Newsletter 4/2019 - Fusion Fazit
Verfasst: Fr 22. Nov 2019, 21:01
Der „Fazit-Newsletter“ wurde eben rausgeschickt....:
Liebe Fusionistinnen und Fusionisten,
Der Sommer ist vorbei und nach dem vielleicht schönsten
at.tension-Festival ever wird es höchste Zeit, uns mit einem Resümee des
Fusion-Festivals bei euch zurück zu melden. Dabei kommen wir natürlich
nicht umhin noch einmal auf die Polizeigeschichte Bezug zu nehmen, die uns
und euch in diesem Jahr richtig umgetrieben hat. Am Ende dieses Newsletters
findet ihr aktuelle Informationen zum Vorverkauf für die kommende Fusion.
Als wir uns Ende April mit einem langen Newsletter an euch gewandt haben,
standen wir wie noch nie in unserer Vereinsgeschichte mit dem Rücken zur
Wand. Alle Zeichen standen auf Sturm und die Zukunft des Fusion-Festivals
und in der Folge auch die des at.tension-Festivals hingen an einem seidenen
Faden. Die Forderung der Polizei nach Überwachung des Festivals durch eine
„anlasslose Bestreifung“ und einer zentral auf dem Festivalgelände
gelegenen Polizeistation waren für uns ein Frontalangriff auf die
Philosophie der Fusion und das, was uns hier vereint - nämlich die
Freiheit, sein zu können, wie wir sein wollen: zwanglos und
unkontrolliert.
Unsere konsequente Ablehnung der polizeilichen Begehrlichkeiten hat dazu
geführt, dass die Genehmigung des Festivals von Seiten des
Polizeipräsidenten zunächst verweigert wurde. Die vorgetragenen Mängel
unseres, bis dato nicht beanstandeten Sicherheitskonzeptes waren
größtenteils vorgeschoben und konnten durch eine Überarbeitung des
Konzeptes ausgeräumt werden. Gefahrenabwehr und die Sicherheit unserer
Gäste war ihre Argumentation, polizeiliche Kontrolle und Überwachung war
ihre eigentliche Intention. Uns war sofort klar, dass die Durchsetzung
dieser Forderungen das Ende der Fusion bedeuten würde. Polizeiwache
mittendrin und anlasslose Bestreifung aller Bereiche - das wäre der
absolute Killer und die Fusion nicht mehr die Fusion. Wir mussten uns die
Frage stellen, mit wem und für wen wir unter solchen Bedingungen dieses
Festival weiter organisieren wollen würden?
Klar war aber auch, dass es hier um weit mehr ging als um die Zukunft
unseres geliebten Festivals. Es ging um die politische Frage, ob es in
dieser Gesellschaft weiterhin Freiräume geben kann, die nicht von der
Polizei eingeschränkt und mit repressiven Maßnahmen begleitet werden. Es
ging um die Selbstgestaltungsfreiheit kultureller und künstlerischer Orte.
Aus dieser Perspektive betrachtet, betraf das Thema auch viele andere
Versammlungsräume im subkulturellen Kontext: Konzerte, Festivals, freie
Bühnen sowie die gesamte Clubkultur. Es ging hier im Kleinen um nicht
weniger als um das Ganze: die Verteidigung tragender Elemente einer
emanzipatorischen Gesellschaft.
Mit dieser Situation sind wir Ende April an die Öffentlichkeit gegangen
und haben uns erstmals in unserer Kulturkosmos-Geschichte an Medien
gewandt. Nach über 20 Jahren konsequenter Medienabstinenz war das
Interesse gewaltig und so wurde der Konflikt um das Fusion-Festival in fast
allen relevanten Medien verbreitet und bundesweit zum Thema. Durch die
mediale Aufmerksamkeit, unseren beharrlichen Widerstand und die
Solidarität von wahnsinnig vielen Menschen und Organisationen aus der
ganzen Republik ist es gelungen, diese polizeiliche Intervention
zurückzuweisen.
Es hat uns selbst überrascht, wie breit das Thema in der Öffentlichkeit
aufgegriffen wurde und von wie vielen Menschen die Fragen geteilt wurden:
Wie können Grund- und Freiheitsrechte verteidigt werden? Wie frei wollen
wir leben? Und wie kann dem zunehmenden Überwachungswahn Grenzen gesetzt
werden? Die Petition wurde binnen 10 Tagen von über 130.000 Menschen und
unzähligen Organisationen unterzeichnet. So kam es, dass ausgerechnet ein
Kulturfestival eine Schlacht um Grund- und Freiheitsrechte und gegen die
Ausweitung von staatlicher Kontrolle und Überwachung gewinnen konnte.
Es stellt sich natürlich bis heute die Frage, was den Neubrandenburger
Polizeipräsidenten geritten und warum er sich so verstiegen hat. War es
der gezielte politische Angriff, um ein linkes Netzwerk trocken zu legen?
War es der polizeilichen Logik geschuldet, die sich eine Gesellschaft mit
80.000 Menschen, die in Eigenverantwortung für ihr Wohl und ihre
Sicherheit sorgen und ohne polizeiliche Kontrolle feiern wollen, nicht
vorstellen konnte und damit die Geschichte der Fusion ignorierte?
Letztendlich hat die Polizei den von uns schon im November vorgeschlagenen
Kompromiss einer Polizeiwache am Rande des Festivalgeländes und der Zusage
eines rein anlassbezogenen Zugangs akzeptiert. Und sie haben erkannt, dass
die Fusion mit ihren 10.000 mitarbeitenden Akteur:innen sehr wohl in der
Lage ist, eine so große Veranstaltung eigenverantwortlich, sicher und ohne
Polizeipräsenz über die Bühne zu bringen. Der jetzt ausgehandelte
Kompromiss hat am Ende zu einer konstruktiven und transparenten
Zusammenarbeit mit der Polizei geführt. Wir gehen daher davon aus, dass
damit die Grundlage für eine weitere, sachliche Zusammenarbeit auf den
kommenden Festivals geklärt wurde.
Die „Polizei-Fusion“ wurde durch diesen Konflikt am Ende ein ganz
spezielles Festival. Nicht nur, weil das gesetzte Thema „Polizei und
Überwachung“ in zahllosen künstlerischen und inhaltlichen Beiträgen
kritisch aufgegriffen wurde. Auch die plötzlich aufgeploppte Erkenntnis,
dass die Zukunft der Fusion nicht selbstverständlich ist, hat für viele
ihre emotionale Verbindung verstärkt und wie wir vermuten, auch die
ideelle Wertschätzung des Festivals noch einmal erhöht. Das war
beispielsweise durch die ausgeprägte Awareness im Umgang miteinander
deutlich zu spüren. Die Aufmerksamkeit für die Anderen, die fast
allgegenwärtig war, hat sich noch einmal weiterentwickelt. Auch der
bewusstere Umgang mit Müll auf dem gesamten Gelände war für alle
ersichtlich. Die Fusion war so sauber wie noch nie!
Ja, in unserer ferienkommunistischen Parallelgesellschaft geht es
bewusstseinsmäßig spürbar nach vorne. Aber wie sieht es in der
außer-fusionären Gesellschaft aus, in die wir zwangsweise zurückkehren,
wenn wir unsere hedonistische Feierblase verlassen? Richtig scheiße sieht
es da aus und die Aussichten werden zunehmend düsterer!
Wir wollen jetzt nicht aufzählen, wo es überall brennt und wie beschissen
es um diese Welt, unsere Gesellschaft, unsere Umwelt und unsere Zukunft
steht. Aber wir wollen hier deutlich sagen, dass die politische Relevanz
der Fusion als Melting-Pot linker Utopien sich nicht daran misst, wie wir
für fünf Tage in einer Parallelgesellschaft an unseren Utopien basteln
und gemeinsam abfeiern. Sondern darin, wie wir außerhalb der Fusion
unseren Arsch hoch bekommen und uns gegen den zunehmenden Wahnsinn
auflehnen, den Widerstand organisieren, um den drohenden Albtraum
abzuwenden! Da liegen die entscheidenden Herausforderungen, denen sich
jeder und jede Einzelne von uns stellen muss!
Zurückkehrend zum Resümee, wollen wir auf einige Punkte kurz eingehen:
# Todesfall am Sonntag
Dass das Thema - auf sich selbst und auf andere zu achten - so wichtig ist,
um die körperliche Unversehrtheit und Sicherheit aller Fusionist:innen
maximal zu gewährleisten, hat sich tragischerweise am Sonntag gezeigt, als
ein Fusionist in seinem Zelt von seinen Freunden verstorben aufgefunden
wurde. Niemand hatte es mitbekommen und vermutlich hätte es niemand
verhindern können oder muss sich einen Vorwurf machen; aber es ist
trotzdem passiert. Was die Ursache war, ist uns nicht bekannt.
Fremdverschulden konnte ausgeschlossen werden und an unnötigen
Spekulationen sollte sich niemand beteiligen.
Für uns, aber insbesondere für seine Freunde war es natürlich ein
krasser Schock und wir mussten gemeinsam mit Rettungsdienst und Polizei
diese Situation bewältigen und uns damit auseinandersetzen, dass jemand
gestorben ist und der Tod eines Menschen auf unserem Festival leider nicht
auszuschließen ist.
Wir haben am Sonntag um 18:00 die Musik auf dem Festival für 15 Minuten
unterbrochen, um einmal alles anzuhalten und zumindest kurz innehalten zu
können.
Wir alle sollten diesen Tod als Ermahnung verstehen. Wir müssen so gut es
geht aufeinander achten und aufmerksam sein und reagieren, wenn wir sehen
oder hören, dass es jemandem nicht gut geht oder irgendwas nicht stimmt.
# No shirt no problem
Nachdem „no shirt no service“ ja bereits im vergangenen Jahr Wellen
geschlagen hatte, ist es in diesem Jahr erneut zu großen Kontroversen
darüber gekommen. Neben Bars und Müllstationen hat sich das Thema auch in
andere Bereiche, wie beispielsweise zu einigen Toiletten getragen. Wir
respektieren, dass es einem Teil unserer mitarbeitenden Gruppen ein
Bedürfnis ist, mit dieser Kampagne Männerprivilegien zu thematisieren.
Wir wollen auch in diesem Jahr nicht aktiv in diese Diskussion einsteigen
und verweisen erneut auf die Auseinandersetzung im Forum
(viewtopic.php?f=34&t=26978&sid=a38fc815 ... 82b99200ea),
sowie unsere Stellungnahme aus dem letzten Jahr
(viewtopic.php?f=32&t=23285&sid=a38fc815 ... 80#p103946).
Was wir aber erwarten ist, dass die Grenzen von pädagogisch sinnvoller
Aufklärung in dieser Kampagne gewahrt bleiben. Wir sehen diese Grenzen
spätestens dann überschritten, wenn Männern ohne Shirt verweigert wird,
die Toilette zu benutzen oder ihren Müllbeutel abzugeben und das ihnen
zustehende Müllpfand dafür zu bekommen.
Wir fordern alle auf, diese Auseinandersetzung konstruktiv und Fusion-affin
zu führen, denn es sollte um Bewusstseinsarbeit gehen. Aggressive
Machtdemonstrationen sehen wir als Kulturkosmos hier nicht zielführend,
denn niemand muss Macker:in sein!
# Aggressive Pfandsammler:innen
Die erneuten, vielfachen Beschwerden im Forum
(viewtopic.php?f=34&t=26954&sid=a38fc815 ... 82b99200ea)
über ultradreiste Pfandsammler:innen haben uns zu der Erkenntnis gebracht,
dass wir diesen Umtrieben in Zukunft entgegentreten müssen. Niemand hat
ein Problem damit, wenn liegengelassene oder vergessene Pfandflaschen
aufgesammelt werden. Wer aber anderen die Pfandflaschen oder Getränke
klaut, auf dem Dancefloor penetrant mit Taschenlampen rumnervt und
ersichtlich die Spielregeln nicht kennt oder akzeptieren will, muss von der
Security ermahnt werden und falls keine Einsicht erkennbar ist, das
Festival verlassen. Das gilt für alle gleich.
# Vorverkauf Fusion 2020
Wie gewohnt startet die Registrierungsphase für die Fusiontickets am 1.
Dezember und endet am 14. Dezember um 23:59 Uhr. Wir belassen den
Ticketpreis bei 145,-€ (inklusive 10,-€ Müllpfand & 5,- € Versand).
Trotz der wiederkehrenden Kritik an einem etwas kompliziertem
Ticketverkaufssystem sind wir davon überzeugt, dass die Verlosung der
Kaufoptionen die fairste Verteilungsmethode ist. Immer mehr Events mit
starker Nachfrage vergeben ihre Tickets durch ähnliche Systeme. Wann ihr
euch innerhalb des Zeitraums registriert, ob als Clique oder Einzelperson,
hat keinen Einfluss auf die Gewinnchancen. Unter allen erfolgreichen
Registrierungen werden am 20. Dezember die Kaufoptionen verlost und pro
Account ist der Kauf von einem Ticket möglich. Mehrfachregistrierungen
werden wir konsequent disqualifizieren.
Wir wünschen euch allen viel Glück bei der kommenden Verlosung und freuen
uns schon auf eine grandiose 23. Fusion 2020!
Liebe Fusionistinnen und Fusionisten,
Der Sommer ist vorbei und nach dem vielleicht schönsten
at.tension-Festival ever wird es höchste Zeit, uns mit einem Resümee des
Fusion-Festivals bei euch zurück zu melden. Dabei kommen wir natürlich
nicht umhin noch einmal auf die Polizeigeschichte Bezug zu nehmen, die uns
und euch in diesem Jahr richtig umgetrieben hat. Am Ende dieses Newsletters
findet ihr aktuelle Informationen zum Vorverkauf für die kommende Fusion.
Als wir uns Ende April mit einem langen Newsletter an euch gewandt haben,
standen wir wie noch nie in unserer Vereinsgeschichte mit dem Rücken zur
Wand. Alle Zeichen standen auf Sturm und die Zukunft des Fusion-Festivals
und in der Folge auch die des at.tension-Festivals hingen an einem seidenen
Faden. Die Forderung der Polizei nach Überwachung des Festivals durch eine
„anlasslose Bestreifung“ und einer zentral auf dem Festivalgelände
gelegenen Polizeistation waren für uns ein Frontalangriff auf die
Philosophie der Fusion und das, was uns hier vereint - nämlich die
Freiheit, sein zu können, wie wir sein wollen: zwanglos und
unkontrolliert.
Unsere konsequente Ablehnung der polizeilichen Begehrlichkeiten hat dazu
geführt, dass die Genehmigung des Festivals von Seiten des
Polizeipräsidenten zunächst verweigert wurde. Die vorgetragenen Mängel
unseres, bis dato nicht beanstandeten Sicherheitskonzeptes waren
größtenteils vorgeschoben und konnten durch eine Überarbeitung des
Konzeptes ausgeräumt werden. Gefahrenabwehr und die Sicherheit unserer
Gäste war ihre Argumentation, polizeiliche Kontrolle und Überwachung war
ihre eigentliche Intention. Uns war sofort klar, dass die Durchsetzung
dieser Forderungen das Ende der Fusion bedeuten würde. Polizeiwache
mittendrin und anlasslose Bestreifung aller Bereiche - das wäre der
absolute Killer und die Fusion nicht mehr die Fusion. Wir mussten uns die
Frage stellen, mit wem und für wen wir unter solchen Bedingungen dieses
Festival weiter organisieren wollen würden?
Klar war aber auch, dass es hier um weit mehr ging als um die Zukunft
unseres geliebten Festivals. Es ging um die politische Frage, ob es in
dieser Gesellschaft weiterhin Freiräume geben kann, die nicht von der
Polizei eingeschränkt und mit repressiven Maßnahmen begleitet werden. Es
ging um die Selbstgestaltungsfreiheit kultureller und künstlerischer Orte.
Aus dieser Perspektive betrachtet, betraf das Thema auch viele andere
Versammlungsräume im subkulturellen Kontext: Konzerte, Festivals, freie
Bühnen sowie die gesamte Clubkultur. Es ging hier im Kleinen um nicht
weniger als um das Ganze: die Verteidigung tragender Elemente einer
emanzipatorischen Gesellschaft.
Mit dieser Situation sind wir Ende April an die Öffentlichkeit gegangen
und haben uns erstmals in unserer Kulturkosmos-Geschichte an Medien
gewandt. Nach über 20 Jahren konsequenter Medienabstinenz war das
Interesse gewaltig und so wurde der Konflikt um das Fusion-Festival in fast
allen relevanten Medien verbreitet und bundesweit zum Thema. Durch die
mediale Aufmerksamkeit, unseren beharrlichen Widerstand und die
Solidarität von wahnsinnig vielen Menschen und Organisationen aus der
ganzen Republik ist es gelungen, diese polizeiliche Intervention
zurückzuweisen.
Es hat uns selbst überrascht, wie breit das Thema in der Öffentlichkeit
aufgegriffen wurde und von wie vielen Menschen die Fragen geteilt wurden:
Wie können Grund- und Freiheitsrechte verteidigt werden? Wie frei wollen
wir leben? Und wie kann dem zunehmenden Überwachungswahn Grenzen gesetzt
werden? Die Petition wurde binnen 10 Tagen von über 130.000 Menschen und
unzähligen Organisationen unterzeichnet. So kam es, dass ausgerechnet ein
Kulturfestival eine Schlacht um Grund- und Freiheitsrechte und gegen die
Ausweitung von staatlicher Kontrolle und Überwachung gewinnen konnte.
Es stellt sich natürlich bis heute die Frage, was den Neubrandenburger
Polizeipräsidenten geritten und warum er sich so verstiegen hat. War es
der gezielte politische Angriff, um ein linkes Netzwerk trocken zu legen?
War es der polizeilichen Logik geschuldet, die sich eine Gesellschaft mit
80.000 Menschen, die in Eigenverantwortung für ihr Wohl und ihre
Sicherheit sorgen und ohne polizeiliche Kontrolle feiern wollen, nicht
vorstellen konnte und damit die Geschichte der Fusion ignorierte?
Letztendlich hat die Polizei den von uns schon im November vorgeschlagenen
Kompromiss einer Polizeiwache am Rande des Festivalgeländes und der Zusage
eines rein anlassbezogenen Zugangs akzeptiert. Und sie haben erkannt, dass
die Fusion mit ihren 10.000 mitarbeitenden Akteur:innen sehr wohl in der
Lage ist, eine so große Veranstaltung eigenverantwortlich, sicher und ohne
Polizeipräsenz über die Bühne zu bringen. Der jetzt ausgehandelte
Kompromiss hat am Ende zu einer konstruktiven und transparenten
Zusammenarbeit mit der Polizei geführt. Wir gehen daher davon aus, dass
damit die Grundlage für eine weitere, sachliche Zusammenarbeit auf den
kommenden Festivals geklärt wurde.
Die „Polizei-Fusion“ wurde durch diesen Konflikt am Ende ein ganz
spezielles Festival. Nicht nur, weil das gesetzte Thema „Polizei und
Überwachung“ in zahllosen künstlerischen und inhaltlichen Beiträgen
kritisch aufgegriffen wurde. Auch die plötzlich aufgeploppte Erkenntnis,
dass die Zukunft der Fusion nicht selbstverständlich ist, hat für viele
ihre emotionale Verbindung verstärkt und wie wir vermuten, auch die
ideelle Wertschätzung des Festivals noch einmal erhöht. Das war
beispielsweise durch die ausgeprägte Awareness im Umgang miteinander
deutlich zu spüren. Die Aufmerksamkeit für die Anderen, die fast
allgegenwärtig war, hat sich noch einmal weiterentwickelt. Auch der
bewusstere Umgang mit Müll auf dem gesamten Gelände war für alle
ersichtlich. Die Fusion war so sauber wie noch nie!
Ja, in unserer ferienkommunistischen Parallelgesellschaft geht es
bewusstseinsmäßig spürbar nach vorne. Aber wie sieht es in der
außer-fusionären Gesellschaft aus, in die wir zwangsweise zurückkehren,
wenn wir unsere hedonistische Feierblase verlassen? Richtig scheiße sieht
es da aus und die Aussichten werden zunehmend düsterer!
Wir wollen jetzt nicht aufzählen, wo es überall brennt und wie beschissen
es um diese Welt, unsere Gesellschaft, unsere Umwelt und unsere Zukunft
steht. Aber wir wollen hier deutlich sagen, dass die politische Relevanz
der Fusion als Melting-Pot linker Utopien sich nicht daran misst, wie wir
für fünf Tage in einer Parallelgesellschaft an unseren Utopien basteln
und gemeinsam abfeiern. Sondern darin, wie wir außerhalb der Fusion
unseren Arsch hoch bekommen und uns gegen den zunehmenden Wahnsinn
auflehnen, den Widerstand organisieren, um den drohenden Albtraum
abzuwenden! Da liegen die entscheidenden Herausforderungen, denen sich
jeder und jede Einzelne von uns stellen muss!
Zurückkehrend zum Resümee, wollen wir auf einige Punkte kurz eingehen:
# Todesfall am Sonntag
Dass das Thema - auf sich selbst und auf andere zu achten - so wichtig ist,
um die körperliche Unversehrtheit und Sicherheit aller Fusionist:innen
maximal zu gewährleisten, hat sich tragischerweise am Sonntag gezeigt, als
ein Fusionist in seinem Zelt von seinen Freunden verstorben aufgefunden
wurde. Niemand hatte es mitbekommen und vermutlich hätte es niemand
verhindern können oder muss sich einen Vorwurf machen; aber es ist
trotzdem passiert. Was die Ursache war, ist uns nicht bekannt.
Fremdverschulden konnte ausgeschlossen werden und an unnötigen
Spekulationen sollte sich niemand beteiligen.
Für uns, aber insbesondere für seine Freunde war es natürlich ein
krasser Schock und wir mussten gemeinsam mit Rettungsdienst und Polizei
diese Situation bewältigen und uns damit auseinandersetzen, dass jemand
gestorben ist und der Tod eines Menschen auf unserem Festival leider nicht
auszuschließen ist.
Wir haben am Sonntag um 18:00 die Musik auf dem Festival für 15 Minuten
unterbrochen, um einmal alles anzuhalten und zumindest kurz innehalten zu
können.
Wir alle sollten diesen Tod als Ermahnung verstehen. Wir müssen so gut es
geht aufeinander achten und aufmerksam sein und reagieren, wenn wir sehen
oder hören, dass es jemandem nicht gut geht oder irgendwas nicht stimmt.
# No shirt no problem
Nachdem „no shirt no service“ ja bereits im vergangenen Jahr Wellen
geschlagen hatte, ist es in diesem Jahr erneut zu großen Kontroversen
darüber gekommen. Neben Bars und Müllstationen hat sich das Thema auch in
andere Bereiche, wie beispielsweise zu einigen Toiletten getragen. Wir
respektieren, dass es einem Teil unserer mitarbeitenden Gruppen ein
Bedürfnis ist, mit dieser Kampagne Männerprivilegien zu thematisieren.
Wir wollen auch in diesem Jahr nicht aktiv in diese Diskussion einsteigen
und verweisen erneut auf die Auseinandersetzung im Forum
(viewtopic.php?f=34&t=26978&sid=a38fc815 ... 82b99200ea),
sowie unsere Stellungnahme aus dem letzten Jahr
(viewtopic.php?f=32&t=23285&sid=a38fc815 ... 80#p103946).
Was wir aber erwarten ist, dass die Grenzen von pädagogisch sinnvoller
Aufklärung in dieser Kampagne gewahrt bleiben. Wir sehen diese Grenzen
spätestens dann überschritten, wenn Männern ohne Shirt verweigert wird,
die Toilette zu benutzen oder ihren Müllbeutel abzugeben und das ihnen
zustehende Müllpfand dafür zu bekommen.
Wir fordern alle auf, diese Auseinandersetzung konstruktiv und Fusion-affin
zu führen, denn es sollte um Bewusstseinsarbeit gehen. Aggressive
Machtdemonstrationen sehen wir als Kulturkosmos hier nicht zielführend,
denn niemand muss Macker:in sein!
# Aggressive Pfandsammler:innen
Die erneuten, vielfachen Beschwerden im Forum
(viewtopic.php?f=34&t=26954&sid=a38fc815 ... 82b99200ea)
über ultradreiste Pfandsammler:innen haben uns zu der Erkenntnis gebracht,
dass wir diesen Umtrieben in Zukunft entgegentreten müssen. Niemand hat
ein Problem damit, wenn liegengelassene oder vergessene Pfandflaschen
aufgesammelt werden. Wer aber anderen die Pfandflaschen oder Getränke
klaut, auf dem Dancefloor penetrant mit Taschenlampen rumnervt und
ersichtlich die Spielregeln nicht kennt oder akzeptieren will, muss von der
Security ermahnt werden und falls keine Einsicht erkennbar ist, das
Festival verlassen. Das gilt für alle gleich.
# Vorverkauf Fusion 2020
Wie gewohnt startet die Registrierungsphase für die Fusiontickets am 1.
Dezember und endet am 14. Dezember um 23:59 Uhr. Wir belassen den
Ticketpreis bei 145,-€ (inklusive 10,-€ Müllpfand & 5,- € Versand).
Trotz der wiederkehrenden Kritik an einem etwas kompliziertem
Ticketverkaufssystem sind wir davon überzeugt, dass die Verlosung der
Kaufoptionen die fairste Verteilungsmethode ist. Immer mehr Events mit
starker Nachfrage vergeben ihre Tickets durch ähnliche Systeme. Wann ihr
euch innerhalb des Zeitraums registriert, ob als Clique oder Einzelperson,
hat keinen Einfluss auf die Gewinnchancen. Unter allen erfolgreichen
Registrierungen werden am 20. Dezember die Kaufoptionen verlost und pro
Account ist der Kauf von einem Ticket möglich. Mehrfachregistrierungen
werden wir konsequent disqualifizieren.
Wir wünschen euch allen viel Glück bei der kommenden Verlosung und freuen
uns schon auf eine grandiose 23. Fusion 2020!