Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

since2005
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Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von since2005 »

Im Kontext tagespolitischen, menschenverachtenden Geschehens in der Ukraine möchte ich fragen, ob und wenn ja, warum die Glorifizierung der UdSSR weiter Bestand haben kann. Lärz war ein riesiger Luftwaffenstützpunkt der sowjetischen Streitkräfte wo auch hunderte Atomsprengköpfe gelagert und in Funktion gehalten wurden. Die sowjetrussischen Streitkräfte waren nie ein großes Gemeinsames. Alle nichtrussischen „Teile“ waren immer Untermenschen (Mongolen, Kasachen, Deutsche) und wurden als erste „verheizt“. Die gesamte europäische Bevölkerung war Kanonenfutter...
Ich möchte hier die Diskussion in Gang bringen. Weil sie wichtig ist und wir uns damit auseinander setzen müssen!!
divergenz
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Re: Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von divergenz »

since2005 hat geschrieben: So 17. Apr 2022, 22:22 warum die Glorifizierung der UdSSR weiter Bestand haben kann
Wo und in welchem Kontext findet diese Glorifizierung statt?
since2005 hat geschrieben: So 17. Apr 2022, 22:22 Lärz war ein riesiger Luftwaffenstützpunkt der sowjetischen Streitkräfte
Ist doch cool, dass das Gelände mittlerweile für friedliche Zwecke verwendet wird?
since2005 hat geschrieben: So 17. Apr 2022, 22:22 wo auch hunderte Atomsprengköpfe gelagert und in Funktion gehalten wurden
Das interessiert mich - hast du da Quellen für?
team-bassliner
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Re: Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von team-bassliner »

Interessant, dass hier der eigentliche Ursprung des Flugplatzes als „Geburtsstätte der Luftwaffe“ konsequent ausgeblendet wird. Geschichte fing schon vor 1945 an. Das Artwork, dass teilweise im Style sovietischer Propaghanda das Festival begleitet ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte und als solche vollkommen legitim und sicherlich keinesfalls als Zustimmung zum Putin-Regieme oder irgendwelchen Kriegen oder Diktaturen zu werten. Die umnutzung militärischer Ablagen zu kulturelle Zwecken (oder solarparks) sollte Schule machen.
zähnchen
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Re: Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von zähnchen »

team-bassliner hat geschrieben: Do 21. Apr 2022, 17:38 Interessant, dass hier der eigentliche Ursprung des Flugplatzes als „Geburtsstätte der Luftwaffe“ konsequent ausgeblendet wird. Geschichte fing schon vor 1945 an. Das Artwork, dass teilweise im Style sovietischer Propaghanda das Festival begleitet ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte und als solche vollkommen legitim und sicherlich keinesfalls als Zustimmung zum Putin-Regieme oder irgendwelchen Kriegen oder Diktaturen zu werten. Die umnutzung militärischer Ablagen zu kulturelle Zwecken (oder solarparks) sollte Schule machen.

Es ging doch nicht um die Geschichte des Flugplatzes .. warum muss als erstes auf die Geschichte vor 1945 hingewissen werden ...
Das das Artwork in Style sowjetischer Propaganda als künstlerische Auseinandersetzung steht verstehe ich noch ...

Aber warum wird ein Festival, welches für Freiheit und Vielfalt gilt als Ferien Kommunismus dargestellt wird, das verstehe ich nicht.
Der Kommunismus war nicht freiheitlich und vielfältig... Es gab keine Meinungsfreiheit, es war eine Diktatur ..
Fahrservice zur Fusion 01625209124 :shock: :o :D
Seit 12 Jahren für Euch da ... ;)
https://forum.kulturkosmos.de/viewtopic ... 35&t=24616. 8-) 8-)
Testbild
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Re: Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von Testbild »

Der KuKo hat sich in der Vergangenheit schon mehrmals dazu geäußert, speziell weil 2010 oder so ein verballerter Karl Marx Ticket war und da schon so ne Kontroverse war, also der Umgang damit ist definitiv eine bewusste Entscheidung und wenn du mal die Texte liest sind die auch sehr bedacht was sie schreiben.

In der Kulturkosmos Doku (sehr sehenswert übrigens) gibt es ein ganzes Segment dazu und generell sehr viel zur Ideologischen Orientierung des Festivals und auch zur Auseinandersetzung mit dem Ort.

Ich persönlich sehe es so, dass die Fusion sich als sozialutopisches Projekt sieht und rein auch von der Ausrichtung und Organisation her sozialistischem/linken Gedankengut nah. Jetzt ist das eklige mit dem s Wort ja immer dass man sich wenn man sich als Sozialist versteht permanent für den gescheiterten Ostblock rechtfertigen muss. Ich persönlich sehe die ganze Haltung des KuKo da als Offensiv und Mutig. Eben weil irgendwie gesagt wird ja wir sind sozialisten/Kommunisten, wir identifizieren uns mit dem Fortschrittsgedanken, der Utopie, der Möglichkeit einer "anderen Zukunft" die wir leben wollen. Finde da passt das Raketen/Astronaut Thema auch sehr gut.
Aber das gesamte Festival und das Selbstverständnis des KuKo hat offensichtlich einen Freiheitsbegriff, der sich stark und dem des real existierenden Sozialismus unterscheidet und auch explizit in Verneinung dagegen existiert. Da passt irgendwie dieser spielerische Umgang mit sowjetischer Ikonographie und auch mit der eigentlich tragischen Vergangenheit des Geländea.

Finde es sehr interessant das auch so in den 90ern einzuordnen also so diese ganze deutsche Techno Welle ist ja aus den Ruinen der DDR auferstanden und tanzt so bisschen auf der Asche des Kalten Kriegs.

Und in dem Kontext ist das alles super spannend und ich kann mich als Person linker Gesinnung irgendwie gut damit identifizieren, und ich seh auch nicht ganz was das mit der aktuellen politischen Situation zu tun hat
simmis
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Re: Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von simmis »

Man muss das immer in der Kontext der Zeit sehen. Mitte der 90er hat der zusammengebrochene Ostblock ein Vakuum hinterlassen, das nur darauf wartete von Kulturschaffenden exploriert zu werden. Und gerade an den Orten zu feiern, wo vorher Militärs den Zugang bewachten, hat noch einmal extra Charme.

Und der Kontext ist jetzt ein anderer. In Europa ein Krieg ausgebrochen, weil Putin die Einflusssphäre Russlands auf die Größe der Sowjet- und Zarenzeit ausdehnen möchte. Die Ukraine soll dabei aufhören zu existieren und die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Krieg ausweitet ist Stand heute höher als andersherum.

So zu tun als ginge uns das 1000km entfernt nichts an, weil wir uns auf einen früheren Kontext berufen, ist m.E. zu kurzsichtig. Natürlich muss man immer prüfen, ob es noch passt. Sonst wirkt es irgendwann ähnlich aus der Zeit gefallen wie die Folklore des Dorfschützenvereins. Im besten Fall albern.

Wir werden sehen, ob dieses Jahr überhaupt noch von einer „Sowjet-Glorifizierung“ zu reden ist – sofern das jemals wirklich war. Mit ein paar roten Fahnen und Platznamen von vor-sowjetischen Sozialisten kann ich m.E. noch leben. Das gehört irgendwie zur Fusion. Ich möchte aber kein Hammer uns Sichel einer aus der Ukraine Geflüchteten erklären müssen. Und da kann ich die Bedenken des TE schon nachvollziehen.
since2005
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Re: Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von since2005 »

Testbild hat geschrieben: Sa 23. Apr 2022, 09:04 Finde es sehr interessant das auch so in den 90ern einzuordnen also so diese ganze deutsche Techno Welle ist ja aus den Ruinen der DDR auferstanden und tanzt so bisschen auf der Asche des Kalten Kriegs.

Und in dem Kontext ist das alles super spannend und ich kann mich als Person linker Gesinnung irgendwie gut damit identifizieren, und ich seh auch nicht ganz was das mit der aktuellen politischen Situation zu tun hat
Die "deutsche Technowelle" ist nicht deutsch und auch nicht aus den Ruinen erstanden..Sorry. Der Vorteil waren einfach weit abgelegene, abgesicherte Gebiete mit gewisser Infrastruktur und kaum was kosten. Hier war Lärm und Platz eben kein Problem.

Ich persönlich würde eine Abgrenzung befürworten, eben weil Sozialismus mehr als Sowjetunion war. Und wohl keiner der den Sowjet"sozialismus" erlebte, dazu feiern möchte.

Der KuKo muss sich mit der aktuellen Situation auseinander setzen!

Als die Fusion losging, die Sowjatunion erledigt war und sich ALLE Trabanten aus dem Sowjetkosmos verabschiedet haben, war das insgesamt ein Erfolg. WIR FEIERN FRIEDEN AUF EUREN KRIEGEN!

Aber Heute? Selbst wenn das Artwork nur angelehnt erscheint, ist es eben der rote Stern über allem... zB Kosmonauten (die mal eben 2022 die sowjetrussische Flagge an der ISS ausrollen?
https://www.reddit.com/r/UkraineWarRoom ... &context=3)

Wiederholt sich in der KuKo-Politik die deutsche Politik?
Ivold
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Re: Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von Ivold »

Putin betreibt keine Sowjet-Glorifizierung, sondern einen rehchten, ethnischen Nationalismus, der sich gegen Etablierung der Ukraine in der Sowjet-Union und auch sonst gegen jedes Erbe des Bolschewismus stellt. Und die stalinistischen Realsozialismen haben auch kein Monopol auf Hammer und Sichel nach mehreren Jahrhunderten einer pluralen Arbeiter*innen-Bewegung.
simmis
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Re: Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von simmis »

Das Russland von heute ist ein faschistisches Regime rund um Putin. Er hat 2000, in seiner ersten Amtszeit, die sowjetische Hymne zur russischen Staatshymne gemacht. Gibt es eine deutlichere Huldigung?
In den russisch besetzten Gebieten der Ukraine und auch auf einigen der Russland-Autokorsos dieser Tage, sieht man auch Sowjetfahnen. Die Geschichte ist voll von Symbolen, die schon lange existierten, bevor sie durch eine Bewegung ganz andere, dunklere Bedeutung bekamen und die ursprüngliche komplett überlagern.
Müllpfandmarke
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Re: Für ein Ende der Sowjet-Glorifizierung!

Beitrag von Müllpfandmarke »

simmis hat geschrieben: Di 3. Mai 2022, 20:39 Das Russland von heute ist ein faschistisches Regime rund um Putin. Er hat 2000, in seiner ersten Amtszeit, die sowjetische Hymne zur russischen Staatshymne gemacht. Gibt es eine deutlichere Huldigung?
In den russisch besetzten Gebieten der Ukraine und auch auf einigen der Russland-Autokorsos dieser Tage, sieht man auch Sowjetfahnen. Die Geschichte ist voll von Symbolen, die schon lange existierten, bevor sie durch eine Bewegung ganz andere, dunklere Bedeutung bekamen und die ursprüngliche komplett überlagern.
worauf willst du hinaus, abgesehen von geschichtsverfälschung, ähnlich wie es russische arschlöcher auch tun?
ich werde nicht aufhören, der roten armee dafür zu danken, dass sie europa vom deutschen nationalsozialismus befreit haben. wer nicht fähig ist die welt als komplexes gebilde zu verstehen und alles in einem kontext zu betrachten, kann das anders sehen. das hat dann nur nicht viel mit emanzipatorischem denken oder überhaupt denken zu tun.
Wer hat's gewusst? Wieder keiner. War ja klar!
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