Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

DLaurel
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von DLaurel »

Danke für deinen Beitrag. Du hast als so ziemlich Einzige verstanden, worum es mir geht, und bist auch drauf eingegangen. Noch ein Beispiel: Gestern lief im Deutschlandfunk ein Bericht über Südafrika, da hieß es "Alkohol, Drogen und häusliche Gewalt sind hier allgegenwärtig" - ich musste direkt an diesen Thread denken. :D Ich hab ja nun schon mehrere Beispiele aus dem Alltag genannt und könnte noch weitere nennen. Und es sind jetzt keine ungebildeten Menschen, die das so verwenden. ABER ich sehe ein, dass es streng genommen eine Droge ist. Nur wie gesagt, alles fing damit an, dass du dich gewundert hast, dass ich diese Unterscheidung treffe. Aber die treffe ich nicht von ungefähr! Im weiteren Verlauf wollte das aber wirklich niemand einsehen, was m. E. einfach nur entweder weltfremd oder gezielt spitzfindig ist.

Was den Rest angeht, so weiß ich deine Sorgen zu schätzen, aber wie gesagt, ich komme seit 30 Jahren gut damit klar. Und glaub mir, ich hab es ja ausprobiert, aber wenn ich mich nun mal unwohl fühle, finde ich ein bisschen Alkohol für mich überhaupt nicht schlimm. Ich beneide Menschen, die keinen brauchen....primär aus finanziellen Gründen. 🙈 Wenn das bei dir gut läuft - super, freut mich wirklich. Aber ich kann nun mal nicht aus meiner Haut raus. Es ist mir übrigens auch ein Graus, nüchtern im Club zu tanzen. Ich kann es nicht erklären, aber ich fühle mich total hölzern. Allein zu Hause ist es hingegen kein Problem. Und warum sollte ich woanders hingehen, wenn ich doch feiern will? Ich hab kein Problem, nüchtern unter vielen Menschen zu sein, die auch nüchtern sind. Aber Freunde, die alkoholisiert/druff sind, lachen z. B. ständig über irgendwelchen Scheiß, den ich nüchtern irgendwie überhaupt nicht komisch finde. Sie sind enthemmter, sodass ich kaum zu Wort komme (ich bin in größeren Gruppen ohnehin schon eher so der Stille). Aber der erste Lockdown hat mir auch deutlich gezeigt, dass ich bei Alkohol auch null Suchterscheinungen hab. Nach 1 1/2 Monaten ohne Feiern und ohne Trinken hab ich mir nämlich einen gezwitschert und fand das ohne Gesellschaft nicht sehr prickelnd. Ich hab auch Freunde, die trinken fast jeden Tag Bier, einfach so 2-3 abends vor dem Fernseher. Das mach ich NIE, ich trinke außerhalb von Partysituationen überhaupt keinen Alkohol, nicht mal Wein zum Essen oder so was. Ich kapier auch überhaupt nicht, wie man abhängig werden kann - ich fände das voll anstrengend, jeden Tag zu saufen. Ich glaube auch, dass die meisten alkoholkranken Menschen sich primär einfach nur zudröhnen wollen, aus welchen Gründen auch immer. Und da Alkohol eben überall zugänglich und billig ist, bietet es sich an. Das mit "klingt komisch" hab ich übrigens vorsorglich geschrieben, weil ich mir schon dachte, dass hier Leute auftauchen könnten, die das fragwürdig finden. Na ja, und natürlich ist es nicht direkt gesund, aber wir sind hier auch im Fusion-Forum, in einem Drogen-Thread. Und nicht im Kindergarten oder in irgendeiner Abstinenzler-Runde.

Sorry, dass ich nicht auf alles eingegangen bin, aber meine Zeit ist begrenzt.
rattentatten
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von rattentatten »

Natürlich ist Alkohol eine Droge.
Das Wort Droge bezeichnet neben seiner eigentlichen, haltbar gemachte Teile von Pflanzen, Pilzen und Tieren bezeichnenden Bedeutung, seit der Mitte des 20. Jahrhunderts[1] umgangssprachlich auch rauscherzeugende Substanzen (Rauschdrogen, Rauschmittel oder Rauschgifte). Dabei handelt es sich um psychotrope Stoffe und Zubereitungen daraus, welche sowohl eine körperliche Zustände verändernde Wirkung als auch eine bewusstseins- und wahrnehmungsverändernde Wirkung hervorrufen können.
Ich muss leider auch sagen, dass es eine Droge ist, die sehr häufig runtergespielt wird. Der Entzug ist kalt tödlich, es ist in die Gesellschaft integriert, es gibt einen Toleranzaufbau und der Körper metabolisiert die Droge, d.h. bei langanhaltendem Konsum kommt es zu einer Umstellung des Stoffwechsels. Es gibt eine lethale Dosis.

Also in meinem Umfeld haben fast alle männlichen Mitglieder ein Problem mit Alkohol. Wie auch oben beschrieben ist Sucht vielfältig, dir gibt es jetzt zwar nicht alleine zu trinken, aber man besitzt ja auch ein Suchtgedächtnis.

Als Referenz würde ich diese Studie aus dem Lancet von 2007 verlinken: https://www.thelancet.com/journals/lanc ... 4/fulltext


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void
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von void »

rattentatten hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 15:20 Natürlich ist Alkohol eine Droge.
Das Wort Droge bezeichnet neben seiner eigentlichen, haltbar gemachte Teile von Pflanzen, Pilzen und Tieren bezeichnenden Bedeutung, seit der Mitte des 20. Jahrhunderts[1] umgangssprachlich auch rauscherzeugende Substanzen (Rauschdrogen, Rauschmittel oder Rauschgifte). Dabei handelt es sich um psychotrope Stoffe und Zubereitungen daraus, welche sowohl eine körperliche Zustände verändernde Wirkung als auch eine bewusstseins- und wahrnehmungsverändernde Wirkung hervorrufen können.
Ich muss leider auch sagen, dass es eine Droge ist, die sehr häufig runtergespielt wird. Der Entzug ist kalt tödlich, es ist in die Gesellschaft integriert, es gibt einen Toleranzaufbau und der Körper metabolisiert die Droge, d.h. bei langanhaltendem Konsum kommt es zu einer Umstellung des Stoffwechsels. Es gibt eine lethale Dosis.

Also in meinem Umfeld haben fast alle männlichen Mitglieder ein Problem mit Alkohol. Wie auch oben beschrieben ist Sucht vielfältig, dir gibt es jetzt zwar nicht alleine zu trinken, aber man besitzt ja auch ein Suchtgedächtnis.

Als Referenz würde ich diese Studie aus dem Lancet von 2007 verlinken: https://www.thelancet.com/journals/lanc ... 4/fulltext


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Genau so ist es! :) Hier aber bitte unbedingt beachten, dass in der Grafik gestrecktes Straßenheroin betrachtet wird. Heroin in Reinform (z.B. als Medikament) wirkt in keiner Weise toxisch auf den Körper und hat deshalb ein sehr sehr geringes physisches Schadenspotential (wie auch fast alle anderen Opioide). Mit reinem Heroin wären somit auch die sozialen Schäden geringer (da keine streckstoffbedingte Krankheiten).
rattentatten
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von rattentatten »

Sorry für Offtopic.

Also reines Heroin würde streckstoffbedingte Krankheiten verhindern, das stimmt. Opiode, vor allem mu2-bindende, weisen aber trotzdem toxische Effekte auf. Langzeitkonsum führt zur Adaption des Körpers und hohem Suchpotential sowie Cold Turkey. Die Toleranzanpassung bei Opioden ist echt krass. Stichwort Fentanyl.
Activation of endogenous mu opioid receptors results in the prototypic opioid effects of reward, withdrawal, and analgesia. Mu receptor activation can mediate a variety of G proteins that lead to secondary effects on messenger-generating enzymes (adenyl cyclase and phospholipase-C) [17]. Secondary messengers such as cyclic adenosine monophosphate (cAMP) are acutely decreased by opioid receptor activation. Chronic opioid receptor activation results in molecular effects opposite to those of acute opioid administration. Long-term opioid use causes up regulation of cAMP along with changes in gene transcription
-> Opiode wirken nicht nur metabolisch, sondern auch auf Gene Transcription Level.
Systemic effects

●Opioid-induced bowel syndrome – Opioid agonists affect gastrointestinal motility with effects that usually manifest as constipation, but can result in bloating, early satiety, and pain.

●Opioid-induced hyperalgesia – Chronic use of opioid agonists may result in hyperalgesia, characterized by an increased sensitivity to pain.

●Opioid-associated liver fibrosis – People who use opioids are at greater risk for liver-related morbidity and mortality
...
Tl;dr: Opiode haben toxische Effekte im Körper, wie nahezu jede Substanz mit einer hohen Wirkung (Wäre spannend das mal bei LSD zu betrachten, wobei ich da eher psychische Effekte sehe). Stimme aber zu, Regulation und damit höhere Reinheit negiert viele der Schäden aus der Grafik oben.

Quelle https://www.uptodate.com/contents/opioi ... -diagnosis
void
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von void »

rattentatten hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 17:23 Sorry für Offtopic.

Also reines Heroin würde streckstoffbedingte Krankheiten verhindern, das stimmt. Opiode, vor allem mu2-bindende, weisen aber trotzdem toxische Effekte auf. Langzeitkonsum führt zur Adaption des Körpers und hohem Suchpotential sowie Cold Turkey. Die Toleranzanpassung bei Opioden ist echt krass. Stichwort Fentanyl.
Activation of endogenous mu opioid receptors results in the prototypic opioid effects of reward, withdrawal, and analgesia. Mu receptor activation can mediate a variety of G proteins that lead to secondary effects on messenger-generating enzymes (adenyl cyclase and phospholipase-C) [17]. Secondary messengers such as cyclic adenosine monophosphate (cAMP) are acutely decreased by opioid receptor activation. Chronic opioid receptor activation results in molecular effects opposite to those of acute opioid administration. Long-term opioid use causes up regulation of cAMP along with changes in gene transcription
-> Opiode wirken nicht nur metabolisch, sondern auch auf Gene Transcription Level.
Systemic effects

●Opioid-induced bowel syndrome – Opioid agonists affect gastrointestinal motility with effects that usually manifest as constipation, but can result in bloating, early satiety, and pain.

●Opioid-induced hyperalgesia – Chronic use of opioid agonists may result in hyperalgesia, characterized by an increased sensitivity to pain.

●Opioid-associated liver fibrosis – People who use opioids are at greater risk for liver-related morbidity and mortality
...
Tl;dr: Opiode haben toxische Effekte im Körper, wie nahezu jede Substanz mit einer hohen Wirkung (Wäre spannend das mal bei LSD zu betrachten, wobei ich da eher psychische Effekte sehe). Stimme aber zu, Regulation und damit höhere Reinheit negiert viele der Schäden aus der Grafik oben.

Quelle https://www.uptodate.com/contents/opioi ... -diagnosis
Vielen Dank für die Aufklärung, das wusste ich so noch nicht! :)
DLaurel
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von DLaurel »

rattentatten hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 15:20 Also in meinem Umfeld haben fast alle männlichen Mitglieder ein Problem mit Alkohol.
Will ja nicht über dein Umfeld urteilen, aber bei mir ist es genau niemand. Es sei denn, ich weiß nichts davon.
rattentatten
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von rattentatten »

DLaurel hat geschrieben: Do 21. Jul 2022, 07:58
rattentatten hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 15:20 Also in meinem Umfeld haben fast alle männlichen Mitglieder ein Problem mit Alkohol.
Will ja nicht über dein Umfeld urteilen, aber bei mir ist es genau niemand. Es sei denn, ich weiß nichts davon.
Lol. Solltest du auch nicht. Man sollte über Sucht nicht urteilen. Ich freue mich, dass du andere anekdotische Erfahrungen gemacht hast.

Hier ein paar Zahlen:
131,1 Liter pro Kopf
Im Jahr 2017 betrug der Pro-Kopf-Konsum an alkoholischen Getränken in der Bundesrepublik 131,1 Liter. Das entspricht 10,5 Liter reinem Alkohol.

1,77 Millionen sind alkoholabhängig
Rund 1,77 Millionen Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sind alkoholabhängig.

74.000 Todesfälle jährlich
Schätzungen für Deutschland belaufen sich auf etwa 74.000 Todesfälle, die durch riskanten Alkoholkonsum oder durch den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak verursacht werden.

40 Milliarden € Krankheitskosten
Die direkten und indirekten Kosten alkoholbedingter Krankheiten werden pro Jahr auf 40 Milliarden Euro geschätzt.

3,14 Milliarden € staatliche Einnahmen
Im Jahr 2017 betrugen die staatlichen Einnahmen aus Bier-, Schaumwein- und Spirituosensteuer 3,165 Milliarden Euro. Auf Wein wird in Deutschland keine Steuer erhoben.

231.291 Tatverdächtige unter Alkoholeinfluss
Im Jahr 2017 haben insgesamt 231.291 Tatverdächtige ihre Tat unter Alkoholeinfluss begangen. Das sind 10,9 Prozent aller Tatverdächtigen.

Gewalttaten unter Alkoholeinfluss
2017 wurden insgesamt 46.697 Gewalttaten unter Alkoholeinfluss verübt. Das sind 26,8 Prozent aller Tatverdächtigen im Bereich der Gewaltkriminalität.

Insbesondere bei schwerer und gefährlicher Körperverletzung inkl. der Verstümmelung weiblicher Genitalien prägt Alkoholeinfluss weiterhin die Tatbegehung in erheblichem Umfang. 40.565 (27,8%) solcher Taten wurden unter Alkoholeinfluss verübt.

30,5% (574) der Tatverdächtigen der Straftatengruppe Totschlag und Tötung auf Verlangen standen unter Alkoholeinfluss.

Quellen:
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Jahrbuch Sucht 2019
- BKA Bundeskriminalamt Wiesbaden 2018, www.bka.de
- Effertz 2015
DLaurel
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von DLaurel »

Ich hab schon vor ein paar Seiten gesagt, dass mir die Gefahren und diverse Statistiken bekannt sind. Erst recht, was das Rauchen angeht, das ich wirklich als Sucht empfinde und bei mir persönlich als viel problematischer sehe. Aber super, wie hier Aufklärungsarbeit betrieben wird. Geht ihr eigentlich auch auf Techno-Partys zu den Feiernden und warnt die ständig vor den Risiken und Nebenwirkungen? Ist das vielleicht auch eine Sucht, die Leute ständig zu belehren?
rattentatten
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von rattentatten »

Oh das wusste ich nicht.

Jup, meistens sehe ich mich als mobile Erweiterung des Eclipsezelts. Gerne schlage ich mal Leute auch ihren Drink oder ihre Poppersflasche aus der Hand. Die denken zwar, dass die mündig sind, aber als evidenzbasierter Suchtforscher weiß ich das besser.
DLaurel
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Re: Fusion ohne Drogen überstehen? Schlafmangel macht aggressiv

Beitrag von DLaurel »

:lol:
Sehr schöne Antwort.

Aber zu den Statistiken noch mal 'ne ernste Frage: Mich würde interessieren, welchen Anteil aller Personen, die regelmäßig Alkohol konsumieren, diese Problemfälle ausmachen. Es gibt auch viele Verkehrstote, weil es halt viel Verkehr gibt. Und doch kannte ich in meinem ganzen Leben nur eine Person (flüchtiger Bekannter), die bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, weil die Wahrscheinlichkeit/das Risiko insgesamt eben doch gering ist.
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