TikTok Techno Culture?

void
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Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von void »

Nico3000 hat geschrieben: Do 9. Mär 2023, 14:41 Wenn wir gerade bei jugendtrends in der raveszene sind die problematisch sein könnten.
Die Ballern medis als gäbe es kein morgen mehr. Benzos, morphine und kokain scheinen aktuel der standard zu sein wenn man mit 18 feiern geht.
Interessanter Punkt, problematisch ist der Konsum von Drogen auf jeden Fall! Aber ich denke, es ist unrealistisch, dass die Jugend keine Drogen mehr zum Feiern nimmt (besonders nicht wenn man 18 ist). Drogen werden von (jungen) Menschen konsumiert. Und sind dann Medis nicht deutlich besser als Alkohol, Amphetamin, MDMA etc.? Immerhin sind Medis frei von Steckstoffen, man weiß genau, was drin ist, man hat immer eine genaue Mengenangabe des Wirkstoffs, die Nebenwirkungen sind gut untersucht. Gerade Benzos und Opioide richten doch viel weniger physischen Schaden am Körper an als der giftige Alkohol, bei ungefähr gleichem Abhängigkeitspotential. Oder übersehe ich da was? Bin wirklich an deinem Standpunkt interessiert. :)
Nico3000
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Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von Nico3000 »

void hat geschrieben: Do 9. Mär 2023, 18:28
Interessanter Punkt, problematisch ist der Konsum von Drogen auf jeden Fall! Aber ich denke, es ist unrealistisch, dass die Jugend keine Drogen mehr zum Feiern nimmt (besonders nicht wenn man 18 ist). Drogen werden von (jungen) Menschen konsumiert. Und sind dann Medis nicht deutlich besser als Alkohol, Amphetamin, MDMA etc.? Immerhin sind Medis frei von Steckstoffen, man weiß genau, was drin ist, man hat immer eine genaue Mengenangabe des Wirkstoffs, die Nebenwirkungen sind gut untersucht. Gerade Benzos und Opioide richten doch viel weniger physischen Schaden am Körper an als der giftige Alkohol, bei ungefähr gleichem Abhängigkeitspotential. Oder übersehe ich da was? Bin wirklich an deinem Standpunkt interessiert. :)

Du hast da zum großen Teil vollkommen recht. Leider vergaß ich zu erwähnen das sie dabei auch Alkohol konsumieren. Also Ketamin, Benzos, Oxys, Alkohol und Kokain auf einmal…. Schon sportlich 😅

Auch hatte ich meine Gedanken nicht deutlich vermittelt. Mir ging es zwar auch darum welsche Drogen konsumiert werden aber vorrangig war der Eindruck des unbewussten Umgangs mit Drogen das was mich doch etwas perplex gemacht hat. Und das es ein paar der stoffe sind die die Reputation haben schwerste abghängigkeiten zu erzeugen ist schon mindestens besorgniserregend.

Wobei ich und andere natürlich auch nicht den besten Umgang damals hatten und viele auch heute nicht. Und aufgrunde dessens das ich schon bekannte und Freunde an Opioide, Benzos oder alk verloren habe bin ich etwas voreingenommen.

Und natürlich sollen sie ballern wenn sie wollen.
Sollen es bitte nur etwas bewusster machen. Die die ich kennengelernt habe waren etwa auf dem Niveau von “ Heroin fasse ich nicht an aber shore geht immer”. Aber wie gesagt vlt nur meine Wahrnehmung. Will keinen an was hindern ;)


Und naja auch wenn verunreinigt wird beispielsweise mdma von dem großen teil der Konsumenten garnicht so oft konsumiert wie oben genannte Stoffe alleine aufgrund der Toleranz wohingegen die anderen eine Abhängigkeit aufbauen.
void
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Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von void »

Nico3000 hat geschrieben: Do 9. Mär 2023, 19:08
void hat geschrieben: Do 9. Mär 2023, 18:28
Interessanter Punkt, problematisch ist der Konsum von Drogen auf jeden Fall! Aber ich denke, es ist unrealistisch, dass die Jugend keine Drogen mehr zum Feiern nimmt (besonders nicht wenn man 18 ist). Drogen werden von (jungen) Menschen konsumiert. Und sind dann Medis nicht deutlich besser als Alkohol, Amphetamin, MDMA etc.? Immerhin sind Medis frei von Steckstoffen, man weiß genau, was drin ist, man hat immer eine genaue Mengenangabe des Wirkstoffs, die Nebenwirkungen sind gut untersucht. Gerade Benzos und Opioide richten doch viel weniger physischen Schaden am Körper an als der giftige Alkohol, bei ungefähr gleichem Abhängigkeitspotential. Oder übersehe ich da was? Bin wirklich an deinem Standpunkt interessiert. :)

Du hast da zum großen Teil vollkommen recht. Leider vergaß ich zu erwähnen das sie dabei auch Alkohol konsumieren. Also Ketamin, Benzos, Oxys, Alkohol und Kokain auf einmal…. Schon sportlich 😅

Auch hatte ich meine Gedanken nicht deutlich vermittelt. Mir ging es zwar auch darum welsche Drogen konsumiert werden aber vorrangig war der Eindruck des unbewussten Umgangs mit Drogen das was mich doch etwas perplex gemacht hat. Und das es ein paar der stoffe sind die die Reputation haben schwerste abghängigkeiten zu erzeugen ist schon mindestens besorgniserregend.

Wobei ich und andere natürlich auch nicht den besten Umgang damals hatten und viele auch heute nicht. Und aufgrunde dessens das ich schon bekannte und Freunde an Opioide, Benzos oder alk verloren habe bin ich etwas voreingenommen.

Und natürlich sollen sie ballern wenn sie wollen.
Sollen es bitte nur etwas bewusster machen. Die die ich kennengelernt habe waren etwa auf dem Niveau von “ Heroin fasse ich nicht an aber shore geht immer”. Aber wie gesagt vlt nur meine Wahrnehmung. Will keinen an was hindern ;)


Und naja auch wenn verunreinigt wird beispielsweise mdma von dem großen teil der Konsumenten garnicht so oft konsumiert wie oben genannte Stoffe alleine aufgrund der Toleranz wohingegen die anderen eine Abhängigkeit aufbauen.
Verstehe, das find ich schlüssig!
FabianKoronograf

Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von FabianKoronograf »

void hat geschrieben: Do 9. Mär 2023, 18:17
Soulmate hat geschrieben: Do 9. Mär 2023, 09:58 Mich interessiert es null, wie jemensch aussieht. Was mich aber tangiert ist, wenn mir jemand ungefragt(!) in einem öffentlichen Raum, im safe space des Campingplatzes, wo ich mich nach meinen Arbeitsschichten zurückziehe, vor meinem Zelt seine/ihre"Sexualität" in Form von Gewalt, Missbrauch (bleibt es auch bei SSC), Porno, auf's Auge drückt.
Die Handlungen sind das Thema. Handlungen, die ein patriarchales Machtgefälle zementieren.
Null Bock gerade, eine BDSM Diskussion zu entfachen, in der es um Macht, Machtmissbrauch, Adaption von Rollenbildern und Geschlechterstereotype, um Re-Inszenierung und Re-Traumatisierung von Traumatas geht.
Und nein, ich will auch keine Typen in Bullenuniform, die einen devoten Sklaven an der Leine führen, im öffentlichen Bereich sehen. Auch nicht mit Gummiknüppel im Po.
Übersexualisierung auf der Fusion?
Gibt's dann auch wieder hidden cam Clips, um männliche "Triebe" zu befriedigen? ^^
FabianKoronograf hat geschrieben: Do 9. Mär 2023, 11:25 Hey void, na klar doch.
Ich habe mich wohl nicht ganz klar ausgedrückt. Die BDSM Praktiken sind in meiner Argumentation losgelöst von den patriarchalen Rollenbildern zu betrachten. Nicht ständig und nicht immer ist BDSM ein Ausdruck patriachaler Unterdrückung - das stimmt und war auch nicht so gemeint.

Das mir dem Lolli und den Fotos: Das Fusion ist ja kein riesiges Fotostudio und schon mal gar nicht ein Porno Fotostudio. Zudem besteht immer die Gefahr, dass jemand unter dem Einfluss von Substanzen irgendwas zustimmt oder irgendwas tut, was sie/er sonst nicht täte (oder zumindest nicht öffentlich). Was haben wir alle nicht schon auf Raves erlebt, was im nüchternen Zustand niemals passiert wäre.

Und zum letzten Absatz: Problematisch wirds bei internalisierter Misogynie. Im Grunde kann man ja alles sein und machen, wenn einem klar ist, was man da tut. Hausfrau ist nicht gleich Hausfrau.
Okay, also ist der Knackpunkt quasi das potentielle Triggern von erlebten Gewalterfahrungen/Traumata bei Betroffenen? Also z.B. Person A sieht, wie Person B mit Person C Sex hat und Person A wird dadurch an eine erlebte Vergewaltigung erinnert? Nur damit ich das richtig verstehe. Finde ich so auf jeden Fall sehr schlüssig! :)

Aber gäbe es sonst noch valide Gründe? Wenn man persönlich keine Traumata erlebt hat, dann sollte es ja rational dann eigentlich keinen Grund mehr geben, sowas anderen zu verbieten, oder? Dass Sex ein Tabuthema ist, ist doch sicherlich eine moderne Erscheinung. War den Großteil der Menschheitsgeschichte Sex nicht normal und unschambehaftet, sodass vermutlich auch Kinder einfach zuschauten? Ist ja eigentlich auch nix dabei, außer das gesellschaftlich antrainierte Tabu, oder? Ich würde nur gerne verstehen, warum sich Menschen über Sex in der Öffentlichkeit aufregen, wenn es am Ende des Tages doch nur Photonen auf der Netzhaut sind. Gewaltassoziationen, das hab ich durch euch verstanden. Gibt's noch mehr? :)

BTW ich bin asexuell, mir ist die ganze Sache mit "Sex als Tabu" fremd. In meinen Augen ist das eine Aktivität wie Singen oder Karten Spielen. Daher meine Verwirrung über die Empörung anderer.
Nee, also einen Grund dafür Sex in der Öffentlichkeit - auf der Fusion - zu verbieten sehe ich halt auch nicht. Denke nicht, dass ein Opfer sexuellen Missbrauchs getriggert wird, wenn es Leute beim Sex sieht. Aber es gibt ja auch Sexualpraktiken, die Gewalt beinhalten - das wäre dann in der Öffentlichkeit problematisch.
FabianKoronograf

Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von FabianKoronograf »

void hat geschrieben: Do 9. Mär 2023, 18:28
Nico3000 hat geschrieben: Do 9. Mär 2023, 14:41 Wenn wir gerade bei jugendtrends in der raveszene sind die problematisch sein könnten.
Die Ballern medis als gäbe es kein morgen mehr. Benzos, morphine und kokain scheinen aktuel der standard zu sein wenn man mit 18 feiern geht.
Interessanter Punkt, problematisch ist der Konsum von Drogen auf jeden Fall! Aber ich denke, es ist unrealistisch, dass die Jugend keine Drogen mehr zum Feiern nimmt (besonders nicht wenn man 18 ist). Drogen werden von (jungen) Menschen konsumiert. Und sind dann Medis nicht deutlich besser als Alkohol, Amphetamin, MDMA etc.? Immerhin sind Medis frei von Steckstoffen, man weiß genau, was drin ist, man hat immer eine genaue Mengenangabe des Wirkstoffs, die Nebenwirkungen sind gut untersucht. Gerade Benzos und Opioide richten doch viel weniger physischen Schaden am Körper an als der giftige Alkohol, bei ungefähr gleichem Abhängigkeitspotential. Oder übersehe ich da was? Bin wirklich an deinem Standpunkt interessiert. :)
Beim Testzelt hängt ja eine Tafel auf der eben Mischkonsum beschrieben ist, was funktioniert womit und was eben nicht. Zum Beispiel Keta und Alkohol gehen gar nicht. Wenn Konsumenten sich wenigstens mal die Mühe machen würden, auf Kontraindikationen zu achten, wäre damit viel getan. Aber ich sehe Menschen querbeet, egal welches Alter, einfach völlig random Dinge in ihren Körper schütten. Darauf habe ich keinen Bock mehr. In meinem Camp bin ich streng und pfeife Leute, die es übertreiben, auch mächtig an. Wenn die nämlich abkacken und medizinische Hilfe brauchen, killt das zum Teil den Vibe von allen ZeugInnen - ist dumm und vermeidbar.
Morricone
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Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von Morricone »

Ist halt wie bei so Vielem:
'Die Dosis macht das Gift.'
bzw. im übertragenen Sinn:
'Mach was du willst, aber wenn, dann bitte mit dem Setting entsprechendem und vor allem deine Mitmenschen respektierendem(!) Fingerspitzengefühl.'

Leider mangelts all zu oft an genau diesem Fingerspitzengefühl. Stattdessen: Hauptsache ICH hab neinen Spaß... ich ich ich...
FabianKoronograf

Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von FabianKoronograf »

Morricone hat geschrieben: Fr 10. Mär 2023, 13:09 Ist halt wie bei so Vielem:
'Die Dosis macht das Gift.'
bzw. im übertragenen Sinn:
'Mach was du willst, aber wenn, dann bitte mit dem Setting entsprechendem und vor allem deine Mitmenschen respektierendem(!) Fingerspitzengefühl.'

Leider mangelts all zu oft an genau diesem Fingerspitzengefühl. Stattdessen: Hauptsache ICH hab neinen Spaß... ich ich ich...
Unterschreibe ich!
Senfessig
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Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von Senfessig »

Durch die Covid-Zeit habe ich das Gefühl, dass ein wenig die "Weitergabe" Feierkultur an jüngere Menschen, die gerade erst anfangen, in Clubs und auf Festivals zu gehen, teilweise abgerissen ist.

Themen wie respektvoller Umgang miteinander, Ablehnung von Rassismus, Homophobie und patriachalischen Strukturen, das Vermeiden von Filmen/Fotografieren anderer, Safer Use von Drogen usw. müssen nunmal aktiv verbreitet und in unserer Kultur weitergegeben werden. Da hilft es nicht unbedingt, wenn wir jetzt jungen Leuten mit Fetishkleidung die Hardtechno mögen kollektiv Selbstdarstellungszwang, Tiktok-Sucht und Respektlosigkeit unterstellen und von der Fusion ausschließen.
Ich persönlich mag ja Fetishparties mit Hardtechno und habe dort viele positive Erfahrungen gehabt, auch wenn ich etwas älter war als die meisten dort.

Einzig die Frage bzgl. Shirtless müsste in dem Kontext mal geklärt werden, da auf solchen Parties sehr viele (hauptsächlich männlich aussehende) shirtless rumlaufen. Zu dem Thema gibt es aber schon ausgiebige Diskussionen in anderen Threads in dem Forum (zB https://forum.kulturkosmos.de/viewtopic ... 5&start=60)
.Equalizer
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Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von .Equalizer »

void hat geschrieben: Mi 8. Mär 2023, 09:59
Soulmate hat geschrieben: Di 7. Mär 2023, 17:38 Die sehen so aus, wie im Berghain oder Kitty oder wie auf der Documenta fifteen auf kinky BDSM Queer sexpositiv bodypositiv BDSM/SM Parties.
Ein filthy shit of grey Verschnitt, in selbigem patriarchale Rollenbilder weiter zementiert werden.
Nach meiner Erfahrung vom Prärie Festival letztes Jahr, wo sich 18jährige Frauen in kinky Harness Klamotten auf unserem Crew Camping Platz breitbeinig auf dem Boden mit Lolli in der Vagina, selbigen ableckend, von schmierigen pornart Fotografen des Kitty und Co. ablichten liessen, bin ich mir nicht sicher, ob ich sowas auf der Fusion auch erleben möchte.
Mit Techno hatte das mitnichten was zu tun aber mit krassem Drogenkonsum, Übersexualisierung, Selbstdarstellung und Traumaverarbeitung.
Ich verstehe das Problem nicht. Inwieweit tangiert es dich denn, was andere anhaben oder wie sie sich fotografieren lassen? Es tangiert dich nur in der Art, dass Photonen an diesen Personen abprallen und in deine Augen fallen. Wenn du das nicht magst, schau halt weg. Aber sich über sowas aufzuregen, ist für mich wie wenn man sich über die Homo-Ehe aufregt. Die Fusion ist ein Ort, an dem "Ich mag das nicht, deswegen darfst du es nicht machen" fehl am Platz ist. Sollen die Leute doch alle nackt rumspringen und von mir aus auch Sex haben. Das hindert mich/dich/uns ja keinesfalls daran, angezogen zu bleiben und keinen Sex zu haben (oder was auch immer man auf der Fusion halt machen will). Oder übersehe ich hier was Grundlegendes?

Erst, wenn andere Menschen tangiert werden, kann man drüber diskutieren. Thema Handy und Filmen zum Beispiel. Aber beim Aussehen verstehe ich die Argumentation nicht. Das soll jeder bitte ganz alleine entscheiden, wie er aussehen will (Achtung: Nazi-Symbole auf Kleidung tangieren sehr wohl andere Menschen).

Also das Argument, dass es wenn man andere Leute beim öffentlichen Sex sieht, nur "Photonen auf deiner Linse" sind empfinde ich doch als sehr schwach. Stringent weitergedacht würde "schau doch einfach weg", wie du schon selbst merkst, auch für Hakenkreuze gelten. "Ey, ist doch nur eine Anordnung von Atomen, die da Sonnenlicht reflektieren." Die Argumentation geht stark in Richtung Nihilismus.
void
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Re: TikTok Techno Culture?

Beitrag von void »

.Equalizer hat geschrieben: Di 14. Mär 2023, 00:23 Also das Argument, dass es wenn man andere Leute beim öffentlichen Sex sieht, nur "Photonen auf deiner Linse" sind empfinde ich doch als sehr schwach. Stringent weitergedacht würde "schau doch einfach weg", wie du schon selbst merkst, auch für Hakenkreuze gelten. "Ey, ist doch nur eine Anordnung von Atomen, die da Sonnenlicht reflektieren." Die Argumentation geht stark in Richtung Nihilismus.
Das Argument lautet, dass man den Photonenbeschuss des Gegenübers zu erdulden hat, insofern man selbst dadurch nicht tangiert wird.
Hakenkreuze tangieren, weil damit Menschenhass transportiert wird. Man spricht damit Außenstehende an und missbilligt mit seinem Photonenbeschuss die Existenz anderer Menschen. Das Hakenkreuz wurde genau für diesen Grund an die Kleidung angebracht: nämlich der Transport von Hassbotschaften. Der Photonenbeschuss anderer durch das Hakenkreuz ist hier das Hauptziel. Und Wegschauen = Billigung des Hasses.

Aber beim Sex? Das ist ja ein Ding zwischen zwei oder mehreren Personen, Außenstehende werden dadurch nicht (bewusst) angesprochen. Und Sex wird auch nicht betrieben, um Hassbotschaften zu transportieren, sondern zum Spaß. Der Photonenbeschuss anderer durch Sex ist ein Kollateralschaden, er ist NICHT der Grund für die Aktion (sondern eben die sexuelle Lust). Es gibt keine Intention des Hasses. Wegschauen = Billigung des Spaßes. Wie soll ein Mensch also durch das Sehen von sexuellen Handlungen tangiert werden?

--> Triggern von erlebten Gewalterfahrungen, das haben wir soweit schon erörtert und diesen Punkt kann ich auch voll nachvollziehen!

--> Aber abgesehen davon? Jemand, der keine Gewalt erfahren hat, welche Vorbehalte hat diese Person dann noch? (Ehrlich gemeinte Frage)
Ich denke irgendwie, dass die Empörung über Sex in der Öffentlichkeit (abgesehen von der besagten Gewaltthematik) bei den meisten Menschen keinen rationalen Grund hat, sondern ein gesellschaftlich antrainiertes Tabu ist. Denn eigentlich ist da ja nichts dabei, es ist eine Aktivität wie Sport. Manche lieben es, andere hassen es. Aber keiner würde sagen "Ich mag kein Sport, deswegen darfst du das nicht in meinem Sichtfeld spielen."

Aber vielleicht kennst du ja doch weitere rationale Gründe, die eine Empörung rechtfertigen. Oder findest Fehler in meiner Argumentation. Bin sehr gerne bereit, meine Ansicht zu ändern, wenn es valide Argumente gibt, die ich bisher noch nicht sehe. :)
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