Fusion Philosophie
Verfasst: Mi 8. Jul 2015, 00:52
Voran gestellt sei ein riesen Dank an die Fusion Crew, die wieder Unglaubliches auf die Beine gestellt haben. Es war schön endlich wieder zu Hause zu sein.
Umso mehr tut es mir in der Seele weh mit anzusehen wie das Herzblut, das in unser zauberhaftes Festival gesteckt wird, mehr und mehr mit Füßen getreten wird.
Ich möchte nichts pauschalieren oder alle über einen Kamm scheren und ich hatte auch ein tolles Festival, aber was ist aus den Fusionauten geworden?
Ich hatte leider in vielen Situation und zwar bis hin zur Heimfahrt das Gefühl, dass viele Fusiongäste dort waren ohne sich vorher vertraut gemacht zu haben, was die Fusion eigentlich bedeutet und wie sie "funktioniert". Funktioniert in dem Sinne, dass wir Fusionauten durch unser Verhalten, Interesse, Mitwirkung, Achtgebung, ein wichtiger Teil dessen sind, was die Fusion ausmacht. Eben der Ort einer besseren Welt.
Teilweise sind es Kleinigkeiten gewesen - und ja, mir ist bewusst, dass nicht mehr alles ist, wie es mal war, denn es werden mehr und mehr Leute, die die Fusion besuchen wollen, aber meiner Meinung nach irgendwie nicht mehr so richtig ein Teil von ihr werden (wollen). Die Dinge, die ich schildern werde, klingen wahrscheinlich für die meisten banal, sind aber die, die sich am besten schildern lassen.
Wir stehen am Pizzastand an der Rootsbase an. Es ist Sonntagabend, auch die Standbetreiber sind langsam müde und es dauerte eben alles eine Weile länger als sonst. Wir stellten uns also wie einige wenige vor uns mit Geduld in die Schlange. Irgendwann kam eine Person von der Seite durch die Bäume und stellte sich direkt vor uns. Ich sprach ihn dann an, ob er sich bitte wie alle anderen auch, hinten anstellen können, wir warten alle schon eine Weile und es sei so nicht fair. Keine Reaktion. Dann kam eine weitere Person dazu und wir haben die beiden noch male angesprochen. Die zweite Person fing dann an zu diskutieren und erzählte und sie würden dort schon die Ganze Zeit stehen. Die drei Jungs vor uns haben sich dann eingemischt und sagten, dass sie es auch schon versucht haben dem jungen Mann zu erklären und wir versuchten es mit ruhigen Worten nochmals. Im Ergebnis sind die beiden wütend davon gestapft.
Klar, auf den Tanzflächen ist es voll. Ich habe auch nichts dagegen, wenn sich dann noch mehr Leute versuchen direkt in die kleinste Lücke vor uns zu drängen, aber muss es dann sein beim Tanzen die Ellenbogen nach hinten zu uns auszufahren? Auch nett angesprochen, ob wir nicht alle etwas "Rücksicht" nehmen könnten auf den vollen Tanzflächen, damit wir alle noch entspannt tanzen können, keine Reaktion. im Gegenteil es wurde eigentlich schlimmer.
Es gab mal Zeiten, da konnte man gar nicht schnell genug sein, wenn man jemanden angerempelt hat, denn die angerempelte Person hatte sich selber schon entschuldigt und man gab sich noch einen netten Gruß mit auf den Weg.
Einige wenige Male habe ich Geschubse und kleine, ich meine, "Schlägereien" oder eher Raufereien gesehen. War mir vorher auf der Fusion auch nie bekannt.
Am Schlimmsten wurde es dann eigentlich bei der Abreise. Wir standen am Montag in der prallen Sonne am Fusion ZOB und haben wie alle anderen dort geduldig gewartet, bis wir endlich an der Reihe waren, um in den Bus zu steigen.
Als wir noch in der Schlange standen, bevor es mehrere eingezäunte Reihen gab, fing es plötzlich an, dass mehr und mehr Leute an der Seite an uns vorbei gingen, um sich in die eingezäunten Reihen zu drängen. Ich habe die Leute gebeten sich hinten anzustellen und gesagt, dass die Schlange eben dort hinten ist. "Ach, ja" war die Antwort. Oder es ging eine Person vor, quetschte sich dazwischen und mehrere weitere Personen folgten und begründeten dies dann so, dass ihre Freundin ja dort vorne stehe (die sich ja so eben auch dort vorgedrängelt hat) In den Reihen angekommen, wo es natürlich sehr voll war, alle Leute mit ihrem Gepäck, ging es dann noch dreister weiter. Die Leute kletterten über die Absperrungen zu einem der vordersten Reihen. Zum einen war dort überhaupt kein Platz für weitere Personen und bei der Hitze sicherlich auch nicht förderlich die Menschen noch weiter zusammen zu quetschen und zum anderen kann ich dieses Verhalten nicht nachvollziehen. Traurig, dass es wohl nicht mehr möglich ist, so wie es mal war, aus jeder, vielleicht auch nervenaufreibenden, Situation auf der Fusion mit den lieben Menschen um einen herum, eine angenehmere Situation zu machen.
Der letzte Rest, der mich zum Ende hin noch ein mal sehr traurig gestimmt hat, war dann die Zugfahrt. Wir mussten mehrfach umsteigen. Wir hatten viel Gepäck und zwei Fahrräder. Zwei Mal beim Umsteigen gab es keinen Fahrstuhl. Geholfen hat uns keiner (Muss man auch nicht voraussetzen, ich weiß, aber….es war mal anders). Das Prinzip der abreisenden Fusionauten war dann: ich habe einen Sitzplatz, ich lasse alle meinen Sachen genau dort fallen und was mit dem Rest ist, der noch vor der Tür steht, ist mir egal. Ein Mal hat sich einer für uns stark gemacht und gebeten, dass die Leute weiter durchrutschen, wir waren auch die Einzigen, die noch vor der Tür standen, zwar mit unseren Fahrrädern, aber siehe da: es hätten noch 3 weitere Fahrräder in den Zug gepasst. Beim nächsten Umsteigen ist die Schaffnerin sehr laut geworden und es kam doch noch zu Bewegung anstatt irritierten Blicken, dass wir auch noch mit in den Zug wollen. Und auch dann war noch genug Platz.
Wir gehörten dann zu ca. 50 weiteren Personen, die an einem kleinen Bahnhof gestrandet sind, weil wir nicht mehr in die letzte Bahn gepasst haben (2 Wagons, nachvollziehbar). Wir warteten 2,5 Stunden auf einen Bus, den die Deutsche Bahn geschickt hat. Die Gespräche um mich herum gingen eigentlich nur darum, welche Drogen es gab, welche mit zurück genommen wurden, wer noch was tauschen möchte, wen sie nicht alles mit was für Drogen gesehen haben etc.
Da frage ich mich, wir kommen nach 6 Tagen von der Fusion zurück und das interessanteste und wichtigste ist, der Drogenkonsum? Gab es nichts schöneres, spannenderes, verzaubernderes, erstaunliches worüber man sich austauscht?
Letzteres ist meiner Meinung nach auch genau der Punkt, warum mir diese Sachen aufgefallen sind oder wir in diesen Situationen waren: auf der Fusion kann man alles an Drogen ausprobieren alles bekommen etc. spread the word…
*edit: Unfassbar und unangenehm war außerdem, dass wir ständig von irgendwelchen Typen auf aufdringliche Weise angebaggert wurden, muss das sein?
Mit der GoPro auf der Tanzwüste fange ich wohl lieber gar nicht an...
Zusammenfassend nenne ich es Egoismus und Ellenbogen-Gesellschaft. Schade!
Der Hintergrund, die Geschichte und die Motivation für dieses Festival steht scheinbar inzwischen eher hinten an.
Das tut mir leid. Das finde ich sehr sehr schade und traurig.
Dennoch bleibt ein Teil der Fusion auch für mich einfach die Fusion, weil ich natürlich auch andere Erlebnisse hatte, andere Besucher erlebt habe und natürlich wegen der guten Seelen, die uns den Ferienkommunismus jedes Jahr wieder ermöglichen. Danke!
Umso mehr tut es mir in der Seele weh mit anzusehen wie das Herzblut, das in unser zauberhaftes Festival gesteckt wird, mehr und mehr mit Füßen getreten wird.
Ich möchte nichts pauschalieren oder alle über einen Kamm scheren und ich hatte auch ein tolles Festival, aber was ist aus den Fusionauten geworden?
Ich hatte leider in vielen Situation und zwar bis hin zur Heimfahrt das Gefühl, dass viele Fusiongäste dort waren ohne sich vorher vertraut gemacht zu haben, was die Fusion eigentlich bedeutet und wie sie "funktioniert". Funktioniert in dem Sinne, dass wir Fusionauten durch unser Verhalten, Interesse, Mitwirkung, Achtgebung, ein wichtiger Teil dessen sind, was die Fusion ausmacht. Eben der Ort einer besseren Welt.
Teilweise sind es Kleinigkeiten gewesen - und ja, mir ist bewusst, dass nicht mehr alles ist, wie es mal war, denn es werden mehr und mehr Leute, die die Fusion besuchen wollen, aber meiner Meinung nach irgendwie nicht mehr so richtig ein Teil von ihr werden (wollen). Die Dinge, die ich schildern werde, klingen wahrscheinlich für die meisten banal, sind aber die, die sich am besten schildern lassen.
Wir stehen am Pizzastand an der Rootsbase an. Es ist Sonntagabend, auch die Standbetreiber sind langsam müde und es dauerte eben alles eine Weile länger als sonst. Wir stellten uns also wie einige wenige vor uns mit Geduld in die Schlange. Irgendwann kam eine Person von der Seite durch die Bäume und stellte sich direkt vor uns. Ich sprach ihn dann an, ob er sich bitte wie alle anderen auch, hinten anstellen können, wir warten alle schon eine Weile und es sei so nicht fair. Keine Reaktion. Dann kam eine weitere Person dazu und wir haben die beiden noch male angesprochen. Die zweite Person fing dann an zu diskutieren und erzählte und sie würden dort schon die Ganze Zeit stehen. Die drei Jungs vor uns haben sich dann eingemischt und sagten, dass sie es auch schon versucht haben dem jungen Mann zu erklären und wir versuchten es mit ruhigen Worten nochmals. Im Ergebnis sind die beiden wütend davon gestapft.
Klar, auf den Tanzflächen ist es voll. Ich habe auch nichts dagegen, wenn sich dann noch mehr Leute versuchen direkt in die kleinste Lücke vor uns zu drängen, aber muss es dann sein beim Tanzen die Ellenbogen nach hinten zu uns auszufahren? Auch nett angesprochen, ob wir nicht alle etwas "Rücksicht" nehmen könnten auf den vollen Tanzflächen, damit wir alle noch entspannt tanzen können, keine Reaktion. im Gegenteil es wurde eigentlich schlimmer.
Es gab mal Zeiten, da konnte man gar nicht schnell genug sein, wenn man jemanden angerempelt hat, denn die angerempelte Person hatte sich selber schon entschuldigt und man gab sich noch einen netten Gruß mit auf den Weg.
Einige wenige Male habe ich Geschubse und kleine, ich meine, "Schlägereien" oder eher Raufereien gesehen. War mir vorher auf der Fusion auch nie bekannt.
Am Schlimmsten wurde es dann eigentlich bei der Abreise. Wir standen am Montag in der prallen Sonne am Fusion ZOB und haben wie alle anderen dort geduldig gewartet, bis wir endlich an der Reihe waren, um in den Bus zu steigen.
Als wir noch in der Schlange standen, bevor es mehrere eingezäunte Reihen gab, fing es plötzlich an, dass mehr und mehr Leute an der Seite an uns vorbei gingen, um sich in die eingezäunten Reihen zu drängen. Ich habe die Leute gebeten sich hinten anzustellen und gesagt, dass die Schlange eben dort hinten ist. "Ach, ja" war die Antwort. Oder es ging eine Person vor, quetschte sich dazwischen und mehrere weitere Personen folgten und begründeten dies dann so, dass ihre Freundin ja dort vorne stehe (die sich ja so eben auch dort vorgedrängelt hat) In den Reihen angekommen, wo es natürlich sehr voll war, alle Leute mit ihrem Gepäck, ging es dann noch dreister weiter. Die Leute kletterten über die Absperrungen zu einem der vordersten Reihen. Zum einen war dort überhaupt kein Platz für weitere Personen und bei der Hitze sicherlich auch nicht förderlich die Menschen noch weiter zusammen zu quetschen und zum anderen kann ich dieses Verhalten nicht nachvollziehen. Traurig, dass es wohl nicht mehr möglich ist, so wie es mal war, aus jeder, vielleicht auch nervenaufreibenden, Situation auf der Fusion mit den lieben Menschen um einen herum, eine angenehmere Situation zu machen.
Der letzte Rest, der mich zum Ende hin noch ein mal sehr traurig gestimmt hat, war dann die Zugfahrt. Wir mussten mehrfach umsteigen. Wir hatten viel Gepäck und zwei Fahrräder. Zwei Mal beim Umsteigen gab es keinen Fahrstuhl. Geholfen hat uns keiner (Muss man auch nicht voraussetzen, ich weiß, aber….es war mal anders). Das Prinzip der abreisenden Fusionauten war dann: ich habe einen Sitzplatz, ich lasse alle meinen Sachen genau dort fallen und was mit dem Rest ist, der noch vor der Tür steht, ist mir egal. Ein Mal hat sich einer für uns stark gemacht und gebeten, dass die Leute weiter durchrutschen, wir waren auch die Einzigen, die noch vor der Tür standen, zwar mit unseren Fahrrädern, aber siehe da: es hätten noch 3 weitere Fahrräder in den Zug gepasst. Beim nächsten Umsteigen ist die Schaffnerin sehr laut geworden und es kam doch noch zu Bewegung anstatt irritierten Blicken, dass wir auch noch mit in den Zug wollen. Und auch dann war noch genug Platz.
Wir gehörten dann zu ca. 50 weiteren Personen, die an einem kleinen Bahnhof gestrandet sind, weil wir nicht mehr in die letzte Bahn gepasst haben (2 Wagons, nachvollziehbar). Wir warteten 2,5 Stunden auf einen Bus, den die Deutsche Bahn geschickt hat. Die Gespräche um mich herum gingen eigentlich nur darum, welche Drogen es gab, welche mit zurück genommen wurden, wer noch was tauschen möchte, wen sie nicht alles mit was für Drogen gesehen haben etc.
Da frage ich mich, wir kommen nach 6 Tagen von der Fusion zurück und das interessanteste und wichtigste ist, der Drogenkonsum? Gab es nichts schöneres, spannenderes, verzaubernderes, erstaunliches worüber man sich austauscht?
Letzteres ist meiner Meinung nach auch genau der Punkt, warum mir diese Sachen aufgefallen sind oder wir in diesen Situationen waren: auf der Fusion kann man alles an Drogen ausprobieren alles bekommen etc. spread the word…
*edit: Unfassbar und unangenehm war außerdem, dass wir ständig von irgendwelchen Typen auf aufdringliche Weise angebaggert wurden, muss das sein?
Mit der GoPro auf der Tanzwüste fange ich wohl lieber gar nicht an...
Zusammenfassend nenne ich es Egoismus und Ellenbogen-Gesellschaft. Schade!
Der Hintergrund, die Geschichte und die Motivation für dieses Festival steht scheinbar inzwischen eher hinten an.
Das tut mir leid. Das finde ich sehr sehr schade und traurig.
Dennoch bleibt ein Teil der Fusion auch für mich einfach die Fusion, weil ich natürlich auch andere Erlebnisse hatte, andere Besucher erlebt habe und natürlich wegen der guten Seelen, die uns den Ferienkommunismus jedes Jahr wieder ermöglichen. Danke!