegeben, Nethanyahu aufgrund dieser Demokratiebewegung ggf. schon gar nicht mehr an der Macht wäre.

ihr schliesst ferner alle Künstler:innen aus, die mit eurem Statement nicht einverstanden sind oder dessen Vorgaben nicht erfüllen.
ihr schafft keinen 'diskriminierungskritischen Raum', sondern das genaue Gegenteil:
ihr befeuert die weltweite Hetze gegen Israelis und alle (nicht)jüdischen Menschen, die als 'Zionist:innen' 'gelabelt' und damit quasi 'zum Abschuss' frei gegeben werden.
3. Besucher:innen
all das zuvor Benannte gilt selbstredend auch für die Besucher:innen des Festivals, unter ihnen viele, denen die Fusion trotz aller 'Missstände' und Differenzen über die Jahre ans Herz gewachsen ist.
viele dieser Menschen kommen zur Fusion, weil sie in ihren Augen eine 'Alternative' darstellt zu anderen, noch kommerzielleren Festivals. Sie wünschen sich vielleicht ein Festival mit der zugrundeliegenden ‘Haltung‘, diese Welt im Rahmen des Möglichen zu verbessern - dass ihnen aber eine Positionierung zum Nahostkonflikt aufgezwungen wird, wünschen sie sich ganz sicher nicht.
es ist also davon auszugehen, dass ein guter Teil eurer Besucher:innen nicht mit eurem Statement einverstanden sein wird, aber beispielsweise schon Karten hat und daher vor vollendete Tatsachen gestellt wird.
Und wozu das Ganze?

Das Festival ist ausverkauft, ihr hattet und habt nichts zu verlieren. Niemand kann euch zu Etwas zwingen.
Ein Boykottaufruf von 'Palästina Spricht' (oder Anderen) wäre höchstens ein Grund gewesen, sich von dieser Gruppe, allen Unterzeichnenden des Aufrufs und all ihren weiteren 'Allies' gründlich und für alle Zeiten zu distanzieren. Diese Gruppe hat das Massaker der Hamas am 8.10.2023 verherrlicht und gerechtfertigt und tut es bis heute. Dabei wurden über 360 Raver:innen ermordet, vergewaltigt und ungezählte traumatisiert.
Das Nova Festival und die Fusion haben viel gemeinsam – vielleicht wollt ihr es nicht wissen oder nicht sehen, aber:
auch ihr seid gemeint, wenn nicht jetzt, dann vielleicht in Zukunft – denn das verspricht u.a. der Aufruf von 'Palästina Spricht' oder auch die Attacke auf die ‘Rote Flora’ in Hamburg: 'demnächst seid ihr an der Reihe!'

Aber nein, ihr distanziert euch nicht etwa von diesen autoritären, reaktionären Gruppen und Akteuren und deren vereinfachtem Weltbild, dessen fatale Konsequenzen sich deutlicher denn je abzeichnen. Ihr zeigt keine Emphatie z.B.für die Opfer von Islamismus, selbst dann nicht, wenn sie auch ‘einfach nur feiern’ wollten, nein, ganz im Gegenteil:
ihr reproduziert die Wortwahl von rechten wie linken Israelhasser:innen und Islamist:innen (‘Schuldkult‘, ‘deutsche Befindlichkeiten‘)
ihr schliesst (damit) Menschen aus, vor allem Jüd:innen und alle anderen Menschen, die von Islamismus betroffen sind oder potentiell sein werden und dagegen aufstehen oder es versuchen: Iraner:innen, Jesid:innen und vor allem auch Palästinenser:innen in Gaza
ihr gefährdet Freiraum und Projekt 'Fusion'
ihr gefährdet diverse emanzipatorische Projekte
ihr unterstützt BDS-Protagonist:innen, die, statt den Staat Israel zu zerstören, mit ihren Methoden der Erpressung, Diffamierung und des Mobbings nur eins erreichen, nämlich: lang gewachsene emanzipatorische Strukturen zu zerstören
ihr öffnet die Tür für autoritäre und islamofaschistische Zusammenhänge

Selbstdestruktion
Ja, wir alle machen Fehler und bauen Scheisse.
Manche Fehler aber sind gravierender als Andere - diese sind dann leider irreparabel.
Trotzdem kann und sollte man sich und anderen diese Fehler eingestehen.
Ihr könntet euren Misttext zurückziehen und euch damit bei all den oben genannten Menschen und Projekten für euren Komplettausfall wenn schon nicht entschuldigen, dann doch wenigstens signalisieren, dass ihr versteht, was ihr anrichtet, bzw. angerichtet habt. Ihr könntet damit aktiv für die Möglichkeit eines friedlichen und freundlichen Miteinanders sorgen.

Besonders gute Awareness gegenüber antisemitischen und rassistischen, antimuslimischen / antiarabischen / antiisraelischen (!!!) / antipalästinensischen Diskriminierungen auf der Fusion wäre dann ein Anfang.
Ansonsten ist das Fazit, wie ihr selbst schreibt:

‘Die Zukunft wird keine bessere sein'
ulix
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Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von ulix »

Dir ist schon bewusst, dass Einschränkungen der Meinungsfreiheit ein Spektrum sind?

Und dass die Politik nicht möchte, dass sich auch milde Kritiker Israels (u.a. auch jüdischen Israelis) in Deutschland frei äußern, ist offenwsichtlich, denn sie versucht es mit allen ihr zur Verfügung stehenden (auch illegalen) Mitteln zu verhindern. Hier ne unvollständige Liste die ich seit einigen Monaten nicht geupdated habe:

Nancy Fraser
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 32934.html

Candice Breitz
https://www.tagesspiegel.de/kultur/we-s ... 09827.html

Adam Broomberg
https://taz.de/Kunsthochschule-trennt-s ... /!5772009/

Ilan Pappe
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/mu ... -1.6310208

Deborah Feldman
https://www.derstandard.de/story/300000 ... n-abgesagt

Adania Shibli
https://www.freitag.de/autoren/the-guar ... hts-weiter

Marione Ingram
https://www.democracynow.org/2024/1/18/ ... 0on%20Gaza

Combatants for Peace / Rotem Levin
https://www.instagram.com/p/C3Z8XP2tahL/

Sharon Dodua Otoo
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ke ... o-100.html

Emily Dische-Becker
https://www.deutschlandfunkkultur.de/do ... n-100.html

Ghayath Almadhoun
https://arablit.org/2023/10/25/haus-fur ... anthology/

Ghassam Hage
https://theconversation.com/as-the-war- ... lia-223329

Raphael Malik
https://taz.de/Nahostkonflikt-in-Berlin/!5974405/

Oft muss erst geklagt werden, zum Glück sind die Gerichte dann meist auf der richtigen Seite. Aber das bringt einem auch nix mehr, wenn der Staat vorher die Veranstaltung verunmöglicht hat.

Nathan Thrall wurde noch ein Raum in Frankfurt abgesagt, einen Tag bevor er den Pulitzerpreis erhalten hat.

https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/u ... 60625.html

Der Fall Marion Ingrams ist besonders bezeichnend für Deutschland. Die Frau, Holocaust-Überlebende, kehrte regelmäßig in ihre Heimatstadt Hambug zurück, um im Auftrag der Schulbehörde mit Schüler*innen über den Holocaust zu sprechen. Dieses Jahr wurde sie einfach nicht eingeladen. Warum? Weil sie die israelische Regierung scharf kritisiert.
Rave2D2
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Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von Rave2D2 »

ulix hat geschrieben: Di 28. Mai 2024, 23:53
Rave2D2 hat geschrieben: Di 28. Mai 2024, 22:58 Wenn es in Israel diese Kräfte nicht gäbe, wie kommst du denn dann zu der Aussage: "Mein Ziel ist (im Rahmen des vorstellbaren) ein demokratischer Staat [....], mit gleichen Rechten für alle Bewohner (Juden, Muslimen, Christen, etc.). "? Ein demokratischer Staat, mit gleichen Rechten für alle Bewohner aber ohne das Mitwirken israelischer Kräfte?
Es gibt die Kräfte nicht in relevanter Zahl und mit irgendeiner Macht. Und ich werde ja wohl träumen dürfen. Die Alternativen sind z.B. eine Zweistaatenlösung, beerdigt durch Israel, oder die Fortsetzung und Verschlimmerung von Apartheid, ethnischer Säuberung, Siedler-Kolonialismus, Militärdiktatur und aktuell Genozid. Das letzte Szenario ist natürlich das realistischste, aber damit kann ja niemand zufrieden sein, der auch nur den Funken linker (oder auch bloß humanistischer) Werte in sich trägt.

Zur Not muss die Weltgemeinschaft Israel halt zu einem Kompromiss zwingen. Darauf läuft es auch hinaus, wenn es so weiter geht wie bisher. Dann wars das mit dem jüdischen Staat. Wer Israel liebt muss es gerade scharf verurteilen.

Israel beerdigt aktuell den Zionismus. Finde ich persönlich ja eher gut, aber wer Fan dieser Art von Nationalismus ist sollte Israel eigentlich auch gerade nicht mit Samthandschuhen anfassen, während es seinen Ruf komplett ruiniert - übrigens auch unter vielen Juden vor allem außerhalb Israels.
Rave2D2 hat geschrieben: Di 28. Mai 2024, 22:58 weil es dort eh keine progressiven Kräfte gibt (das ist das, was deine Worte sagen - womit du aber eine rote Linie überschreitest und dich immer wieder im Kreis drehst).
Das ist nicht das was ich gesagt habe, ich sprach von keinen politisch relevanten Kräften. Die (großzügig geschätzt!) vielleicht 5% echten Linken dort (auf die ihr euch weigert zu hören!) bringen uns nicht viel, im Angesicht von 70% jüdischer Israelis, die das Aushungern Gazas befürworten - was vorsichtig ausgedrückt mindestens faschistoid ist.

Trotzdem sollten die linken Israelis natürlich so oft wie möglich zu Wort kommen und ihnen eine Plattform geboten werden... auch in Deutschland, ohne dass eine Allianz aus Antideutschen und so genannten Liberalen die Veranstaltungen mit Hilfe der Staatsmacht cancelt.

Wobei die noch eher dürfen als Palästinenser*innen.

Wenn es dir nur um Kritik an Israel geht, gibt es wenig prinzipielle Streitpunkte. Die israelische Regierung muss kritisiert werden. Wird sie auch. Google einfach mal "Kritk an Israel". Dann siehst du, wie "mundtot" man gemacht wird. Kann man alles normal äußern. Dass die Kritik von manchen Leuten nicht geteilt wird, muss man aber auch aushalten.
Was mich etwas aufregt, ist diese "logische" Brücke: "Zur Not muss die Weltgemeinschaft Israel halt zu einem Kompromiss zwingen. Darauf läuft es auch hinaus, wenn es so weiter geht wie bisher. Dann wars das mit dem jüdischen Staat." Wie kommst du denn darauf, dass die Kritk am Handeln eines Staates auf das Scheitern dieses Staates hinausläuft? Bis auf deine unnötig radikale Schlussfolgerung (deren Logik ich nicht versteh), wird deine Meinung doch weitesgehend geteilt. Deine provozierenden Formulierungen mal beiseite gelassen (für die du zurecht Kritik einstecken musst), kann man sich doch eigentlich auf den gemeinsamen Nenner einigen, dass Israel auf der einen Seite zu Unrecht mit Samthandschuhen angefasst wird, auf der anderen Seite aber auch oft zu Unrecht in seiner Existenz hinterfragt wird. Das zu erkennen hilft den Leuten in Gaza natürlich nicht direkt. Ist aber eine Grundlage, auf der wir "Linke" gemeinsam diskutieren können.
Olivetree
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Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von Olivetree »

ulix hat geschrieben: Mi 29. Mai 2024, 11:56 Dir ist schon bewusst, dass Einschränkungen der Meinungsfreiheit ein Spektrum sind?

Und dass die Politik nicht möchte, dass sich auch milde Kritiker Israels (u.a. auch jüdischen Israelis) in Deutschland frei äußern, ist offenwsichtlich, denn sie versucht es mit allen ihr zur Verfügung stehenden (auch illegalen) Mitteln zu verhindern. Hier ne unvollständige Liste die ich seit einigen Monaten nicht geupdated habe:

Nancy Fraser
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 32934.html

Candice Breitz
https://www.tagesspiegel.de/kultur/we-s ... 09827.html

Adam Broomberg
https://taz.de/Kunsthochschule-trennt-s ... /!5772009/

Ilan Pappe
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/mu ... -1.6310208

Deborah Feldman
https://www.derstandard.de/story/300000 ... n-abgesagt

Adania Shibli
https://www.freitag.de/autoren/the-guar ... hts-weiter

Marione Ingram
https://www.democracynow.org/2024/1/18/ ... 0on%20Gaza

Combatants for Peace / Rotem Levin
https://www.instagram.com/p/C3Z8XP2tahL/

Sharon Dodua Otoo
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ke ... o-100.html

Emily Dische-Becker
https://www.deutschlandfunkkultur.de/do ... n-100.html

Ghayath Almadhoun
https://arablit.org/2023/10/25/haus-fur ... anthology/

Ghassam Hage
https://theconversation.com/as-the-war- ... lia-223329

Raphael Malik
https://taz.de/Nahostkonflikt-in-Berlin/!5974405/

Oft muss erst geklagt werden, zum Glück sind die Gerichte dann meist auf der richtigen Seite. Aber das bringt einem auch nix mehr, wenn der Staat vorher die Veranstaltung verunmöglicht hat.

Nathan Thrall wurde noch ein Raum in Frankfurt abgesagt, einen Tag bevor er den Pulitzerpreis erhalten hat.

https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/u ... 60625.html

Der Fall Marion Ingrams ist besonders bezeichnend für Deutschland. Die Frau, Holocaust-Überlebende, kehrte regelmäßig in ihre Heimatstadt Hambug zurück, um im Auftrag der Schulbehörde mit Schüler*innen über den Holocaust zu sprechen. Dieses Jahr wurde sie einfach nicht eingeladen. Warum? Weil sie die israelische Regierung scharf kritisiert.
Gleich der erste Link: sie unterschreibt ein Manifest, welches das Existenzrecht Israels infrage stellt und das Massaker vom 7.10. legitimiert.

Und du nennst das "milde" Kritik?! Worüber soll man sich mit dieser Person austauschen? Wohin die Bewohner:innen Israels deportiert werden sollen?

Wir drehen uns hier offensichtlich im Kreis. Deine ganzen Ausführungen sind schwer verdaulicher, realitätsfremder, radikaler, einseitiger und zum Teil verschwurbelter Kram. Offensichtlich bist du komplett mit der Thematik besessen, wenn du schon im Jahre 2008 "aufgewacht" bist. Komisch, dass es um Israel geht und nicht um einen der zig anderen Konflikte. Aber irgendwie stürzen sich radikale Linke ja auf Israel wie die Motten aufs Licht, war ja schon zu RAF-Zeiten so.
F.D.I.O.
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Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von F.D.I.O. »

ulix hat geschrieben: Mi 29. Mai 2024, 11:56 Der Fall Marion Ingrams ist besonders bezeichnend für Deutschland. Die Frau, Holocaust-Überlebende, kehrte regelmäßig in ihre Heimatstadt Hambug zurück, um im Auftrag der Schulbehörde mit Schüler*innen über den Holocaust zu sprechen. Dieses Jahr wurde sie einfach nicht eingeladen. Warum? Weil sie die israelische Regierung scharf kritisiert.
Ein Verbot oder eine nicht Einladung ist ein Unterschied. Die Frau darf doch alles sagen, jemand anderes möchte es nicht hören und sich nicht mit ihr unterhalten. Sowas nennt man Meinungsfreiheit. Das darfst du gerne Aushalten. In diesem Land existiert keine ulix-Meinung-über-alles, auch das darfst du gerne aushalten.
Olivetree
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Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von Olivetree »

Jana161 hat geschrieben: Mi 29. Mai 2024, 11:42 Darf ich hier dazu einen Text von ittyminchesta aus Instagram an die Fusion posten? Das ist so gut geschrieben und zusammen gefasst.
1.Es gibt nur ein Existenzrecht Israels - völlig unabhängig von 'deutschen Befindlichkeiten' oder 'deutscher Perspektive'. Es ist kein Zufall, dass ihr hier die Wortwahl von Leuten, von rechts wie von links, die den Holocaust relativieren benutzt: die Shoah zu 'einem Verbrechen unter vielen' zu erklären, ist fester Bestandteils des Repertoires der Feinde Israels, um den einzigen jüdischen Staat zu delegitimieren - immer noch ein Zufluchtsort für Jüd:innen weltweit. Und jetzt mehr denn je bleiben sollte.
2. Wer nach dem 7.10 eine 'Ein-Staaten-Lösung' als Möglichkeit in Betracht zieht, ist ignorant bis böswillig der jüdischen Bevölkerung Israels gegenüber, denn wir leben in realen Verhältnissen und nicht in einer Soap-Opera mit Happy End.
3. Der 7.10 war der grösste Angriff auf einen Rave jemals - siehe euer Statement vom November.
Die Gruppe 'Palästina Spricht' und andere ‘Linke’ haben das Massaker am 8.10. gefeiert - seid ihr ganz sicher, dass alle eure Kollaborationspartner sich von Gruppen wie dieser distanzieren?
Möchte z.B. 'Arab Underground' dieses Jahr mit jüdischen und israelischen Allies zusammenarbeiten, die das Existenzrecht Israels* nicht in Frage stellen, oder diese weiterhin ausschliessen und statt dessen wie gehabt BDS weiter vorantreiben?
4. 'from the river to the sea' ist eine nationalistische Parole mit 99% genozidaler Intention. Möchtet ihr jetzt auch noch über 'Intifada' verhandeln?
5. Was ist mit eurem Nationalflaggenverbot? Steht das noch? Ich lese nämlich aus 'wir fühlen uns daher grundsätzlich solidarisch mit denen, die in der Welt ihren Protest gegen den Krieg in Gaza und ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk auf die Straße bringen und dies auch auf der Fusion zum Ausdruck bringen wollen, selbst wenn wir nicht immer dieselben Positionen haben' etwas Anderes heraus.
Ihr hättet einfach schreiben können:
'Wir sind hilflos und überfordert, wir werden unter Druck gesetzt, aber wir sind keine Nahost-Experten.
Wir möchten uns daher dieses Jahr um besonders gute Awareness gegenüber antisemitischen und rassistischen, antimuslimischen, antiarabischen, antiisralischen, antipalästinensichen Diskriminierungen kümmern
Ich habe meinen vorherigen Kommentar zu eurem Statement mit den Worten 'ihr habt es verkackt' beendet. Inwiefern ihr inhaltlich / diskursiv / politisch gegen die Wand gefahren seid, habe ich bereits versucht zu formulieren und auf den Punkt zu bringen.
Es gibt aber noch andere Dimensionen, ich benenne sie jetzt mal 'perspektivisch / organisatorisch / zwischenmenschlich', auf die ich eingehen möchte und die die ursprüngliche Ausrichtung der Fusion betreffen:
Die Fusion ist als ein Projekt gestartet, dass jenseits von Musik und Feierei Menschen aus verschiedenen Zusammenhängen zusammenbringen wollte und das Potential hatte, nicht nur alte (DiY- und Subkultur-) Netzwerke zu verstärken, sondern auch neue zu erzeugen. Vielen Akteuren der Fusion ging es immer auch um Dialog, um Streitbarkeit, um Findung von Konsens trotz Widersprüchlichkeiten – um ein Miteinander statt ein Gegeneinander: um Solidarität.
Diese Solidarität wischt ihr jetzt zutiefst undemokratisch und autoritär vom Tisch. Betroffen sind:
1. Die Crews
etwa 250 Crews (z.B.verschiedene Tresen, Küchen etc.) ‘wuppen’ zum Teil seit Jahrzehnten mit ihrem ehrenamtlichen Engagement die Fusion. Das sind tausende von Leuten, die sich 'für die gute Sache und den Spaß' den Arsch aufreissen, denn vielmals spenden sie ihr erwirtschaftetes Geld für Gruppen und Initiativen, für subkulturelle Räume, für politische Arbeit – und ermöglichen diese damit auch.
ihr habt euer Statement veröffentlicht, ohne diese Crews am Entstehungsprozess zu beteiligen, weder inhaltlich noch formell.
ihr habt sie vor vollendete Tatsachen gestellt, obwohl ihr wisst, dass sie automatisch mit der Fusion assoziiert werden und insofern auch mit den Inhalten eures Statements.
ihr habt die Prämissen, unter denen sie bereit waren, sich auf der Fusion einzubringen, vier Wochen vor dem Festival in ihr Gegenteil verkehrt.
ihr lasst ihnen keinen Spielraum: entweder gehen sie 'ok' mit euren Aussagen – und falls nicht – ja was? Sollen sie ihre (politische) Haltung, inklusive 'roter Linien', einfach über Bord werfen und vergessen?

ihr könnt vielleicht auf diejenigen eurer Helfer:innen - z.B. Köch:innen, Müllsammler:innen, Fahrer:innen - verzichten, denen euer Statement so grosse Bauchschmerzen bereitet, dass sie ggf. ihr Amt niederlegen; ihr könnt sie sicherlich durch unkritischere Menschen ersetzen.
ihr vergesst, ignoriert oder setzt aber darauf, dass viele der Crews nicht auf euch verzichten können - denn sie wollen ja ihre jeweiligen Initiativen unterstützen und würden oftmals deren Existenz gefährden.
ihr schadet damit letztendlich unabhängigen Strukturen, ihr schadet politischer Arbeit, ihr schadet emanzipatorischen Organisationen.
2. Die Künstler:innen
etwa 1200 Acts, insgesamt etwa an die 5000 Künstler:innen treten auf der Fusion auf
ihr zwingt all diese Künstler:innen ebenfalls, euer Statement entweder zu fressen und sich unwohl zu fühlen oder ihren Auftritt abzusagen und sich ebenso unwohl zu fühlen
unter den Acts sind (hoffentlich) auch Israelis und es ist anzunehmen, dass ein Großteil von ihnen entsetzt ist über eure Anmaßung, den 'nationalistischen israelischen Staat' (eure Worte) nicht anzuerkennen, d.h. Israel das Existenzrecht abzusprechen.
ihr entsolidarisiert euch zugleich mit dem Teil der israelischen Zivilgesellschaft (Muslim:innen, Christ:innen, Araber:innen, Jüd:innen, Palästinenser:innen, Bahais, Beduin:innen, Drus:innen etc.), der bereits wieder seit Monaten zu zehntausenden gegen ihre Regierung auf die Straße geht: diese Menschen wollen, dass die Geiseln zurückkommen, sie wollen keinen Krieg mehr, sie wollen einen Neustart und sie wollen eine Perspektive - eine friedliche Perspektive für Palästinenser:innen wie Israelis gleichermassen. Ihr aber macht sie unsichtbar und vergesst, dass, hätte es den 7.10. nicht gegeben, Nethanyahu aufgrund dieser Demokratiebewegung ggf. schon gar nicht mehr an der Macht wäre.

ihr schliesst ferner alle Künstler:innen aus, die mit eurem Statement nicht einverstanden sind oder dessen Vorgaben nicht erfüllen.
ihr schafft keinen 'diskriminierungskritischen Raum', sondern das genaue Gegenteil:
ihr befeuert die weltweite Hetze gegen Israelis und alle (nicht)jüdischen Menschen, die als 'Zionist:innen' 'gelabelt' und damit quasi 'zum Abschuss' frei gegeben werden.
3. Besucher:innen
all das zuvor Benannte gilt selbstredend auch für die Besucher:innen des Festivals, unter ihnen viele, denen die Fusion trotz aller 'Missstände' und Differenzen über die Jahre ans Herz gewachsen ist.
viele dieser Menschen kommen zur Fusion, weil sie in ihren Augen eine 'Alternative' darstellt zu anderen, noch kommerzielleren Festivals. Sie wünschen sich vielleicht ein Festival mit der zugrundeliegenden ‘Haltung‘, diese Welt im Rahmen des Möglichen zu verbessern - dass ihnen aber eine Positionierung zum Nahostkonflikt aufgezwungen wird, wünschen sie sich ganz sicher nicht.
es ist also davon auszugehen, dass ein guter Teil eurer Besucher:innen nicht mit eurem Statement einverstanden sein wird, aber beispielsweise schon Karten hat und daher vor vollendete Tatsachen gestellt wird.
Und wozu das Ganze?

Das Festival ist ausverkauft, ihr hattet und habt nichts zu verlieren. Niemand kann euch zu Etwas zwingen.
Ein Boykottaufruf von 'Palästina Spricht' (oder Anderen) wäre höchstens ein Grund gewesen, sich von dieser Gruppe, allen Unterzeichnenden des Aufrufs und all ihren weiteren 'Allies' gründlich und für alle Zeiten zu distanzieren. Diese Gruppe hat das Massaker der Hamas am 8.10.2023 verherrlicht und gerechtfertigt und tut es bis heute. Dabei wurden über 360 Raver:innen ermordet, vergewaltigt und ungezählte traumatisiert.
Das Nova Festival und die Fusion haben viel gemeinsam – vielleicht wollt ihr es nicht wissen oder nicht sehen, aber:
auch ihr seid gemeint, wenn nicht jetzt, dann vielleicht in Zukunft – denn das verspricht u.a. der Aufruf von 'Palästina Spricht' oder auch die Attacke auf die ‘Rote Flora’ in Hamburg: 'demnächst seid ihr an der Reihe!'

Aber nein, ihr distanziert euch nicht etwa von diesen autoritären, reaktionären Gruppen und Akteuren und deren vereinfachtem Weltbild, dessen fatale Konsequenzen sich deutlicher denn je abzeichnen. Ihr zeigt keine Emphatie z.B.für die Opfer von Islamismus, selbst dann nicht, wenn sie auch ‘einfach nur feiern’ wollten, nein, ganz im Gegenteil:
ihr reproduziert die Wortwahl von rechten wie linken Israelhasser:innen und Islamist:innen (‘Schuldkult‘, ‘deutsche Befindlichkeiten‘)
ihr schliesst (damit) Menschen aus, vor allem Jüd:innen und alle anderen Menschen, die von Islamismus betroffen sind oder potentiell sein werden und dagegen aufstehen oder es versuchen: Iraner:innen, Jesid:innen und vor allem auch Palästinenser:innen in Gaza
ihr gefährdet Freiraum und Projekt 'Fusion'
ihr gefährdet diverse emanzipatorische Projekte
ihr unterstützt BDS-Protagonist:innen, die, statt den Staat Israel zu zerstören, mit ihren Methoden der Erpressung, Diffamierung und des Mobbings nur eins erreichen, nämlich: lang gewachsene emanzipatorische Strukturen zu zerstören
ihr öffnet die Tür für autoritäre und islamofaschistische Zusammenhänge

Selbstdestruktion
Ja, wir alle machen Fehler und bauen Scheisse.
Manche Fehler aber sind gravierender als Andere - diese sind dann leider irreparabel.
Trotzdem kann und sollte man sich und anderen diese Fehler eingestehen.
Ihr könntet euren Misttext zurückziehen und euch damit bei all den oben genannten Menschen und Projekten für euren Komplettausfall wenn schon nicht entschuldigen, dann doch wenigstens signalisieren, dass ihr versteht, was ihr anrichtet, bzw. angerichtet habt. Ihr könntet damit aktiv für die Möglichkeit eines friedlichen und freundlichen Miteinanders sorgen.

Besonders gute Awareness gegenüber antisemitischen und rassistischen, antimuslimischen / antiarabischen / antiisraelischen (!!!) / antipalästinensischen Diskriminierungen auf der Fusion wäre dann ein Anfang.
Ansonsten ist das Fazit, wie ihr selbst schreibt:

‘Die Zukunft wird keine bessere sein'
Chapeau für diesen Text. In Berlin werden mittlerweile Kneipen und Institutionen, die sich nicht 100% auf Linie der pro-Pali-Fraktion sind, mit den roten Dreiecken der Hamas markiert. Irgendwie läuft das alles in eine wirklich beschissene Richtung.
ilitsch
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Registriert: Sa 2. Jul 2016, 11:52

Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von ilitsch »

Hallo Jana. danke fur den Kommentar, ich mochte mal ein paar Gedanken dazu aussern, du kannst mir gerne antworten, und es kann sich ein Gesprach entwickeln , wenn du bock hast,mal sehen wie viel Zeit ich habe, solltest du mich beschimpfen oder vorsatzlich missverstehen, ist klar, das ich darauf keine Bocke habe, ich will hier was lernen, nicht recht haben.Wenn ich einige sachen zu scharf formuliert habe, liegt es am schreibfluss, sorry vorab.

1. Du schriebst unter Punkt 2 , wir leben in realen Verhaltnissen und nicht in einer Soap opera mit Happy End. Wenn das bedeutet, ich solle mich fur eine Realpolitikerin bzw. gar als Statsprasidentin diesen oder jenes Staates halten, an dem das Schicksal dieser Welt bspw. im Gebiet zw. Jordan und Mittelmeer hangt, dann muss ich sagen dein Ausgehen von realen Verhaltnissen endet in Illussion. Du, ich, die Fusion, die Leude hier im Forum, die jungle world, die junge welt, Linke welcher Coleeur auch immer haben in dieser Welt, und insbesondere in dem in Frage stehenden Konflikt nichts zu melden, ich sehe da keine linken auf emanzipation gerichteten Krafte in diesem Krieg am Werk, auch in anderen Kriegen die die Menschheit derzeit ins Elend ziehen nicht, geschweige den das Linke da was entscheiden konnen.

Das hat den Nachteil das man nichts entscheiden kann, aber den Vorteil das man die Sache grundsatzlich kritisieren kann. Jetzt komme ich zu der Sache mit dem Existenzrecht von Staaten. Du sagst nur Israel hat ein Existenzrecht. Das ist so erstmal nicht richtig, da 193 Staaten dieser Erde ein sog. Existenzrecht haben, dies kommt nicht aus der Moral, von Gott oder irgendeiner politischen Haltung die man einnimmt sondern aus dem Recht, genauer dem Volkerrecht, dem Recht zwischen Staaten, welches quasi eine Fiktion anhand einer Gleichsetzung mit den allg. Menschenrechten ist, so wie Menschen haben auch Staaten ein Recht auf Leben. Das ist naturlich quatsch, da Staaten entstehen und vergehen, sollte eigentlich jeder wissen, der in Deutschland lebt, da vor gerade mal 30 jahren auf dessen territorium ein Staat von einem anderen geschluckt wurde, sprich die DDR von der BRD, wobei der Zusammenbruch, hier doch eine weltgeschichtliche Ausnahme darstellt, da Nationalstaaten normalerweise mittels Krieg entstehen und vergehen bzw. ihre Grenzen verschieben. Die Nationalstaaten Europas haben uber 400 Jahre Dauerkrieg inklusive 2 Weltkriegen gebraucht um ihre Grenzen pie mal daumen vorerst darauf liegt die betonung fix zu haben.

Da ich davon ausgehe das du das weist, kann der Satz nur Israel hat ein Existenzrecht nur bedeuten du lehnst alle Nationalstaaten ab, ausser den Nationalstaat Israel. daran ist soviel richtig, das eine friedliche Kooperation der menschen und meinetwegen auch Kulturen dieser erde nicht durch die Abschaffung eines nationalstaats erreicht wird, bspw. Israels, aber auch die zerschlagung Russland oder Chinas stehen ja mehr oder weniger unausgesprochen im Raum, sondern nur durch die Wandlung aller Nationalstaaten. Das zeigen die realen Verhaltnisse, ob in Russland und der Ukraine, im Kongo, im Sudan, Athiopien und eritrea, china und taiwan, in Afghanistan oder auch in Israel und Palastina, usw. und so fort ein friedliches kooperatives Miteinander der menschen und Kulturen ist, sowie es seit jahrhunderten aussieht, mit dem Nationalstaat nicht zu machen

Oder doch? ein knapper Blick auf die Losungsvorschlage im Israel Palastina Konflikt reicht aus um das zu entkraften. 1. Alles bleibt wie es ist, geht nicht, da es zu Leid, Tod und Elend an Palastinsern fuhrt, den Krieg verlangert, und daruber hinaus auch zu Leid, Tod und Elend in der judischen Bevolkerung fuhrt, obwohl das ja eigentlich das Hauptargument ist, der Nationalstaat Israel soll judisches Leben schutzen, obwohl seit der Staatsgrundung nun wieder ohne das ein Ende absehbar ist, Juden sterben mussen. 2. Einstaatenlosung, insbesondere solche kantonmodelle wie in Bosnien , wobei in Bosnien eher kein Frieden ist, sondern die abwesenheit von krieg, geht nicht, da sich dann der judische Staat selbst abschaffen muss, ohne das sich alle anderen Staaten dieser erde abgeschafft byw. gewandelt haben. 3. Zweistaatenlosung, geht nicht, da die Westbank besiedelt ist, sprich der palastinesische Staat kein territorium, geschweige den ein zusammenhangendes hat, gaza ist ja auch noch getrennt, daruberhinaus gibt es auf palastinensischer Seite 2 regierungen, fatah und hamas, wobei ja dann klar ist, das die erstmal ihren burgerkrieg ausfechten mussen, wer da an die regierung kommt. Palastinesischer staat bedeutet palastinensische Armee, und die wurde dann in Ostjerusalem stehen, da weiss man dann schon was bei der nachsten krise kommt.

Fazit. Der Nationalstaat taugt nicht zur Dauerhaften Herstellung eines Friedens zwischen den Menschen, insbesondere nicht zum Schutz palastinensischer und judischer Menschen, da beide seiten tote und verletzte seit dekaden im 4 stelligen bereich zu beklagen haben, sicher die einen mehr als die anderen, und er auch wie gezeigt kein Losungsmodell fur den Krieg bietet. Selbstredend nicht nur dort, der Nationalstaat taugt ja nicht mal zur Herstellung des Friedens zwischen den Arabern, wie der Krieg mit hundertausenden ach was Millionen Toten in Syrien, Irak und Jemen allein in den letzten 10 jahren zeigt, aber eben auch nicht nur dort, sondern die Kriege in der Ukraine, im Sudan, in Eritrea, im Kongo usw. und so fort zeigen. Diese Kritik am Nationalstaat, unfahig Frieden zwischen den Menschen zu schaffen, das sind meiner Meinung nach die realen Verhaltnisse, kommt nicht aus einer Analyse des Israel Palastina Konflikts, sie gilt fur alle Staaten bzw. fur den nationalstaat an sich, die EU bspw., die ja nun vorerst einen Frieden in Europa hergestellt hat, und die man naturlich rauf und runter kritisieren kann, ist ja bspw. eine Abkehr vom Nationalstaat, eine zaghafte wie das ganze desaster in der Ukraine zeigt, wo man auch mittels krieg auf einen nationalstaat setzt, aber sie ist eine. Diese Kritik des nationalstaates macht daher auch nicht vor dem ewig andauernden Krieg zwischen Mittelmeer und Jordan halt, wie das der satz vom einzigen existenzrecht Israels suggeriert. Ohne ein kritisches verstandnis vom Nationalstaat verstehe ich ehrlich gesagt gar nicht, was da, also im nicht fertigen Nationalstaat Israel und im entstehen begriffenen Nationalstaat Palastina, unklar wie weit die territorien beider reichen, uberhaupt passiert, und verliere mich in einseitigen Parteinahmen, entweder pro Israel, wie in deinem post, oder pro Palastina.

2. Wie du hoffe ich das das nationalflaggenverbot gilt. Es muss gelten ohne ausnahme, meine Meinung. Das ist auch durchsetzbar, warum, weil es seit der Fusion 2002, meine gute ist das lange her, es kommt mir wie gestern vor, wo alle zur Fussballweltmeisterschaft mit deutschen nationalflaggen durch die gegend geeiert sind, das finale war genau an dem wochenende wo fusion war, auch immer durchgesetzt wurde. Solche dummen Sprechchore, wie from the river to the sea, viva, viva ..., slava ... braucht kein mensch, aber sie lassen sich wohl nicht unterbinden, bzw. ein verbot nicht durchsetzen. Ein appell reicht da aus, und das haben sie ja gemacht, indem sie meinen, die fusion nicht fur ein kampffeld sich gegenseitig auschliesender positionen zu missbrauchen.

3. Autoritarer Charakter wegen mangelnder Partizipation aller Gruppen vor dem Nachschlag, sehe ich nicht, da der Kulturkosmos ja klar gestellt hat, das insbesondere judische und palastinesische menschen durch den Newsletter ausgeschlossen wurden also die der Konflikt betrifft, und welche ja nun in der Minderheit gegenuber all den von dir aufgezahlten gruppen, kunstlerinnen und besucherinnen sein durften. Demokratie, und erst recht die fusion, das sagt schon der name, heist immer auch Minderheitenschutz, und da kann besser muss man, zum schutz eben dieser minderheit / hier der judischen und palastin. menschen< eben etwas gegen die Mehrheit durchdrucken, meine Meinung .

Das wars erstmal schone grusse und einen schonen tag
ilitsch
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Registriert: Sa 2. Jul 2016, 11:52

Re: Newsletter Israel / Palästina

Beitrag von ilitsch »

Zerschlagung Russlands und der Ukraine muss es heissen, sorry habe ich yu schnell geschrieben
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