Re: Resümee - letztes Mal Fusion
Verfasst: Di 5. Jul 2022, 16:56
Ich hab es nicht so extrem erlebt wie Du und habe persönlich wieder nur Schönes erlebt, aber ich verstehe schon auch was Du meinst.
Ich hab vor allem diese spontanen Aktionen zwischen random people sehr vermisst. Wenn ich dann mal in der Laune war, hin und wieder heitere Kommentare zu machen zu den Leuten, die gerade neben mir stehen, hab ich größtenteils eher kalte Reaktionen bekommen, was ich sehr ungewohnt fand.
Am Sonntag war für mich dann ganz stark wahrzunehmen, dass dort wo ich mich vornehmlich aufgehalten hab, die meisten Leute (ich inklusive) unter Einfluss dieser gewissen bewusstseinserweiternden Substanzen standen. Und plötzlich war es wieder da, dieses Gefühl vom kollektiven Vernetztsein beim Tanzen. So viel freundlicher Blickkontakt ohne Hintergedanken, so viel gemeinsam empfundene Euphorie und Heiterkeit. Wow, hatte fast vergessen wie das ist...
Nicht falsch verstehen, ich will hier überhaupt nichts propagieren und alle müssen für sich am besten wissen, was ihnen gut tut und was nicht (auch wenn ich mir da nicht immer so sicher bin...). Die meisten Menschen, die ich kenne oder mit denen ich geredet habe, lassen auch lieber die Finger von dem ganzen psychedelischen Kram und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass so einige von ihnen das auf einem Festival wie der Fusion auch nicht vertragen würden. Aber dafür stehen dann bei so vielen Anderen fünf Tage in Folge Teile auf dem Menü und ne Nase Koks wird auch nicht verneint. Das bringt einen halt doch in einen anderen Modus. Wenn ich dann sage, dass ich in die Tubebox oder ins Neuland gehe, werd ich schief angeguckt, weil für so Viele das Festival nur aus Turmbühne, Tanzwüste und Bachstelzen besteht (gegen die will ich per se nix sagen, ich hatte zwei absolute Highlights an der Tanzwüste dieses Jahr).
Diese Entwicklung ist auch nicht neu, hat sich in diesem Jahr aber definitiv noch mal deutlicher spüren lassen. Und ja, irgendwie geht sie auch mit einer gewissen Verschiebung im musikalischen Fokus einher. Die Vielfalt ist immer noch sagenhaft groß und ich habe auch keinen Grund mich so richtig zu beschweren. Aber die Präsenz von Artists, die man aus dem Mainstream kennt, ist in meinen Augen leicht gewachsen, und dieser Trend beunruhigt mich ein bisschen. Ich vermisse ein bisschen die Zeiten, wo mehr internationale und nationale Acts vertreten waren, die zwar kommerziell erfolgreich, aber weniger Partymainstream waren. Plötzlich wirkten manche Bereiche des Festivals so, als wäre ich gerade aufm Hurricane...
Gleichzeitig mit diesen Bands, die man auch aus dem Radio kennt (ok, Fettes Brot waren auch mal vor Jahren da, und ich find's auch cool ), fielen mir auch immer mehr Floors auf, an denen plötzlich Playlists liefen, die haargenau so in der Reihenfolge auch im Mainstreamradio laufen könnten. Ich nehme mir nicht raus, darüber zu urteilen, dass da offensichtlich sehr viele Menschen einen Riesenspaß dran haben und regelrecht ekstatisch sind. Ich bin immer voll dafür, allen ihren Spaß zu lassen. Nur finde ich es sehr bedauerlich, dass riesige Floors mit Radio Gaga bedudelt werden (in meinen Ohren, sorry für das Wording...), während ich übers Gelände hin und her flippe um Künstlerinnen und Künstler zu finden, die es wirklich ernst meinen und sich mit Musik ausdrücken und mir meinen Horizont erweitern. War dieses Jahr leider echt nicht so erfolgreich wie sonst...
Allerdings waren die "wenigen" Highlights, die ich gefunden habe mal wieder alle der komplette Wahnsinn, deswegen will ich diese Entwicklung auch Niemandem explizit vorwerfen. Und allein schon um das im Blick zu behalten, werde ich weiter hinfahren. Ich sehe da nämlich auch einen Zusammenhang zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Diese blöden Krisen und die krasse Spaltung der Gesellschaft hat ganz schön viele Menschen sehr verunsichert und das schwindende gegenseitige Vertrauen macht es noch schwerer, sich auf einander ohne Vorbehalte einzulassen. Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass das auch eine gewisse Auswirkung auf den Fusionvibe hat.
Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass der Fokus wieder etwas stärker darauf gelegt wird, der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung etwas entgegenzusetzen, progressiv über wichtige Fragen nachzudenken und Impulse gegen die Spaltung auszusenden. So sehr ich den exzessiven Hedonismus dort liebe, aber das Bedienen von Wohlfühlerwartungen könnte man minimal zurückschrauben, genauso wie die musikalische "Hitdichte". Ich befürchte das hat schon einige liebe Menschen vergrault...
Ich hab vor allem diese spontanen Aktionen zwischen random people sehr vermisst. Wenn ich dann mal in der Laune war, hin und wieder heitere Kommentare zu machen zu den Leuten, die gerade neben mir stehen, hab ich größtenteils eher kalte Reaktionen bekommen, was ich sehr ungewohnt fand.
Am Sonntag war für mich dann ganz stark wahrzunehmen, dass dort wo ich mich vornehmlich aufgehalten hab, die meisten Leute (ich inklusive) unter Einfluss dieser gewissen bewusstseinserweiternden Substanzen standen. Und plötzlich war es wieder da, dieses Gefühl vom kollektiven Vernetztsein beim Tanzen. So viel freundlicher Blickkontakt ohne Hintergedanken, so viel gemeinsam empfundene Euphorie und Heiterkeit. Wow, hatte fast vergessen wie das ist...
Nicht falsch verstehen, ich will hier überhaupt nichts propagieren und alle müssen für sich am besten wissen, was ihnen gut tut und was nicht (auch wenn ich mir da nicht immer so sicher bin...). Die meisten Menschen, die ich kenne oder mit denen ich geredet habe, lassen auch lieber die Finger von dem ganzen psychedelischen Kram und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass so einige von ihnen das auf einem Festival wie der Fusion auch nicht vertragen würden. Aber dafür stehen dann bei so vielen Anderen fünf Tage in Folge Teile auf dem Menü und ne Nase Koks wird auch nicht verneint. Das bringt einen halt doch in einen anderen Modus. Wenn ich dann sage, dass ich in die Tubebox oder ins Neuland gehe, werd ich schief angeguckt, weil für so Viele das Festival nur aus Turmbühne, Tanzwüste und Bachstelzen besteht (gegen die will ich per se nix sagen, ich hatte zwei absolute Highlights an der Tanzwüste dieses Jahr).
Diese Entwicklung ist auch nicht neu, hat sich in diesem Jahr aber definitiv noch mal deutlicher spüren lassen. Und ja, irgendwie geht sie auch mit einer gewissen Verschiebung im musikalischen Fokus einher. Die Vielfalt ist immer noch sagenhaft groß und ich habe auch keinen Grund mich so richtig zu beschweren. Aber die Präsenz von Artists, die man aus dem Mainstream kennt, ist in meinen Augen leicht gewachsen, und dieser Trend beunruhigt mich ein bisschen. Ich vermisse ein bisschen die Zeiten, wo mehr internationale und nationale Acts vertreten waren, die zwar kommerziell erfolgreich, aber weniger Partymainstream waren. Plötzlich wirkten manche Bereiche des Festivals so, als wäre ich gerade aufm Hurricane...
Gleichzeitig mit diesen Bands, die man auch aus dem Radio kennt (ok, Fettes Brot waren auch mal vor Jahren da, und ich find's auch cool ), fielen mir auch immer mehr Floors auf, an denen plötzlich Playlists liefen, die haargenau so in der Reihenfolge auch im Mainstreamradio laufen könnten. Ich nehme mir nicht raus, darüber zu urteilen, dass da offensichtlich sehr viele Menschen einen Riesenspaß dran haben und regelrecht ekstatisch sind. Ich bin immer voll dafür, allen ihren Spaß zu lassen. Nur finde ich es sehr bedauerlich, dass riesige Floors mit Radio Gaga bedudelt werden (in meinen Ohren, sorry für das Wording...), während ich übers Gelände hin und her flippe um Künstlerinnen und Künstler zu finden, die es wirklich ernst meinen und sich mit Musik ausdrücken und mir meinen Horizont erweitern. War dieses Jahr leider echt nicht so erfolgreich wie sonst...
Allerdings waren die "wenigen" Highlights, die ich gefunden habe mal wieder alle der komplette Wahnsinn, deswegen will ich diese Entwicklung auch Niemandem explizit vorwerfen. Und allein schon um das im Blick zu behalten, werde ich weiter hinfahren. Ich sehe da nämlich auch einen Zusammenhang zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Diese blöden Krisen und die krasse Spaltung der Gesellschaft hat ganz schön viele Menschen sehr verunsichert und das schwindende gegenseitige Vertrauen macht es noch schwerer, sich auf einander ohne Vorbehalte einzulassen. Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass das auch eine gewisse Auswirkung auf den Fusionvibe hat.
Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass der Fokus wieder etwas stärker darauf gelegt wird, der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung etwas entgegenzusetzen, progressiv über wichtige Fragen nachzudenken und Impulse gegen die Spaltung auszusenden. So sehr ich den exzessiven Hedonismus dort liebe, aber das Bedienen von Wohlfühlerwartungen könnte man minimal zurückschrauben, genauso wie die musikalische "Hitdichte". Ich befürchte das hat schon einige liebe Menschen vergrault...