ich hab mich bisher aus dem forum rausgehalten, ergreife aber mal hier als gebürtiger ukrainer, der seit einigen jahren in deutschland lebt, das wort:
ja bitte, genau das will ich, bei einem festival daran erinnert werden, dass meine heimat zerstört wird und nie wieder so sein wird, wie ich sie kannte. euere gedanken mögen nobel sein, doch ihr vergesst, dass für mich und andere betroffene das ganze ein höchst emotional beladenes thema ist und dass bei weitem nicht jeder von uns daran erinnert werden möchte, vor allem weil viele hier in deutschland unzureichend informiert sind um wirklich mehr sagen zu können als "putin doof, krieg scheisse". ich habe dieses jahr aufm fusion mit ein paar ukrainern gesprochen, keiner von uns verlor auch nur ein wort zum krieg. nicht allen, doch vielen ukrainern geht es ähnlich.
und was soll die fusion bitte zu dem thema sagen? fuck putin, fuck war? das denken wir schon sowieso alle, das ist wohl kaum ein deepes statement, das für einen diskurs taugt. es ist doch für uns alle klar, was unsere position zum krieg ist, genauso können wir uns denken, was die betreiber der fusion vom dem ganzen halten. müssen wir jetzt unbedingt voller eifer unsere offensichtlichen und allen klaren positionen zum krieg herausposaunen? das erweckt den eindruck, dass man
unbedingt allen zeigen muss, was für ein guter mensch man ist, in dem man gegen krieg ist. applaus, gegen krieg und gegen putin zu sein ist etwas, was eigentlich normal und selbstverständlich sein sollte.
die solidarität der deutschen zu den ukrainern und die zwangsläufige erinnerung an den krieg sehe ich jeden verdammten tag, wenn ich auf die straße gehe. ihr müsst nicht noch auf einem festival offensichtliche und selbstverständliche positionen ausrufen und an ein thema erinnern, das sowieso schon omnipräsent ist. ja, es ist schön, dass ihr solidarität zeigen wollt. ich habe dabei aber jedes mal die bilder meiner zerstörten heimatstadt im kopf.
ich will damit nicht sagen, dass wir über den krieg schweigen sollten. ich will damit sagen, dass man nicht überall und immer auf zwang den protestierenden aktivisten machen muss.