Die Fusion ist zu unpolitisch!

Was sonst nicht passt aber geschrieben werden muss
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Stopf
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Die Fusion ist zu unpolitisch!

Beitrag von Stopf »

Wir beobachten global, dass linke Ideen an Rückenwind verlieren, das Erstarken der Rechten und deren Narrative. Wir beobachten, dass Konflikte in einer unerwarteten Heftigkeit blutig ausgetragen werden und in meiner Wahrnehmung, dass die Welt aktuell tendenziell eine ungerechtere wird. Das alles scheint zuguterletzt keine Momentaufnahme, sondern die "Marschrichtung" der nächsten Jahre – ich habe natürlich auch keine Glaskugel, doch weiß ich die Vorzeichen gerade nicht anders zu interpretieren.

Und dann die Fusion, die es schafft den Sommer zum Strahlen zu bringen: Seit jeher ein linkes Festival: Ferienkommunismus. Antifa. Feminismus. Antikapitalistisch. Antirassismus. Im Kern werden mir wahrscheinlich wenige widersprechen, dass die Fusion dafür und für noch viel mehr steht.

Doch so wie ich die Fusion dieses Jahr wahrgenommen habe war sie nicht viel anders, als in den Jahren zuvor. Natürlich war es wunderschön und es steckt so wahnsinnig viel Liebe im Detail, es werden am Fließband schöne Momente produziert (*hust) und die politische Konnotation ist weiterhin deutlich zu spüren und das überall. Gleichzeitig frage ich mich dennoch, wo wird die Reise hingehen. Feiern wir das Festival in 20 Jahren mit einer vielleicht deutlich rechteren Regierung in gleicher Weise? Träumen von einer gerechteren Welt, die wir in Teilen für ein Wochenende zelebrieren aber nicht wirklich in die Welt tragen können? Träumen von Diversität, die wir aber auch in Wahrheit nie auf der Fusion erreicht haben?

Es ist natürlich nur ein kleiner temporärer Kosmos, der auch einfach Rückzugsraum vom Alltag ist. Gleichzeitig ist es aber auch eine Zusammenkunft progressiver Menschen und aus meiner Sicht wird das Potential politischer Aktivierung noch viel zu wenig ausgeschöpft. Sowohl seitens der einzelnen Floors durch eigene Initiative als auch seitens des Kulturvereins, der durch entsprechende Rahmenvorgaben mehr Aktivierung einfordern könnte.

Die Fusion kann noch viel mehr ein Ort sein, der durch Impulswirkungen linke Ideen in die Außenwelt trägt. Wir sollten uns fragen, wie wir das erreichen können und auch wie die Fusion diverser werden kann.

Nur eine Idee:

• Ich fände zum Beispiel vermehrte, flächendeckende Feierpausen gut, die auf den Floors durch politische Schwerpunktthemen gefüllt werden.

Ist so alleinstehend natürlich ein No Brainer, soll nur heißen, es gibt Möglichkeiten, das Rahmenprogramm anzupassen. Es Bedarf aus meiner Sicht dafür auch mehr Transparenz zu den einzelnen Floors. Wofür stehe sie? Was machen sie und kann ich mich beteiligen? Und generell einer intensiven Kommunikation zwischen den Playern. Ebenfalls ganz platt gesprochen aus meiner No Brainer Perspektive…

Bitte verzeiht, stecke in den Fusion Strukturen ja nicht wirklich drin. Ich sehe halt vor allem den Ort, der einerseits magisches leistet, dessen Magie im Alltag aber auch wieder schnell verpufft. Korrigiert mich gerne, vielleicht habe ich auch eine ganz falsche Wahrnehmung zur Fusion.
Zuletzt geändert von Stopf am Di 2. Jul 2024, 12:27, insgesamt 1-mal geändert.
Deleted User 63673

Re: Die Fusion ist zu unpolitisch!

Beitrag von Deleted User 63673 »

Die Fusion erreicht am meisten damit indem sie einfach zeigt, dass man auch einfach gemeinsam gut feiern kann und aufeinander achten kann.
Wird das zu politisch bleiben viele weg. Mein Freundeskreis ist grösstenteils leicht links und die gehen dahin zum feiern. Nicht um politisch beeinflusst zu werden. Maja darf von mir aus gern in Ungarn inhaftiert werden...Menschen die andere Menschen angreifen braucht keiner und dafür gibts wohl auch von einem großen Teil der Besucher keinen Support.

Die Welt wird rechter weil die Probleme der Menschen nicht gelöst werden sondern negiert werden. Weil linke vor Problemen die mit ihrer Politik einhergehen die Augen verschliessen. Und dann wundern sich alle wenn die Afd gewählt wird. Das einzige Mittel gegen die AfD ist eine Linke die sich der eigenen Probleme bewusst ist und diese Probleme offen und ohne Angst vor eigenen Lebenslügen anzugehen. Schafft sie das nicht wird die linke langfristig immer mehr Boden verlieren und zudem den rechten helfen zu gewinnen.
Wenn dann sollte die Fusion also diese Themen aufgreifen und für eine Veränderung der linken Politik einstehen.
Stopf
Beiträge: 27
Registriert: Mi 27. Jun 2018, 13:47

Re: Die Fusion ist zu unpolitisch!

Beitrag von Stopf »

dickerschmetterling hat geschrieben: Mo 1. Jul 2024, 23:46 Die Fusion erreicht am meisten damit indem sie einfach zeigt, dass man auch einfach gemeinsam gut feiern kann und aufeinander achten kann.
Wird das zu politisch bleiben viele weg. Mein Freundeskreis ist grösstenteils leicht links und die gehen dahin zum feiern. Nicht um politisch beeinflusst zu werden. Maja darf von mir aus gern in Ungarn inhaftiert werden...Menschen die andere Menschen angreifen braucht keiner und dafür gibts wohl auch von einem großen Teil der Besucher keinen Support.

Die Welt wird rechter weil die Probleme der Menschen nicht gelöst werden sondern negiert werden. Weil linke vor Problemen die mit ihrer Politik einhergehen die Augen verschliessen. Und dann wundern sich alle wenn die Afd gewählt wird. Das einzige Mittel gegen die AfD ist eine Linke die sich der eigenen Probleme bewusst ist und diese Probleme offen und ohne Angst vor eigenen Lebenslügen anzugehen. Schafft sie das nicht wird die linke langfristig immer mehr Boden verlieren und zudem den rechten helfen zu gewinnen.
Wenn dann sollte die Fusion also diese Themen aufgreifen und für eine Veränderung der linken Politik einstehen.
"Das Konzept von Demokratie ist an einem Scheidepunkt: Sie muss sich entweder verbessern oder sie wird sterben" (Marina Weisband).

Die Erwartung, dass sich Poltik von Innen verbessert wird sich nicht erfüllen. Wir müssen unser Konsumverständnis von Politik ablegen. Die Machthabenden sind keine Dienstleister, die unsere Probleme lösen. Wir als Gesellschaft müssen uns ändern und dann kann aus unserer Mitte eine bessere Politik erfolgen.

Das heißt, wir müssen von einer passiven Haltung in eine aktive gehen und mehr an demokratischem Wirken teilhaben! Die Fusion ist ein wirkmächtiger Ort, der darauf mehr Einfluss nehmen kann und sollte. Es gibt nicht "wir hier unten" und "die da oben", sondern wir sind wirkmächtig. Das müssen nicht nur die Kleinsten (Kinder) in unserer Gesellschaft lernen auch wir müssen es immer wieder erleben.

Natürlich soll die Zeit des Feierns nicht verloren gehen. Ich denke, wir sollten sie einfach ein wenig in ein anderes Verhältnis rücken auch aus Respekt denjenigen gegenüber, die nicht dieses Privileg haben. Ich glaube nicht, es würde Menschen fernhalten.

Noch ein Gedanke am Ende: Es ist ein Trugschluss zu glauben, in einer sich verändernden Welt wird die Fusion von Veränderungen unberührt bleiben, so oder so. Stell dir eine AFD-geführte Landesregierung vor. Was würde das für die Fusion bedeuten? Wäre es dann an der Zeit für mehr Aktivismus?
BENommen
Beiträge: 85
Registriert: Mo 19. Jun 2023, 18:48

Re: Die Fusion ist zu unpolitisch!

Beitrag von BENommen »

Stopf hat geschrieben: Mo 1. Jul 2024, 23:12 Wir beobachten global, dass linke Ideen an Rückenwind verlieren, das Erstarken der Rechten und deren Narrative. Wir beobachten, dass Konflikte in einer unerwarteten Heftigkeit blutig ausgetragen werden und in meiner Wahrnehmung, dass die Welt aktuell tendenziell eine ungerechtere wird. Das alles scheint zuguterletzt keine Momentaufnahme, sondern die "Marschrichtung" der nächsten Jahre – ich habe natürlich auch keine Glaskugel, doch weiß ich die Vorzeichen gerade nicht anders zu interpretieren.

Und dann die Fusion, die es schafft den Sommer zum Strahlen zu bringen: Seit jeher ein linkes Festival: Ferienkommunismus. Antifa. Feminismus. Antikapitalistisch. Antirassismus. Im Kern werden mir wahrscheinlich wenige widersprechen, dass die Fusion dafür und für noch viel mehr steht.

Doch so wie ich die Fusion dieses Jahr wahrgenommen habe war sie nicht viel anders, als in den Jahren zuvor. Natürlich war es wunderschön und es steckt so wahnsinnig viel Liebe im Detail, es werden am Fließband schöne Momente produziert (*hust) und die politische Konnotation ist weiterhin deutlich zu spüren und das überall. Gleichzeitig frage ich mich dennoch, wo wird die Reise hingehen. Feiern wir das Festival in 20 Jahren mit einer vielleicht deutlich rechteren Regierung in gleicher Weise? Träumen von einer gerechteren Welt, die wir in Teilen für ein Wochenende zelebrieren aber nicht wirklich in die Welt tragen können? Träumen von Diversität, die wir aber auch in Wahrheit nie auf der Fusion erreicht haben?

Es ist natürlich nur ein kleiner temporärer Kosmos, der auch einfach Rückzugsraum vom Alltag ist. Gleichzeitig ist es aber auch eine Zusammenkunft progressiver Menschen und aus meiner Sicht wird das Potential politischer Aktivierung noch viel zu wenig ausgeschöpft. Sowohl seitens der einzelnen Floors durch eigene Initiative als auch seitens des Kulturvereins, der durch entsprechende Rahmenvorgaben mehr Aktivierung einfordern könnte.

Die Fusion kann noch viel mehr ein Ort sein, der durch Impulswirkungen linke Ideen in die Außenwelt trägt. Wir sollten uns fragen, wie wir das erreichen können und auch wie die Fusion diverser werden kann.

Nur eine Idee:

• Ich fände zum Beispiel vermehrte, flächendeckende Feierpausen gut, die auf den Floors durch politische Schwerpunktthemen gefüllt werden.

Ist so alleinstehend natürlich ein No Brainer, soll nur heißen, es gibt Möglichkeiten, das Rahmenprogramm anzupassen. Es Bedarf aus meiner Sicht dafür auch mehr Transparenz zu den einzelnen Floors. Wofür stehe sie? Was machen sie und kann ich mich beteiligen? Und generell einer intensiven Kommunikation zwischen den Playern. Ebenfalls ganz platt gesprochen aus meiner No Brainer Perspektive…

Bitte verzeiht, stecke in den Fusion Strukturen ja nicht wirklich drin. Ich sehe halt vor allem den Ort, der einerseits magisches leistet, dessen Magie im Alltag aber auch wieder schnell verpufft. Korrigiert mich gerne, vielleicht habe ich auch eine ganz falsche Wahrnehmung zur Fusion.
+1
Mache mir echt Sorgen bei der momentanen Entwicklung in Europa und der Welt. Zwar steht direkt im Vorwort des diesjährigen Heftchens was dazu, aber da geht noch mehr!
paskwax
Beiträge: 190
Registriert: Sa 23. Apr 2022, 20:09

Re: Die Fusion ist zu unpolitisch!

Beitrag von paskwax »

Ich würde mit mehr Infos der floors und kollektive wünschen in Bezug darauf wofür sie stehen, welche Initiativen und Projekte dahinter stehen und wie man mitmachen kann.

Ich denke viele Leute würden gerne außerhalb der Fusion aktiv werden. Es ist etwas schwierig ohne bei der Fusion mehrfach als supporter zu arbeiten und so vielleicht zufällig den einen oder anderen Kontakt kennenzulernen. Eine leichtere einstiegsbarriere durch zB gezielte Zeiten, events, stellen, wo man sein Interesse anmelden kann oder einfach kontaktinformationen und mehr Aufklärung über die Vereine und was sie tun, könnte da Abhilfe schaffen.
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