@M11 @samyali
@dübelfreund hat es leider gerade NICHT auf den Punkt gebracht.
Denn was er schreibt, ist eine völlige Verkehrung des Verursacherprinzips. Das genaue Gegenteil wäre doch richtig:
Nicht die vom Passivrauch betroffene Person muss aktiv werden (Rücksicht erbitten bzw. örtlich ausweichen), sondern diejenige Person, die durch ihr Tun (dem Rauchen) potenziell andere Menschen belästigt/schädigt. Und hier zeigt die Erfahrung leider ganz eindeutig, dass es ohne klare Regelung nicht funktioniert. Dass Passivrauchen andere Menschen schädigt, weiß heutzutage doch wirklich jedes Kind. Und trotzdem sind beispielsweise viele Clubs in Berlin nach wie vor verraucht. Freiwillige Rücksichtnahme ist also leider nicht garantiert - trotz vieler "netter und aufgeklärter Menschen". Wenn Nichtrauchende wirklich - wie von @dübelfreund vorgeschlagen - ständig um Rücksicht bitten bzw. "ein paar Steps zur Seite dancen" sollen, dann wären Betroffene wohl das ganze Festival über damit beschäftigt (hört sich nach richtig viel Spaß und guter Laune an ..). Mal ganz davon abgesehen, dass es nicht viel bringt, ein paar Meter zur Seite zu gehen, wenn der gesamte Innenraum zugequalmt ist bzw. man draußen 2 Meter weiter direkt die nächste Rauchwolke betritt. Darüber hinaus ist auch nicht jeder Mensch selbstsicher und durchsetzungsfähig genug, um ständig seine Bedürfnisse/Rechte einzufordern. Was wir erleben ist vielmehr oft die paradoxe Situation, dass Nichtrauchende Rücksicht auf die Rücksichtslosigkeit einiger Rauchende nehmen, weil sie nicht als 'Spaßbremse' dastehen wollen. Auch hier hilft nur ein klar kommuniziertes Rauchverbot, das von den Organisator:innen des Festivals ausgeht und auch durchgesetzt wird.
Generell habe ich es auch noch nie verstanden, wie Leute ernsthaft davon ausgehen können, dass es ihr gutes Recht sein soll, mitten in einer engen Menschenmenge mit einer brennenden Kippe rumzuhantieren. Da sind Verbrennungen anderer Menschen doch vorprogrammiert.
Ich möchte mich beim Tanzen auch mal fallen lassen und die Augen schließen können, ohne ständig Gefahr laufen zu müssen, mir eine Verbrennung an Haut oder Kleidung zuzuziehen. D.h. wer eine/n Rauchen will, sollte schon alleine deshalb kurz mal die tanzende Menge verlassen und an den Rand gehen. Von vielen wird das so ja auch schon ganz selbstverständlich praktiziert. Wo wäre also das Problem, wenn Rauchende dann einfach noch ein paar Meter weiter gehen, sodass auf der Tanzfläche einigermaßen rauchfreie Zustände vorherrschen. Das Mindeste wäre in jedem Fall mal alle Innenräume rauchfrei zu gestalten, denn hier ist die Rauchbelastung oft extrem. Im nächsten Schritt könnte man manche Openair-Bühnen/Tanzflächen zu Nichtrauchendenfloors deklarieren. Müssten ja auch nicht direkt gleich alle sein, aber dann hätten Menschen, die unter dem Passivrauchen leiden, wenigsten ein paar Optionen an der Hand.
Und ja die Fusion ist ein Ort der Freiheit. Aber ich betone es gerne nochmal:
Freiheit ist immer auch die Freiheit anderer. Rücksichtnahme/Respekt/Awareness ist essentiell. Ohne derartige Werte ist Freiheit nicht viel wert und kehrt sich schnell ins Gegenteil. Neue Regeln sind auch nicht immer gleich Teil einer bösen "Verbotskultur". Manchmal braucht es eben Verbote, um die Freiheit bestimmter Menschen überhaupt erst zu ermöglichen.
Hier könnte man mal etwas mehr Offenheit an den Tag legen, ohne gleich reflexhaft den Teufel an die Wand zu malen. Zudem versteht sich die Fusion auch als politisch fortschrittlich, inklusiv und utopistisch. Dann lasst uns diesen Anspruch doch auch mal ernst nehmen und einfach realisierbare Fortschritte auch tatsächlich angehen. Vor diesem Hintergrund sollten Rauchverbote an ausgewählten Orten (alle Innenräume + bestimmte Floors) eigentlich selbstverständlich sein.
Zuletzt noch eine Anmerkung zur Aussage "niemand müsse ja an Orte gehen, wo geraucht wird". Aus meiner Sicht ist das ein ziemlich fragwürdiges Verständnis von Gesellschaft und Kultur. Nur weil einige Rauchende nicht bereit sind, Rücksicht zu nehmen, sollen andere demnach zuhause bleiben? Soziokulturelle Teilhabe also nur für ausreichend fitte Menschen mit stählerner Lunge?
Für vorerkrankte Menschen (wie z.B. ein Kumpel von mir, der erst vor Kurzem Leukämie überstanden hat) stellt sich nämlich genau diese Frage. Entweder verzichtet er auf die Fusion/Clubs oder er setzt seine gerade erst zurückgewonnene Gesundheit wieder aufs Spiel. Das müsste nicht so sein! Deshalb brauchen wir dringend mehr Awareness beim Thema Rauchen. Die Organisator:innen der Fusion stehen hier in der Verantwortung.