Hm, Zionismus ist doch erstmal nur das Streben nach einem unabhängigen, jüdisch geprägten Staat, oder? Berichtigt mich gern. Aber das Wort als solches hat doch zig verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Indem man es einschlägig als "Zionismus"=Nationalismus verwendet unterschlägt man doch andere Lesarten; bzw. wirft andere Lesarten in den selben Topf.Wigoo hat geschrieben: ↑Di 11. Jun 2024, 14:08Zionismus ist eine nationalistische Ideologie. Du kannst dich nicht "mit der zionistischen Idee identifizieren" und gleichzeitig "Nationalismus ablehnen". Von den 16 Parteien im israelischen Parlament sind 12 Zionisten. Von diesen 12 sind lediglich zwei grob in der politischen Mitte anzusiedeln, weitere zwei sind konservative Nationalisten, aber zumindest säkular eingestellt. Die übrigen acht Parteien bilden die Regierung. Da ist von Rechtspopulisten bis Rechtsextremisten und Antisäkulären bis Ultraorthodoxen viel dabei, aber nationalistisch bis ultranationalistisch sind sie alle. Und ich glaube deren Meinung zu LGBTQ, Feminismus oder Rassismus kann man sich denken. Den Faschismusvorwurf muss sich Netanjahu spätestens seit der geplanten Justizreform gefallen lassen, die nach wie vor die gesamte isrealische Demokratie bedroht. Ich glaube einigen Leuten hier ist immer noch nicht bewusst, wie rechts die aktuelle Regierung, aber auch die gesamte Parteienlandschaft in Isreal ist.Rave2D2 hat geschrieben: ↑Mo 10. Jun 2024, 22:31 Für dich sind "Zionisten" jetzt die Leute, die sich für einen nationalistisches, faschistisches Israel einsetzen, ja?
Dann wäre ja Nationalismus und Faschismus der Feind.
Mit deiner Wortwahl spuckst du auf Leute, die sich mit der zionistischen Idee identifizieren und Nationalismus und Faschismus ablehnen und
bekämpfen.
Vielleicht geh ich an die Sache auch zu theoretisch ran. Aber ich finde es irritierend, wenn vorausgesetzt wird, dass man "Zionismus" auf "heute regierende jüdische Parteien und deren Unterstützer" reduziert. Das führt doch zwangsläufig zu Missverständnissen.
Ähnlich "Nationalismus" und "Nation". Ich verstehe jeden, der sagt, "Nation ohne Nationalismus nicht möglich". Dann hat man aber auch wieder sehr spezielle Begriffe von "Nation" und "Nationalismus". Wenn ich von Nationalisten spreche, meine ich Leute, die die eigene Nation krankhaft überhöhen. Und ich benutze den Begriff zumindest in der Annahme, das andere Leute den Begriff ähnlich lesen. Ich kann mich mit einer Idee des jüdischen Staats identifizieren, ohne diesen zu überhöhen. Zwar glaube ich dann an das Konzept der "Nation", würde mich aber selbst nicht als Nationalisten bezeichnen.
Bei "Christentum" differenziert man doch auch zwischen einer humanistischen Idee, kirchlichen Machstrukturen und so Label-Christen wie der CDU/CSU, die mit der christlichen Idee nichts mehr gemein haben. Bei "Zionimus" reduziert man das aber auf die aktuelle israelische Regierung?
Ich hab auch Bock, dass das Nationen-Konzept überwunden wird. Aber ist es nicht ein bisschen... damit bei Israel anzufangen?